Bestand
Pfarrer Werner Reitz (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Biographie Werner Reitz Werner Fritz Reitz wurde am 8. April 1907 in Danzig geboren. Sein Abitur hat er am 7. März 1928 in Trier bestanden. Danach studierte er evangelische Theologie in Bonn und Marburg von 1928 bis 1933. Vom 1. November 1933 bis zum 31. Oktober 1934 arbeitete er als Vikar in Essen- Borbeck unter Pfarrer Schreiner und vom 1. November 1935 bis zum 31. März 1936 als Prädikant. Im Herbst 1933 bestand er sein 1. Theologisches Examen in Koblenz. Er war Unterzeichner der Solidaritätserklärung der „Jungen Brüder“. Dadurch wurde er am 1. August 1934 wegen „Widersetzlichkeit gegen die Kirchenbehörde“ aus dem Vikariat in Essen-Borbeck und dem Dienst in der rheinischen Kirche von Propst Heinrich Forsthoff entlassen. Danach orientierte sich Werner Reitz zur Bekennenden Kirche (BK) und sein 2. Examen legte er vor deren Prüfungsorganen ab. Er wurde Heinrich Helds „persönlicher Hilfsprediger“ und war unmittelbar an der Organisation der BK-Verwaltung und des Prüfungswesens beteiligt. Nach mehreren Gestapo-Verhaftungen, verstieß er 1938 gegen das Sammlungsgesetz und 1939 gegen das Heimtückegesetz im Zusammenhang mit der BK-Prüfungstätigkeit. Beide Verfahren wurden aufgrund der Amnestien vom 30. April 1938 und 30. August 1938 eingestellt. Sein 2. Theologisches Examen wurde am 22. Oktober 1942 mit Erlass des Ausbildungs- und Prüfungsamtes „legalisiert“. Danach hätte ihm unter der Voraussetzung, vor KoPrä Walter Koch den verlangten Eid auf Adolf Hitler zu leisten, offen gestanden ob er die Wahl oder Berufung in ein von der Finanzabteilung beim Evangelischen Konsistorium der Rheinprovinz besoldetes Pfarramt antritt. Die Teilnahme am Bewerbungsverfahren gestaltete sich aber schwierig, da er seit 1940 als Sanitätsfeldwebel (Sanitäts-Gefreiten) und später als Sanitäts-Unteroffizier im Kriegsdienst war. (Lublin, Warschau, Esmarck 1942-1943; Birkesdorf bei Düren, Zeiden, Bensberg (Wehrertüchtigungslager), Wahn 1944; Bergisch Gladbach, Altenberg, Essen 1945; Essen,Rhamen, Trier, Stipshausen (Hunsrück) 1946). Als im Sommer 1944 in Essen-Rüttenscheid zwei varkante Pfarrstellen zur Verfügung gestellt wurden, wandte sich Heinrich Held (Mentor von Werner Reitz) am 1. Juli 1944 an KoPrä Walter Koch, mit dem Vorschlag die Gastprediger-Stelle durch einen Kriegsteilnehmer zu besetzen. Dieser stand der Idee nicht ablehnend gegenüber und schlug in einer Aktennotiz am 31. Juli 1944 vor, Reitz ins Konsistorium zu bitten. Trotz bekundetem Missfallen des Essener DC-Superintendenten Karl Lemmer blieb das Konsistorium aber bei seiner Position, dass Reitz eingestellt werden soll sofern er sich dem Konsistorium vorstelle und den Eid auf Adolf Hitler ablege. Hans Aldag erfuhr am 13. September 1944 bei einem Ortstermin in Essen, dass Reitz in seinem Heimaturlaub Ende August 1944 nicht die Gelegenheit genutzt hatte, sich dem Konsistorium vorzustellen. Dieses wartete bis Kriegsende noch ab, ob Werner Reitz noch erscheinen würde. Dies tat er aber nicht und am 30. September 1945 wurde er als Pfarrer in Essen-Rüttenscheid eingesetzt. Er ging 1970 in Ruhestand und starb am 13. Januar 1983 in Essen. Werner Reitz war mit Helga Auguste Reitz geb. Gürck seit dem 21. November 1942 verheiratet. Seine Frau wurde am 26. Februar 1920 geboren und starb am 20. März 2000. Er hatte vier Kinder: Sohn Wolf-Gerhard geb. 29. März 1945 in Menninghüffen, Sohn Christoph geb. 22. Februar 1947 in Essen, Tochter Almut geb. 23. November 1948 in Essen und Sohn Jochen geb. 10. Januar 1956 in Essen. Seine Eltern waren der Katasterzeichner Eduard Reitz und Elfriede Reitz geb. Hoffschild. Zum Bestand Der Nachlass von Werner Reitz wurde am 22.10.2015 von seiner Tochter Almut Düsberg geb. Reitz abgegeben. Vorrangig sind in diesem Nachlass-Fragment Korrespondenzen zu finden. Diese fanden zwischen Werner Reitz und seiner Frau, seiner Familie und externen Korrespondenzpartnern statt. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf den Kriegsjahren. Unterlagen, die die evangelische Kirche in der Rheinprovinz betreffen, z. B. sein Pfarrdienst o. ä. sind hier auf jeden Fall zu finden. Ebenfalls vorhanden sind Briefe oder andere Unterlagen in Bezug zu Heinrich Held. Außerdem sind in diesem Bestand Predigten und biographische Unterlagen vorhanden. Zu den biographischen Unterlagen gehören autobiographische Dokumente und Aufzeichnungen, Unterlagen zu seiner Familiengeschichte sowie Notizen und Fragmente. Ebenfalls sind hier Unterlagen zu finden, die seine Familie betreffen z.B. das alte Zeugnis von seinem Schwiegervater Wilhelm Gürck. Von den Predigten, die Werner Reitz während seiner Pfarrzeit gehalten hat, ist nur eine relativ kleine Anzahl erhalten. Der Bestand hat den Umfang von drei Kartons und umfasst 34 Einheiten. Die Laufzeit des Bestandes geht von 1883 bis 1992. Er erhielt die Signatur 7NL 200 und wurde im September/Oktober 2017 verzeichnet. Ergänzende Bestände Personalakte 1OB 009, Nr. R 164 und der Bestand 6HA 002 (Handakten von Johannes Schlingensiepen). Kriegsbriefe von Werner Reitz finden sich unter den Nummern 13, 14, 21, 34, 37 und 50. Literatur Simone Rauthe; Band 162 „Scharfe Gegner“, Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945; 2003; S. 320 bis 322.
- Bestandssignatur
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7NL 200
- Kontext
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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 200 Pfarrer Werner Reitz
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23.06.2025, 08:11 MESZ
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Objekttyp
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