Malerei
Bauer, Weihwasser nehmend
Den Türrahmen fast vollständig ausfüllend, mit schweren Pantinen und großem Hut bekleidet, tritt ein Bauer auf dem in dunklen, erdigen Farben gehaltenen Gemälde von Egger-Lienz über die Schwelle einer einfachen Holzstube. Dabei taucht er seine Hand in ein Weihwasserbecken neben der Tür, ein durchaus übliches Ritual der Reinigung in katholischen Privathaushalten zur Entstehungszeit des Bildes. Ebenso wie dieses Spätwerk des Künstlers ist das gesamte Œuvre des Malers, der an der Münchner Akademie der bildenden Künste studiert hatte, von einer religiös gefärbten, realistischen und gleichsam idealisierenden Darstellung der bäuerlichen Alltagswelt geprägt. Die Formensprache ist dabei auf das Wesentliche reduziert. 1909 schrieb der damals im österreichischen Exil lebende Leo Trotzki anlässlich einer Ausstellung der Wiener Secession über Egger-Lienz’ Arbeiten: „Bei Egger gibt es nichts Überflüssiges. Er hält sich keinen Augenblick bei Einzelheiten auf. Die Farben sind ohne Nuancen, die Schatten der Gestalten nur schematisch angedeutet“ (Leo Trotzki, Die Wiener Secession, in: ders., Literatur und Revolution, Essen 1994, S. 478). Der Künstler selbst sagte über sich: „Ich male keine Bauern, sondern ‚Formen‘, so scheint es mir“ (Brief an O. Kunz, 12.5.1924, zit. nach Wilfried Kirschl, Albin Egger-Lienz, Wien 1977, S. 436). Wahrgenommen wird Egger-Lienz’ Werk dennoch vor allem durch das dominierende Sujet des Bauern und einfachen Mannes, das letztlich auch die konservative, teils nationalistische Rezeption seiner Arbeit bestimmt hat. | Maike Steinkamp
- Standort
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Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
- Inventarnummer
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A III 482
- Maße
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Rahmenmaß: 136 x 125 x 5,5 cm
Höhe x Breite: 130 x 119,5 cm
- Material/Technik
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Öl auf Leinwand
- Letzte Aktualisierung
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14.04.2025, 08:09 MESZ
Datenpartner
Neue Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
Entstanden
- um 1922/1923