Bestand
Regierung/Landesregierung Lippe - Wirtschaftsabteilung (Bestand)
Organisation und Büroangelegenheiten 1920-1951 (22); Landwirtschaft 1802-1948 (240); Grundstücksverkäufe 1935-1948 (77); Veterinärwesen 1854-1953 (296); Bergbau 1836-1967 (26); Pachtland 1918-1949 (12); Gewerbe(aufsicht), Handel und Industrie, Arbeiterschutz, Konzessionen, Gerichte, Kammern und Innungen 1821-1950 (576); Marktwesen 1645, 1772-1949 (45); Banken und Sparkassen 1841-1948 (155); Auswanderungswesen 1892-1948 (8); Ausgleichsstelle der Länder 1920-1946 (14); Preisregelung für Lebens- und Futtermittel 1919-1948 (41); Verkehrswesen 1917-1948 (11); Wesertal GmbH/Hameln 1919-1965 (72); Ausländische Arbeitskräfte 1908-1938 (10); Wirtschaftslenkung 1918-1948 (27); Dörentruper Sand- und Thonwerke 1922-1952 (10); Ferngasversorgung 1927-1952 (10); Handakten Dr. Helmuth Petri 1927-1950 (9).
Bestandsgeschichte: 1924 gebildet; 1947 Übergang an die Regierung Detmold.
Form und Inhalt: Einleitung
1. Behörden- und Registraturgeschichte Lippische Regierung/Wirtschaftsabteilung
Im Zuge der Vereinfachung und Neuordnung der Landesverwaltung im Jahre 1924 verschwand die Regierung als Kollegialbehörde. Sie wurde im Laufe des Jahres durch acht selbständig arbeitende Regierungsabteilungen - darunter die Wirtschaftsabteilung - ersetzt. Die Wirtschaftsabteilung wiederum war Nachfolgerin des vormaligen, im Weltkriege eingerichteten Landeswirtschaftsamtes mit seinen Unterabteilungen (Landesgetreidestelle und Siedlungsamt) (vgl. Verfügungen des Lippischen Landespräsidiums Nr. 1164 bzw. Nr. 7245 vom 31. Januar bzw. 15. Juli 1924).
Die neu errichtete Wirtschaftsabteilung unter Leitung von Regierungsrat Dr. Petri war im Einzelnen in den Jahren 1924ff. mit ihren insgesamt nur neun Beamten und Angestellten hauptsächlich zuständig für ein breitgefächertes Aufgabenkonglomerat:
-landwirtschaftliche Angelegenheiten einschließlich Landwirtschaftskammer
-Tierzucht
-Melirationskredite
-Kolonatsparzellierungen und Kolonatsverkäufe
-Förderung des Baues von Landarbeiterwohnungen
-Verkehr mit landwirtschaftlichen Grundstücken
-Viehversicherung
-Hufbeschlagwesen
-Siedlungsangelegenheiten
-Wohnungsbauförderung
-Pachtschutzordnung
-Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung
-Förderung des Seidenbaus
-Veterinärpolizei einschließlich Fleisch- und Trichinenschau
-Ein- und Ausfuhr von Vieh und Fleischwaren
-Bergwerksangelegenheiten
-Quellenschutz
-Dacheindeckungen
-Auswanderungswesen
-Inlandslegitimierung ausländischer Arbeiter
-Arbeitsnachweiswesen
-Erwerbslosenfürsorge
-Notstandsarbeiten
-Verkehr mit der Ausgleichstelle der Länder
-Verkehrswesen (gemeinsam mit Bauabteilung und Abteilung des Innern)
-Vorrangseinräumung bei Mietzinshypotheken
-Ernährungssachen
-Preisüberwachung
-Handelszulassungen und -untersagungen
-allgemeine das Wirtschaftsleben btr. Fragen
-Abwicklung der Landesgetreidestelle
-Gewerbesachen
-Gewerbe- und Kaufmannsgerichte
-Handelskammer
-Handwerkskammer
-Geld-, Bank- und Sparkassenwesen einschließlich Landesbank
-Kürungskommission
Der mit der Auflösung der alten, erst 1912 eingerichteten Regierungsregistratur (nachmaliger Bestand L 79) und der Verteilung der noch benötigten Aktenvorgänge auf die einzelnen neu geschaffenen Abteilungen seit dem 1. Februar 1924 beauftragte Regierungsinspektor Sievert berichtete der Regierung/Abteilung des Innern im Herbst jenes Jahres, ein erschütterndes Bild über die Aktenführung und über den Zustand der Akten skizzierend, dass sich z.T. noch heute bestätigen lässt:
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen, die Regierung auf die mangelhafte Beschaffenheit der in den letzten 10 Jahren entstandenen Aktenbestände aufmerksam zu machen. Durch die in der Kriegszeit begonnene und in der Nachkriegszeit fortgesetzte Papierfetzenwirtschaft ist es teilweise ganz unmöglich gewesen, geordnete Akten zu bilden. Ich habe bei der Neueinrichtung der Registratur ... die Erfahrung gemacht, dass eine Neuordnung oft ganz unmöglich war, weil auch die Akten, die noch aus der Vorkriegszeit stammten, durch die ”Papiermarder“ völlig ruiniert waren. Aus zahlreichen Bänden sind die leeren Blätter ohne Rücksicht auf den Zusammenhang der Schriftstücke herausgerissen, die Ordnung ist dabei sinnlos zerstört. Diese Wühlarbeit - ich habe schon früher wiederholt darauf aufmerksam gemacht - ist bis in die neueste Zeit fortgesetzt. ... Die aus dem Geschäftsgange kommenden Akten zeugen oft von einem erschreckenden Ordnungssinn der beteiligten Beamten. Die Bindfäden sind sehr oft verschwunden, ganz zu schweigen von der ”künstlichen“ Umschnürung der als Pakete behandelten Akten. Wenn in den Abteilungsregistraturen der Regierung, wie es früher üblich war, Ordnung herrschen soll, dann müssen jetzt über die Führung und Behandlung von Akten bestimmte Vorschriften und Richtlinien vergeben werden. Die Papierfetzen und Klammern müssen schnellstens verschwinden. (L 80.16 Nr. 1619).
Zum 1. April 1932 trat im Zuge der allgemeinen lippischen Verwaltungsreform die neu geschaffene Landesregierung an die Stelle des dreiköpfigen Landespräsidiums und der Regierung als oberste und obere Landesbehörde im Freistaat Lippe. Die neue Landesregierung - mit Landespräsident Heinrich Drake an der Spitze - hatte nur noch vier Abteilungen. Darunter auch die vormalige Wirtschaftsabteilung, die zur neuen Abteilung II wurde. Deren Aufgabengebiete waren die obengenannten, vermehrt um die Aufgaben der beiden ehemaligen Abteilungen für Forsten und Domänen. Dabei handelte es sich vor allem um die Verwaltung der Staatsforsten und deren rechtliche und materielle Zubehörungen, Administration der Domänen etc., Staatsbäder, Kontrolle des Fürstlichen Fideikommisses und Personalangelegenheiten.
Von 1933 bis 1945 wurde die Landesregierung dem Reichsstatthalter unterstellt (seit 1936 Personalunion durch Gauleiter Dr. Alfred Meyer) und 1947 im Zuge der Angliederung Lippes an Nordrhein-Westfalen aufgelöst. Einige Akten sind über 1947 hinaus bei der Bezirksregierung Detmold bzw. dem Landesverband Lippe weitergeführt und von dort an das Staatsarchiv abgegeben worden.
2. Hinweise zur Verzeichnung
Das bisher benutzte, 1953 bei Abgabe der Akten erstellte Repertorium bildete die Grundlage bei der Bildung der Aktentitel und der Klassifikation. Diese wurden weitgehend beibehalten, ggf. ergänzt um die qualifizierenden Vermerke ”enthält u.a.“ (besonderer Inhalt), ”enthält v.a.“(hauptsächlicher Inhalt) oder ”enthält auch“ (vom Sachtitel abweichende Inhalte sowie andere Archivaliengattungen bzw. Bibliotheksgut). Bei älteren, bereits in früheren Jahrzehnten an das vormalige Landesarchiv abgegebenen Aktenbänden wurde auf die älteren Registraturschichten bzw. Bestände (L 77a bzw. L 79 nebst Bestellnummern) hingewiesen. B Im Feld Altsignatur wurden bei der Verzeichnung Bandzahlen nur dann aufgenommen, wenn tatsächlich auch Folgebände angelegt wurden. Häufig war dies jedoch nicht der Fall. Den Akten beigefügte Fotos, Bücher, umfangreiche Druckschriften, Karten und Pläne sind aus lagerungstechnischen Gründen der Bibliothek bzw. den jeweiligen Beständen zugeführt worden. Der Bestand L 80.16 (vormals L 80 IIa) umfasst 1663 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkt der Überlieferung bilden dabei die Jahrzehnte vor 1947.
Es ist nach Bestellnummer zu zitieren: L 80.16 Nr. ...
Detmold, im November 2005
(W. Bender)
- Bestandssignatur
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L 80.16
- Umfang
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491 Kartons = 1633 Archivbände 1645, 1773-1955, 1967. - Findbuch: L 80.16.
- Sprache der Unterlagen
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German
- Kontext
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Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.1. Land Lippe (bis 1947) >> 1.1.2. Verwaltung, Justiz >> 1.1.2.2. Allgemeine und innere Verwaltung >> 1.1.2.2.3. Regierung / Landesregierung
- Verwandte Bestände und Literatur
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Drake, Heinrich, Die lippische Landesverwaltung in der Nachkriegszeit, Detmold 1932 ; Ellwein, Thomas, Der Staat als Zufall und als Notwendigkeit. Die jüngere Verwaltungsentwicklung in Deutschland am Beispiel Ostwestfalen-Lippe. Band 1: Die öffentliche Verwaltung in der Monarchie 1815-1918, Opladen 1993. Band 2: Die öffentliche Verwaltung im gesellschaftlichen und politischen Wandel 1919-1990, Opladen 1997; Steinbach, Peter, Der Eintritt Lippes in das Industriezeitalter. Sozialstruktur und Industrialisierung des Fürstentums Lippe im 19. Jahrhundert, Lemgo 1976.
Statistik bis ca. 1948 siehe L 79 (ehemalige Registratur IV)
- Bestandslaufzeit
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1645, 1773-1955, 1967
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
06.03.2025, 18:28 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Ostwestfalen-Lippe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1645, 1773-1955, 1967