Bestand
Schöntal, Zisterzienserkloster: Urkunden (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Das im Jahre 1157 gegründete, seit 1418 reichsunmittelbare Kloster (Hohenlohekreis) fiel 1802 an Württemberg. Der vorliegende Bestand umfasst vornehmlich von Lotter im Jahre 1825 in Schöntal ausgehobene Archivalien, die durch spätere Zugänge aus dem von Lotter zunächst zurückgelassenen, 1832 in das Mergentheimer Nebenarchiv verbrachten und von dort später vom Staatsfilialarchiv Ludwigsburg in den Jahren 1865 sowie 1867 bis 1877 nach Stuttgart abgegebenen Teil ergänzt wurden. Nachdem Scheffer schon Archivalien altwürttembergischer Provenienz betreffend Beziehungen zu Schöntal in den Bestand eingearbeitet hatte, wurde er später noch durch einige vom damaligen Kreisarchiv Würzburg abgegebene Akten des Erzbistums Mainz und des Bistums Würzburg nach Pertinenz-Gesichtspunkten angereichert.
Inhalt und Bewertung
Der Bestand B 503 I enthält Urkunden vor allem über den Besitz des Klosters im Hohenlohekreis, im Neckar-Odenwald-Kreis und im Kreis Heilbronn aus der Zeit der Klostergründung bis zum Jahr 1788.
Überlieferungsgeschichte: Das im Jahr 1157 gegründete, seit 1418 reichsunmittelbare Kloster Schöntal, lateinisch Speciosa Vallis (heute Gde Schöntal Hohenlohekreis) fiel 1802 an Württemberg. Der Bestand B 503 I enthält neben der Urkundenüberlieferung dieses Klosters zahlreiche Vorprovenienzen, deren Übergang an Schöntal in der überwiegenden Zahl der Fälle anhand des Bestands selbst nachzuvollziehen ist. Die folgenden Angaben zur Bestandsgeschichte ab 1802 stützen sich weitgehend auf das durch Wilhelm Ludwig Ferdinand Scheffer 1825 erarbeitete Findbuch und seine zahlreichen Nachträge. Der Bestand umfasst vornehmlich von Christoph Ludwig Friedrich Lotter im Jahre 1825 für das damalige württ. Staatsarchiv Stuttgart in Schöntal ausgehobene Archivalien. Schon 1802 war im Staatsarchiv Stuttgart ein Pertinenzbestand Kloster Schöntal gebildet worden; dieser wurde nunmehr mit den durch Lotter ausgehobenen Archivalien vereinigt. Der durch das Repertorium Scheffers erschlossene Gesamtbestand wurde bereits 1827 durch eine erste, durchweg Weinsberg betreffende Nachlieferung von einem Dutzend Urkunden ergänzt. 1833 wurden die durch Lotter in Schöntal zurückgelassenen Archivalien in das württ. Nebenarchiv Mergentheim verbracht, das seinerseits 1868 im Staatsfilialarchiv Ludwigsburg aufging, dem Vorgänger der heutigen Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg. Kurz vor der Überführung nach Ludwigsburg wurden im Sept. 1865 5 Urkunden über Schöntaler Kirchenpatronate nach Stuttgart abgegeben und am 21./22. März 1867 weitere drei Dutzend Urkunden, überwiegend Stücke, die mit dem Erwerb von Aschhausen am 20. Okt. 1671 nach Schöntal gelangten (s.u. zu den Vorprovenienzen). Gleichzeitig kamen die Akten des heutigen Bestands B 503 II in Stuttgart ein, bei denen sich 10 Urkunden befanden (s.u.). Dieser Bestand wurde später im Staatsfilialarchiv Ludwigsburg verwahrt. 1873 erwarb das Staatsarchiv Stuttgart vom Württ. Altertumsverein die U 649. Die Paternität des Klosters Kaisheim und die Eidesleistung der Schöntaler Äbte betreffen 9 Urkunden, die 1874 wohl aus München in Stuttgart einkamen; zu ihnen wurde 1877 eine weitere Urkunde hinzugekauft. - Bereits am 31. Aug. 1825 sandte das [Ober- oder das Kameral-]Amt Künzelsau eine erste Urkunde ein, immerhin eine Papsturkunde von 1176. Von dem nach Mergentheim abgegebenen Teil des Bestandes mussten dann jedoch einzelne Stücke an die Kameralämter ausgefolgt werden, die später in den Stuttgarter Urkundenbestand abgegeben wurden: Das Kameralamt Heilbronn übergab 1831 2 die Schöntaler Höfe in Flein und Heilbronn betreffende Urkunden, im März 1868 10 Urkunden zum Schöntaler Hof in Böckingen. Um 1890 gelangten, vermutlich aus dem Kameralamt Mergentheim, 11 die ehemalige Propstei Mergentheim betreffende Urkunden nach Stuttgart, 1896 vom Kameralmt Neuenstadt 9 Urkunden zum Schöntaler Hof und zur Nähermühle in Neckarsulm. Zu einem unbekannten Zeitpunkt, grob geschätzt "um 1900", erfolgte eine weitere Nachlieferung von 8 Urkunden, die den Schöntaler Hof in Heilbronn und Besitz im Kameralamt Schöntal betreffen; möglicherweise steht diese Ablieferung im Zusammenhang mit der den Bestand B 503 II ergänzenden Ablieferung des Staatsrentamts Heilbronn von 1925. - Weitere Urkunden kamen wiederum "um 1900" vom Kreisarchiv Würzburg und 1913 von zwei Kommunen ein. 1961 wurde der abgelöste Einband eines Salbuchs der Pfarrei Langenau in den Bestand eingefügt. Während der Neuverzeichnung des Bestands wurden aus anderen Beständen herausgelöst: 9 Urkunden aus B 250, Deutscher Orden: Kommende Mergentheim II, sowie 10 Urkunden und 1 Siegel aus dem Altbestand B 503 II, Zisterzienserkloster Schöntal: Akten, die im November 2005 verzeichnet wurden. Im Zusammenhang mit dem Neubau des Hauptstaatsarchivs Stuttgart erfolgte eine Beständebereinigung zwischen Stuttgart und Ludwigsburg; seitdem wurden beide Schöntaler Bestände im Staatsarchiv Ludwigsburg verwahrt. Den Zugängen standen zahlreiche Abgaben gegenüber: Alle älteren (vor 1437 entstandenen) Kaiserurkunden wurden im Staatsarchiv Stuttgart um 1900 in das neu gebildete Kaiserselekt eingereiht. An das Hauptstaatsarchiv wurde zudem U 370 (alt) im Rahmen der Neuverzeichnung abgegeben zur Einordnung in den Bestand A 386. Noch im 20. Jahrhundert wurden die von Archivkommissär Valentin Schloßstein (1840-1859) in Hall ausgehobenen 5 Urkunden in den Bestand B 186, Reichsstadt Schwäbisch Hall, eingeordnet. U 321 (alt) wurde dem Ludwigsburger Bestand B 146, Herren von Wernau, zugewiesen. Den Übernahmen aus B 250 steht nur 1 Abgabe, U 798 (alt), gegenüber. Bei den zahlreichen Abgaben an B 503 II, insgesamt 47 Nummern, handelt es sich überwiegend um Urkundenabschriften auf Papier, die im 20. Jahrhundert als eigene Nummern gezählt worden waren. Nur wenige Stücke sind Papierurkunden und Akten. - An Stellen außerhalb des Landesarchivs Baden-Württemberg abgegeben wurden folgende Fremdprovenienzen: an die Staatsarchive Augsburg und Würzburg die Kaisheimer Stücke U 3 - 7 (alt) und die Würzburger Stücke U 264 (alt) und 807 (alt) sowie an die Gemeinde Schöntal und die Stadt Ingelfingen die 1913 hinterlegten Urkunden U 203 (alt) betr. Aschhausen und B 949 (alt) betr. Weldingsfelden. Die Archivalienverluste sind beim Bestand B 503 I bedauerlich hoch. Das Schöntaler Archiv war 1796 nach Amberg und Würzburg geflüchtet und nach der Rückführung nicht wieder geordnet worden. Nach 1802 schenkten ihm die württembergischen Beamten anfangs keine große Beachtung: 1823 brachte eine Anzeige des Nebenarchivs Mergentheim an den Tag, dass württembergische Schreiber Schöntaler Urkunden an einen Maler abgegeben hatten, der sie auswusch und als Malgrund für Portraits verwendete (Bader 2004). Lotter, der diese Zustände beendete, klagte zudem, der Archivraum sei so feucht, dass selbst "die Pflastersteine moderten" (Rückert 2003). Die Spuren dieser feuchten Lagerung sind bis heute zu sehen: Ein erheblicher Teil der Urkunden ist so vermodert, dass nichts mehr oder nur noch wenig zu erkennen ist. Von allen Restaurierungsversuchen noch am erfolgreichsten war das Aufziehen der geschädigten Stücke auf Leinwand. Der Versuch, die verblasste Schrift durch Säuren wieder sichtbar zu machen, gelang in einigen Fällen. In anderen (U 714 und 723 alt) hat die Säure das Pergament so angegriffen, dass der behandelnde Stuttgarter Apotheker die Urkunden erst gar nicht wieder zurückgab. So ist die Ersatzüberlieferung in den beiden Diplomataren von 1512 (HStAS H 14 Bd. 214) und von 1619 (ebd. Bd. 215) von erheblicher Bedeutung. Fast genauso bedeutend ist ein Urkundenrepertorium aus der Zeit um 1500 (B 503 III Bd. 633). Rückvermerke wie der zum Buchstaben L auf U 244: "Prime littere in illo contentu: Privilegium de parrochia Biringen" lassen sich im alten Repertorium, das nach Schränken (contenta) und innerhalb dieser nach Orten gegliedert ist, ohne Probleme nachweisen, auch wenn das Repertorium weder die stückweise Numerierung der Altsignaturen noch die Jahreszahl der Rückvermerke wiedergibt. Wichtigste Ergänzung zum Urkundenbestand ist der im Jahr 2000 neu verzeichnete Aktenbestand B 503 II, dessen Findbuch online vorliegt. Schließlich ist noch auf die zahlreichen Untersuchungen zu Kloster Schöntal hinzuweisen, die Maria Magdalena Rückert in den letzten Jahren vorgelegt hat.
Inhalt und Bearbeitung: Der Altbestand B 503 I war in folgende Abteilungen gegliedert: Stiftung des Klosters und deren Bestätigung, Paternität und Visitationen - päpstliche und kaiserliche Privilegien - päpstliche und bischöfliche Indulgenzen - Abtswahlen und -bestätigungen - Verträge mit Hohenlohe, Württemberg (jetzt nur noch U 127) und Kurmainz (entfällt) - Güter und Rechte in einzelnen Orten - Miscellanea. Die Neuverzeichnung reihte die Urkunden chronologisch. Die Zeit der Klostergründung betreffen fünf Urkunden der Jahre 1157 (U 1) - 1177. Nach einer Überlieferungslücke bis 1214 wird die Quellenlage deutlich besser; lediglich für das Jahrfünft 1506-1510 liegen nur zwei Urkunden vor. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Urkunden dann ab. Die jüngste Urkunde stammt vom 16. Feb. 1788 (U 104). Der Besitz des Klosters und damit die urkundliche Überlieferung beschränkte sich überwiegend auf den Hohenlohekreis, den Neckar-Odenwald-Kreis und den Kreis Heilbronn; die Kreisgrenzen werden nur selten überschritten. Unter- und mittelfränkische Betreffe sind selten. Wie üblich werden die Ortsnamen bis 1500 in der heutigen Normalform und in der Originalschreibweise (in Klammern) wiedergegeben. Dasselbe Verfahren wurde auf die Familiennamen übertragen, wobei diese sich als überraschend ausdauernd erwiesen: An vielen Orten sind noch dieselben Namen nachzuweisen, die es schon im 15. Jahrhundert gab. Auf Indices wurde angesichts der Möglichkeit der Volltextsuche verzichtet. Jene geistlichen Institutionen, bei denen Schöntal das Patronatsrecht besaß, bei denen also von einer Vorprovenienz im strengen Sinne nicht gesprochen werden kann, wurden bei den Vorprovenienzen nicht erfasst. Von den zahlreichen weiteren Vorprovenienzen können hier nur einige wenige vorgestellt werden: Immerhin vier Urkunden (U 539 und 657-659) waren ursprünglich im Besitz der Vaterabtei Kaisheim, stammen aber, wie die Altsignaturen belegen, eindeutig aus dem Schöntaler Archiv. Dasselbe gilt für eine Maulbronner Urkunde (U 691). Von der Provenienz Kloster Billigheim sind sechs der sieben im alten Findbuch (um 1500) unter contentum X, Billigheim, aufgeführten Urkunden erhalten (U 327-332); eine weitere Billigheimer Urkunde (U 540) ist dort unter contentum K, Oberkessach usw., verzeichnet. Für Kloster Gnadental ist dagegen nur eine Urkunde gesichert (U 916), eine weitere ist fraglich (U 908). Über die Kloster Schöntal nahestehende Grete von Weiler, Begine (?) in Neuenstadt am Kocher, gelangten drei Urkunden ins Schöntaler Archiv, drei weitere sind der Neuenstadter Familie Egen gen. Recke zuzuweisen. Acht Urkunden befanden sich ursprünglich im Besitz derer von Berlichingen, eifriger Förderer Schöntals. Fünf Urkunden stammen aus dem Besitz verschiedener Zweige der Hohebach in Mergentheim, von denen ein Mitglied, Heinrich, um 1345 als Mönch in Schöntal eintrat. Unter den patrizischen Familien sind mit sieben Urkunden die Schletz aus Schwäbisch Hall stark vertreten; sie verkauften ihren Besitz im Weinsberger Tal an Schöntal. Eine Überraschung war die Vorprovenienz von Aschhausen; hier gelangten 64 Urkunden eines Adelsarchivs sowie weitere 12 Vorurkunden aus dem Archiv derer von Braubach gen. von Angelloch durch den Verkauf von Schloss und Dorf Aschhausen über Kurmainz 1671 (s. U 182) an Schöntal. Dem Archiv derer von Aschhausen entstammt auch der einzige geographische "Ausreißer" des Bestands, eine Verweisung der Eva von Giech geb. von Aschhausen auf Schloss Zettmannsdorf und auf weiteren Besitz im Gebiet der Rauhen Ebrach von 1558 (U 183). Die Vorprovenienz ist jeweils am Schluss eines Regests aufgeführt. Die zahlreichen Änderungen, die im Lauf der Neuverzeichnung durch die Bereinigung von a-Nummern, Abgaben an andere Bestände und Einfügungen nötig wurden, zwangen dazu, neue Urkundennummern zu vergeben. Dies erforderte die Erstellung von Konkordanzen. Für sie wurden die drei im Findbuch von 1825 dokumentierten Signaturensysteme erfasst. Die älteste Schicht trägt den Vermerk "Kloster Schönthal", die zweite den Vermerk "Lokatur", die jüngste, bis zur Neuverzeichnung gültige die Bestandssignatur "B 503 I". Dabei bedeutet der Begriff "Lokatur" die Lagerung im [Haupt-]Staatsarchiv Stuttgart: Je nach dem Gang der Umlagerungen im dortigen Magazin änderten sich von Zeit zu Zeit die Lokaturen dieses Systems "Kasten - Fach - Büschel"; lediglich die Büschelnummern blieben stets dieselben. Deshalb wurden bei der zweiten Schicht nur sie erfasst. Auf die Erfassung der auf der Rückseite der Urkunden angebrachten weiteren Signaturen und Lokaturen, zum Beispiel aus der Zeit um 1500 oder aus dem Nebenarchiv Mergentheim, wurde verzichtet. Literaturangaben sind bei einem so umfangreichen Bestand stets unvollständig. Trotzdem wurde versucht, die wichtigsten Urkundenbücher sowie Literatur in Auswahl heranzuziehen. Als Beispiel für die Befassung mit der Klostergeschichte in älterer Zeit möge Kremers "Lebensbeschreibungen der Aebte von Schoenthal" stehen. Die Nutzung des Bestands B 503 I erfolgte bisher anhand des Findbuchs von 1825, das lateinische Urkunden noch lateinisch regestierte. Eine erste Neuverzeichnung begann 1985, sie geriet aber ins Stocken. Erfolg brachten neue Verzeichnungsvorgaben - Kurzregesten statt der Vollregesten - sowie, natürlich, die EDV, genauer: das neue Verzeichnungsprogramm scopeArchiv. Bei Beginn der Neuverzeichnung Ende 2005, die sich zum Teil auf Regesten von Maria Magdalena Rückert und Norbert Stein stützen konnte, lag allerdings nur die Maske für Aktentitelaufnahmen vor; sie wurde beibehalten. Zu Dank verpflichtet bin ich Frau Gerlinde Trunk, Stadtarchiv Buchen i. Odw., Herrn Josef Wolf, Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, sowie Frau Maria Magdalena Rückert und Herrn Konrad Krimm, beide Landesarchiv Baden-Württemberg. Der Bestand B 503 I, Kloster Schöntal: Urkunden, umfasst nunmehr 1018 Urkunden, 1 Heft (U 86) und 1 loses Siegel (U 1019). Der Umfang in lfd. m wird erst nach Abschluss der zur Zeit laufenden Neuverpackung feststehen. Ludwigsburg, im März 2007 Dr. Norbert Hofmann
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 503 I
- Umfang
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1020 Urkunden (16,5 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Bestände vor 1803 bzw. vor 1806/10 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien
- Bestandslaufzeit
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1157-1788
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1157-1788