Bestand
Schwäbischer Turnerbund e. V. (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Einleitung
Die Unterlagen befanden sich in einem weitestgehend geordneten Zustand, Neuformierung mussten kaum vorgenommen werden.
Inhalt und Bewertung
Als sich 1952 der Schwäbische Turnerbund (STB) auf dem Göppinger Turntag neu gründete,konnte er bereits auf eine über einhundertjährige Tradition zurückblicken: Schon 1848 war ebenfalls unter dem Namen Schwäbischer Turnerbund ein Zusammenschluss erfolgt, der 1863 als XI. Turnkreis Schwaben Teil der Deutschen Turnerschaft wurde. Im Zuge der Nationalsozialistischen "Machtergreifung" wurde der Kreis 1933 in den "Gau XV Württember" umgewandelt. 1936 erfolgte die völlige Eingliederung in den Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen (DRL). Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich zunächst 1948 der Württembergische Turnerbund und ein Jahr später der Turnerbund Schwaben. Beide Verbände schlossen sich 1952 zum STB zusammen (vgl. STB Nr. 43 und Nr. 50). Die Turnbewegung zeichnete sich schon früh durch einen hohen bürokratischen und institutionellen Organisationsgrad aus. Neben der regionalen Gliederung in Turngaue und -kreise, gab es bereits bald eine Vielzahl an Ämtern. Schließlich erforderten die zahlreichen Turnveranstaltungen und die Herausgabe von Turnzeitungen diese Arbeitsteilung. Dies schlug sich nicht zuletzt in einer umfangreichen schriftlichen Tätigkeit nieder. Bereits 1959 wurde eine "Ordnung der Geschäftsstelle" entworfen (vgl. STB Nr. 42). Weitere Versuche, die Verbandsunterlagen des Schwäbischen Turnerbundes zu erfassen, erfolgten in den 1980er/90er Jahren, diese gingen jedoch nicht über ordnende Vorarbeiten hinaus. In dieser Phase wurden bereits einzelne Atenzeichen vergeben (z.B. STB-A und STB-a). 2013 nahm das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg (IfSG) Kontakt mit dem STB auf, um die Archivierung wieder aufzunehmen. Bei mehreren Ortsterminen in der Geschäftsstelle im SpORT Stuttgart wurden die umfangreiche Registratur sowie verschiedene Kellerräume auf archivrelevantes Material geprüft. Schließlich wurden die Unterlagen zur Erschließung nach Maulbronn an das IfSG gebracht. Zunächst wurde vermutet, dass ein Großteil der Altüberlieferung von vor 1945 durch die Kriegswirren und die zahlreichen Umzüge der Geschäftsstelle vom "Im Geiger" über die Röntgenstraße in Fellbach zum SpORT Stuttgart verlorenen gegangen sei. Während den Verzeichnungsarbeiten stellte sich jedoch heraus, dass die Überlieferung - zumindest in Teilen - bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Einige besondere Fundstücke sollen dies zeigen: So wurden die fehlenden Seiten des Stuttgarter Turntagebuchs von 1822 wieder entdeckt (STB Nr. 244). Dies dürfte neben dem Hirsauer Turntagebuch von 1816 (Württ. Landesbibliothek Cod. hist. fol. 1127) eines der frühesten Zeugnisse der württembergischen Turnbewegung sein. Daneben wurden Einladungen zum Heilbronner Turnfest von 1846 gefunden. Ein weiterer bemerkenswerter Fund ist das Album zur Amerikareise der Deutschland Riege von 1905, die von Fritz Kessler (1854-1912), Leiter der Stuttgarter Turnlehrerbildungsanstalt und seit 1894 Kreisturnwart des XI. Kreises (Schwaben), geführt wurde (vgl. STB
Nr. 219, Nr. 220 und Nr. 221). Das Otto-Hoffmeister-Haus - das erste große Bauvorhaben der Schwäbischen Turner - ist ebenfalls durch Unterlagen der 1920er/30er Jahre dokumentiert. Das 1913 bei Schopfloch errichtete Gebäude wurde 1926 für 16.000 Mark gekauft. Als "Wander- und Jugendheim" stand es nicht nur Kreis- und anderen Mitgliedern der Deutschen Turnerschaft (DT) offen, sondern es diente als allgemeine Jugendherberge. Die im Bestand noch vorhandenen Protokollbücher der 1930er Jahre zeigen die Auflösung der Schwäbischen Turnerschaft und die Eingliederung in den DRL (Vgl. STB Nr. 197). Schließlich sei noch auf das umfangreiche (Foto-)material, auch zum Turnfest 1933 in Stuttgart, hingewiesen, das wesentlich durch Dr. Wilhelm Obermeyer (bis 1957 STB-Vorsitzender) organisiert worden war. Ein Großteil der Bildersammlung stammt von Eugen Krämer, Bildberichter des Deutschen Turnerbundes, Stuttgart-Botnang. Die ebenfalls entdeckten audiovisuellen Medien wurden durch Dr. Bohl (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) gesondert erfasst. Im Frühjahr 2015 wurde zudem ein Großteil des STB-Bibliotheksbestandes dem IfSG übergeben. Dort werden die Bücher - als Teil der IfSG-Bibliothek - im Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes katalogisiert und mit der entsprechenden Provenienz ausgewiesen.
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt jedoch auf der Zeit nach der Neugründung, mitdem typischen Verwaltungsschriftgut eines groÿen Sportverbandes: Es liegen umfangreiche Protokolle der Präsidiums- und Vorstandssitzungen vor. Die Ehrungspraxis lässt sich anhand der entsprechenden Anträge nachvollziehen. Weitere Unterlagen beziehen sich auf die Landesturntage, die zahlreichen Ausschüsse und Sparten sowie die Bauunterlagen zu den Liegenschaften (v.a. Turnerheim Bartholomä). Einzelne Handakten, bspw. des Vorsitzenden Gottlob Schneider (1957-1966), ergänzen den Bestand. Die Unterlagen befanden sich in einem weitestgehend geordneten Zustand, Neuformierung mussten kaum vorgenommen werden. Die zahlreichen Fotos wurden größtenteils als Serie verzeichnet. Die Klassifikation orientiert sich an den Aktentiteln und spiegelt die Organisationsstruktur des Verbandes wider (siehe Inhaltsverzeichnis). Die Überlieferung zu den Vorgängerinstitution des STB (XI. Turnkreis Schwaben / Gau XV) sowie zum Deutschen Turnfest Stuttgart 1933 wurden in eigenen Hauptgruppen zusammengefasst.Unter der Rubrik "Sammlungsgut" findet sich eine umfangreiche Materialsammlung zur württembergischen Turngeschichte. Teilweise mit Originalmaterialen aber auch mit Kopien aus Archiven. Die Sammlung wurde in Vorbereitung des Jubiläums "150 Jahre STB" 1998 angelegt.
Alle Unterlagen wurden entmetalisiert und in alterungsbeständige Verpackungen verpackt.
Zukünftig befinden sich die Archivalien als Depositalbestand mit der Bestandssignatur P 47 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Für alle Akten gilt eine Sachaktensperrfrist von 30 Jahren ab Ende ihrer Laufzeit; der Bestand enthält auch einige personenbezogene Unterlagen mit besonderen Sperrfristen.
Umfang: 291 Verzeichnungseinheiten im Umfang von ca. 12 lfd. m.
Zitierhinweis: P 47 Nr..
Maulbronn, im Mai 2016
Markus Friedrich M.A.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, P 47
- Umfang
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12,00 lfd. m
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Deposita
- Verwandte Bestände und Literatur
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Literaturhinweise: Michael Krüger: Von Klimmzügen, Aufschwüngen und Riesenwelden Provenienz ausgewiesen. 150 Jahre Gymnastik, Turnen, Spiel und Sport in Württemberg. Tübingen 1998
- Bestandslaufzeit
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(1807) 1899-2002
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1807) 1899-2002