Archivbestand
Gemeinsames Kabinett des Grafen Friedrich Ludwig und seiner Brüder (Bestand)
Zur Geschichte des Bestandes: Das Schriftgut, das den Bestand Rep.10 "Akten des Gemeinsamen Kabinetts aus der Zeit des Grafen Friedrich Ludwig" der Abteilung Freudenbergsches Archiv des Staatsarchivs Wertheim bildet, entstand während der gemeinsamen Regierungszeit der fünf Brüder Johann Ludwig Vollrath, Friedrich Ludwig, Karl Ludwig, Johann Philipp und Wilhelm Heinrich Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg. In der Virneburger Linie des Hauses Löwenstein-Wertheim war zu dieser Zeit noch nicht die Primogenitur eingeführt, und so mußte jeder Bruder zu den Beschlüssen, die den gräflichen Gemeinschaftsbesitz (Fideikommiß) betrafen, gehört werden. Bis zu seinem Tod 1741 war Graf Ludwig Moritz von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, der Onkel der Brüder, der Senior des Grafenhauses, danach übernahm Graf Johann Ludwig Vollrath diese Rolle, und ungefähr um diese Zeit beginnt die den Bestand bildende Überlieferung. Zunächst versuchten die Grafen, die Regierungsgeschäfte ohne feste Regelung über die Entscheidungsfindung zu führen, was enorme Verzögerungen zur Folge hatte, da kaum Einigkeit herrschte. 1746, nach etlichen Beschwerden von Untertanen beim Kaiser, erging daher ein Erlaß, wonach die Grafen mehrmals wöchentlich Konferenzen abhalten sollten. Im Bestand StAWt-F Rep. 50a "Wertheimer Zettel" existieren noch Protokolle (Nr. 296, 926, 927, 929, 937, 972) von diesen Konferenzen. Sie erfüllten ihren Zweck aber kaum, da nur selten Einstimmigkeit erlangt werden konnte. Es ergab sich eine Art eigene Registratur für die Verhandlungen der Grafen über Fideikommißangelegenheiten, da fast jede Stellungnahme eines der Brüder schriftlich festgehalten wurde bzw. die Brüder nur schriftlich miteinander verkehrten. Diese Separatregistratur wurde parallel zu der Registratur der Regierung der Grafschaft geführt und beinhaltet auch Abschriften von Auszügen der Regierungsprotokolle. Der zweitälteste Graf, Graf Friedrich Ludwig, hatte wohl ein besonderes Interesse an dieser Separatregistratur bzw. hielt sie in seiner Obhut; denn in seinem Testament (StAWt-F Hausurkunden Nr.171) von 1783 legte er zu einem Zeitpunkt, zu dem sein älterer Bruder noch lebte, fest, was mit seinen "Kabinettsakten" geschehen sollte. Mit Kabinettsakten scheint er aber, wie sich aus der Beschreibung im Testament schließen läßt, die Separatregistratur gemeint zu haben. Da die Bezeichnung nie festlag ("Privat Archiv", "Geheime Kabinettsregistratur", "Privatregistratur") ist diese besondere Benennung nichts Außergewöhnliches. Für die Vermutung, daß es sich bei dem vorliegenden Bestand um die "Graf Friedrichschen Kabinettsakten" handelt, spricht auch die Tatsache, daß die Akten kurz nach dem Tode des Grafen Friedrich Ludwig im Januar 1796 ins Archiv gelangten. Es wurde eine Art Eingangsverzeichnis unter dem Titel "Fideikommissakten" erstellt, und man versah die Büschel mit römischen Zahlen von 1 - 281. Dieses Verzeichnis diente seither als Findmittel. 1906 fand der Archivar Dr. Wecken von ursprünglich 281 nur noch ca. 90 Büschel vor. Ein großer Teil der fehlenden Akten wurde wahrscheinlich in andere Bestände verlagert.
Einleitung: Akten, die sich auf die Grafschaften Virneburg und Löwenstein beziehen, fehlen fast vollständig im Bestand; sie könnten in die entsprechenden Bestände der Abteilung Freudenbergsches Archiv gelangt sein (Rep. 103 - 110 bzw. 130 - 148a). Ähnlich könnte es sich mit den fehlenden Akten, die die Grafschaft Wertheim betreffen, verhalten; hier müßte man in den Beständen Rep. 8 - 33 und Rep. 50a nachforschen. Aber auch Wecken selbst wies noch Akten aus dem Bestand anderen Beständen zu, vor allem Rep. 40b und 40d "Dienersachen". Er erkannte die Zusammenhänge zwischen den "Fideikomissakten" und den Graf Friedrich Ludwigschen Kabinettsakten und bezeichnete den Bestand daher als "Graf Friedrich Ludwigsche Kabinettsakten". Bei der Bestandsüberprüfung 1977 wurden nur noch 76 Büschel vorgefunden, zwei weitere kamen als Anhang bis 1995 hinzu. Die den Bestand Rep. 211 "Kabinettsakten des Grafen Wilhelm Heinrich" bildenden Akten stammen aus dem gleichen Zeitabschnitt und ähneln von der Struktur sehr denen des vorliegenden Bestandes. Ihre Entstehung und Herkunft sind jedoch noch nicht geklärt, es könnte sich aber dabei um eine Art Handakten des Grafen Wilhelm Heinrich handeln.
Bearbeiterbericht: Der Bestand wurde im April/Mai 1995 von dem Archivinspektoranwärter Peter Halicska während seines Abschlußpraktikums unter Anleitung durch Archivamtfrau Martina Heine neu verzeichnet und verpackt, da das alte Findmittel von 1796 nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügte. Es stellte sich gleich zu Beginn der Verzeichnung heraus, daß es sich nicht, wie es die Bestandsbezeichnung "Graf Friedrich Ludwigsche Kabinettsakten" suggeriert, um die Handakten des Grafen Friedrich Ludwig handelt, sondern daß der Bestand aus der oben beschriebenen Separatregistratur erwuchs, da die Zusammensetzung und der Inhalt dafür sprachen. Daher wurde die Bezeichnung Dr. Weckens verändert, damit keine falschen Erwartungen an den Bestand gerichtet werden. Ebenso stellte der Bearbeiter fest, daß in anderen Beständen (z.B. StAWt-F Rep. 11, 12a, 21, 32, 33, 161, 162b) Akten ähnlichen Inhalts existieren, die jedoch zumeist der Provenienz "Regierung" entstammen, daß aber auch Akten des Bestandes selbst verlagert wurden. Einige Akten sind durch Wasserschäden schwer beschädigt. Der Bestand umfaßt 2,1 lfd. m. bei 78 Nummern. Die Zitierweise lautet StAWt-F Rep. 10 Nr. ... Wertheim, Juni 1995 P. Halicska
- Bestandssignatur
-
Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 10
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Altes Archiv >> Privatkanzleien, Kabinette
- Bestandslaufzeit
-
1653-1795
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
13.11.2025, 14:40 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1653-1795