Bestand

Nachlass Oskar Muser (1850-1935), bad. Landtagsabgeordneter (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

1973 Geschenk von Dr. Eckhardt Muser

Inhalt und Bewertung

Reden, Zeitungsartikel zu seiner politischen Tätigkeit.- Korrespondenz u.a. mit Theodor Barth, Friedrich Naumann, Berta von Suttner

1. Vorwort: Oskar Muser wurde am 28. April 1850 in Offenburg als einer von fünf Söhnen des Kreisgerichtsregistrators in Offenburg und Freiburg im Breisgau, Jacob Muser, geboren. Er besuchte die Gymnasien in Offenburg und Freiburg im Breisgau und legte 1869 das Abitur ab. Unterbrochen durch seine Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 studierte Muser anschließend bis 1873 Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg. Nach Anstellungen als Rechtspraktikant und Referendar in Schwetzingen und Karlsruhe arbeitete er ab 1878 als Rechtsanwalt in Offenburg und wurde dort Stadtverordneter. Aus seiner 1877 geschlossenen Ehe mit Lina von Pötz gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Von 1889 bis 1897 und erneut von 1899 bis 1919 war Muser für die Freisinnige Volkspartei (FVP), dann für die Fortschrittliche Volkspartei (FVP) und schließlich für die Deutsche Demokratische Partei (DDP) Mitglied der zweiten Kammer des Badischen Landtags (Wahlbezirk Offenburg-Stadt). 1911-1918 hatte er das Amt des Fraktionsvorsitzenden der FVP inne. In den Sessionen des 45. Landtags 1911/12 amtierte Muser als zweiter Vizepräsident. In der badischen Nationalversammlung war Muser 1919 zweiter Vizepräsident, stellvertretender Alterspräsident und Mitglied des Verfassungsausschusses. Bereits zu Beginn seiner parlamentarischen Tätigkeit machte sich Muser durch seine dezidiert liberaldemokratischen Ansichten in der Auseinandersetzung um die Sozialistengesetze einen Namen als "liberales Gewissen" und galt schnell als profiliertester demokratischer Politiker Badens. Gleichwohl lehnte er elementare Punkte des Programms der SPD wie die Klassenkampftheorie oder deren dogmatischen Kollektivismus ab und warb stattdessen für sein Modell der "Sozialen Demokratie", das am Konkurrenzprinzip und Privateigentum festhielt und soziale Sicherheit durch die Gründung von Großgenossenschaften garantieren sollte. Des Weiteren trat Muser für die rechtliche Gleichstellung der Frauen ein, wobei er deren Wahlrecht und deren Recht auf Bildung befürwortete. Außerdem setzte er sich für die Schaffung eines laizistischen Staats ein, in dem nicht nur Staat und Kirche, sondern auch Schule und Kirche getrennt sind, wodurch er vor allem den Widerstand der katholischen Kirche und des Zentrums auf sich zog. Nachdem Muser 1919 wegen Differenzen um das neue Schulgesetz sein Landtagsmandat niedergelegt hatte, betätigte er sich in erster Linie publizistisch und als Redner für die DDP. Allgemein geachtet und mit führenden linksliberalen Politikern seiner Zeit in Kontakt stehend (u. a. Eugen Richter, Friedrich Naumann, Friedrich von Payer, Theodor Barth), lebte Muser zurückgezogen in Offenburg, wo er am 25. Juni 1935 starb.

2. Zur Ordnung: Muser hatte in seinen letzten Lebensjahren den Versuch unternommen, sein Schriftwerk systematisch zu ordnen. Den Anstoß dazu gab zu einem nicht geringen Teil die "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten. Die Niederschriften zum Wesen der Demokratie, zur Verfassungsentwicklung u. a. waren als Rechenschaft über seine politische Überzeugung für seine Nachkommen gedacht. In diese, fast immer diktierten Manuskripte wurden die älteren Materialien eingearbeitet, wobei freilich manche Zusammenhänge verloren gingen. Weitere Eingriffe nach Musers Tod wirkten vollends zerstörend. Für die archivische Ordnung ergab sich daraus die Notwendigkeit, zwei Hauptgruppen zu bilden: 1) Die Fragmente des älteren Schrifttums, vor allem die frühen Veröffentlichungen und Reden der Abgeordnetenzeit, soweit sie isoliert aufbewahrt waren (Abschnitte A-B) 2) Die späteren, unter Stichworten angelegten Hefte, in denen frühere Notizen und Schriften als Beilage rangieren (Abschnitte C-F). Der Nachlass wurde dem Generallandesarchiv 1973 von Ministerialrat Dr. Eckhardt Muser als Eigentum übergeben. Er umfasste damals vier Kartons mit 45 Faszikeln. 1982 wurden weitere zwei Kartons abgegeben, die im Frühjahr 1991 von Gabi Dub verzeichnet wurden. Der Nachlass umfasst nun sechs Archivboxen mit 56 Faszikeln. Der Nachlass wurde 1976 von Konrad Krimm erschlossen und verzeichnet. Die Übertragung des analogen Findmittels in ein Online-Findmittel erfolgte 2017 durch René Gilbert im Rahmen eines von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten Projekts. Zusätzlich versah Gilbert den Bestand mit Orts- und Personenindizes.

3. Quellen und Literatur: Quellen: "Muser, Oskar", Dienerakte, GLA 234 Nr. 2837 [Laufzeit: 1869-1930] Literatur: Kremer, Hans-Jürgen: Muser, Oskar, in: Badische Biographien, Neue Folge, Bd. 2, hg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 207-209

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, N Muser
Umfang
56 Akten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Andere Nachlässe >> Muser

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1875-1935

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
06.02.2024, 09:17 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1875-1935

Ähnliche Objekte (12)