Handschriften
Johann August Streng an Karl Weltzien
Enthält: (1r) Streng hat einen Brief Weltziens vom 1. November erhalten. Die Bergschule in Clausthal "ist ein technisches Institut, welches mit der Polytechnischen Schule auf gleicher Stufe steht, nur dass es eben nur 2 technische Fächer enthält. Die Einrichtung ist ungefähr wie in Carlsruhe, nemlich die Innländer müssen die Secunda [1v] des Gymnasiums absolvirt haben und 18 Jahre alt sein, um aufgenommen zu werden. Der Cursus ist dabei einjährig und beginnt im Herbst. Jeder Schüler bleibt dann 2 oder 3 Jahre, da der ganze Unterricht in 2 Curse getheilt ist". Die beiden Studienfächer sind "1) das Bergfach und 2) das Fach eines Hüttenmannes, doch sind die Fächer in der Schule noch nicht getrennt". Daneben gibt es "eine 2te Classe", in der die "niederen Berg- und Hüttenbeamten" ausgebildet werden, die mit den anderen Schülern einzelne Veranstaltungen gemeinsam besuchen. Die zweite Klasse hat acht Schüler, die erste 24 bis 30. Der Besuch der Bergschule ist obligatorisch für den Eintritt in den (hannoverschen) Staatsdienst als "Berg- oder Hüttenmann". Streng muss vor allem das Laboratorium leiten, "ein besonderes Gebäude, welches aber nicht praktisch [2r] eingerichtet ist". Es gibt "ein qualitatives und ein quantitatives Laboratorium" mit einem jährlichen Budget von insgesamt 750 tl. Streng muss "einzelne Hüttenprodukte" analysieren bzw. von den Schülern analysieren lassen und die "besseren Schüler" zur Analyse anleiten. Er muss wöchentlich zweimal von 10 bis 12 Uhr über allgemeine Chemie, im nächsten Jahr über technische Chemie lesen. Er kann dabei eine Modellsammlung und eine Sammlung von Hüttenprodukten nutzen, deren Zustand ihn befriedigt. Strengs Gehalt beträgt 520 tl jährlich mit Aussicht auf Erhöhung. Er hat den Titel "Hüttenmeister" erhalten. Im Harz bedeutet ein Titel viel. "Es ist dies lächerlich, aber wahr." Clausthal (2v) hat 15.000 Einwohner, "die meist Berg- und Hüttenleute sind". Alle "Angestellten" stehen unter der Leitung eines Aristokraten. Streng kann sich damit abfinden, weil er eine unabhängige Stellung hat. Die Landschaft gefällt ihm nicht. Er bemängelt das Fehlen eines Eisenbahnanschlusses, was die "Communication erschwert" und geeignet ist, "den Aufenthalt etwas zu verbittern". Diesen Einschränkungen steht sein "häusliches Glück" gegenüber. Streng übersendet eine Schrift über den Harz, worin die Bergschule in ihrem vor zwei Jahren bestehenden Zustand beschrieben ist. Mittlerweile hat sich manches geändert. Streng bittet, "dies gelegentlich einmal [Robert Wilhelm] Bunsen mitzutheilen". Wenn Weltzien gute Schüler mit Interesse für das Bergfach hat, (3r) soll er diese zu Streng schicken. Die örtliche Mineraliensammlung hat kein Preisverzeichnis, doch sind die Mineralien günstig und in großer Auswahl zu erwerben. Wenn Weltzien nicht ohne nähere Informationen bestellen möchte, kann Streng ihm bald mündliche Mitteilungen machen, weil er zu Weihnachten nach Heidelberg geht, "um bei Bunsen Gasanalysen zu machen". Streng will eine Sammlung von Schlacken anlegen und Stücke davon nach Heidelberg und Karlsruhe senden. Streng freute sich über Weltziens Sendung seines Werks über "allgemeine Chemie" (= Grundriss der theoretischen Chemie, insbesondere für Artillerie- und Ingenieur-Officiere, 1854). Er will es seinen Vorlesungen zugrunde legen, wenn die Reihenfolge des Stoffs so ist wie in Bunsens Vorlesungen. Lacksiegel, Poststempel
- Reference number
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27072/474
- Extent
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3 Blatt
- Context
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27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.159 Streng, Johann August (*1830, +1897)
- Holding
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27072 Nachlass Karl Weltzien
- Indexentry place
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Clausthal (Ortsteil von Clausthal-Zellerfeld)/DE
Heidelberg/DE
- Date of creation
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1853 November 14, Clausthal
- Other object pages
- Last update
-
07.03.2025, 9:23 AM CET
Data provider
Karlsruher Institut für Technologie, KIT-Archiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Handschriften
Time of origin
- 1853 November 14, Clausthal