Bestand
302 - Christian Herbst (Bestand)
Verwaltungsgeschichte/biografische Angaben:
Christian Herbst (1859-1929), Sohn von Karl Herbst
(1826-1878), Schreinermeister, und Rosina geb.
Hergenroeder (1832? - 1894), verheiratet mit
Florentina Eugenia Selma geb. Sempell (26.09.1866 -
10.03.1941)
Vorwort: Abt. 302
- Christian Herbst
Umfang: 4423
Fotografien (3260 Glasplatten-Negative, 1184/1290
Positive) = 4355 VE = 17 lfm
Laufzeit:
1878 - 1935
Zitierhinweis: Stadtarchiv
Worms, CH0001 - CH4356
Biographische
Angaben
Georg Christian Herbst wurde am
5. Januar 1859 als Sohn des Schreiners Johann Karl
Martin Herbst (26.12.1826 - 12.12.1878 in Worms) und
seiner Frau Rosina geb. Hergenroeder (1832? - gest.
10.5.1894 in Worms) geboren. Er entstammte einer
Familie selbständiger Handwerker und wuchs in
kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Am 15. April
1869 wurde er nach dem Besuch der Volksschule in die
weiterführende Realklasse des Altsprachlichen
Gymnasiums aufgenommen.
Wo und wie er
anschließend die Ausbildung zum Fotografen
absolvierte, ist bisher nicht bekannt. Eines der
frühesten datierbaren Fotos, CH0043, wurde 1878
aufgenommen, vom Dach des väterlichen Hauses. Es
zeigt das Baugelände des Majorshofs, kurz bevor das
Gebäude entstand. Auf der Glasplatte des Negativs
CH1040, Gesamtansicht des Lutherdenkmals, ebenfalls
1878 entstanden, sind Datum und Belichtung (18")
vermerkt, es dürfte sich also um Übungsobjekte
handeln. Nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sein
Vater auch fotografiert hat, weshalb im Original
keine früheren Aufnahmen zu vermuten sind. Karl
Herbst profitierte mit seinem Laden am Obermarkt 1 -
das Haus hatte sein Vater, der Schreinermeister
Friedrich Wilhelm Herbst, zwischen 1840 und 1846
erworben - vom Besucherverkehr zum Lutherdenkmal. Er
verkaufte Beschreibungen, Photographien,
Druckschriften und Gipsmodelle; in den
Gewerbeverzeichnissen von 1873-1878 wird er als
Holzgraveur, Kurzwarenhändler, Schreiner,
Druckschriften-, Photographie- und Bilderverkäufer
sowie Schreibmaterialienhändler mit einem Gesellen
bzw. Gehilfen geführt.
Ab 1882 wird dort
unter dem Namen Karl Herbst Witwe der Zusatz
"Photograph" eingetragen - Christian war 21 und
damit volljährig geworden. Seine Mutter blieb bis
1888 Patentinhaberin des Ladens, auf Fotografien aus
dieser Zeit (und darüber hinaus) wird der "Verlag
Karl Herbst Wittwe", später mit dem Zusatz "Inhaber
Christian Herbst", angegeben. Noch im Adressbuch von
1891 führt Rosina Herbst die Prokura. Im
Gewerbetagebuch von 1885-1906 tritt dann Christian
Herbst mit zwei Gehilfen als Inhaber der Firma
Herbst auf. Auch die Aufsicht über das Lutherdenkmal
und seine Reinhaltung wurden ihm übertragen, ein
Amt, das sein Vater seit der Enthüllung 1868
innehatte (schon während der Bauphase war Karl
Herbst im Auftrag des Lutherdenkmal-Vereins als
Nachtwächter tätig gewesen).
Am
20.11.1897 heiratete Christian Herbst die 31-jährige
Florentina Eugenia Selma geb. Sempell (26.09.1866 -
10.03.1941). Sie stammte aus Mönchen-Gladbach und
war am 05.06.1894 aus Essen an der Ruhr zugezogen.
Sie unterstützte ihren Mann im Laden und übernahm
die Geschäftsführung nach seinem Tod; wahrscheinlich
begleitete sie ihn auf einigen seiner
Aufnahmereisen. Die beiden hatten keine Kinder. Auch
sonst war die nähere Verwandtschaft seinerseits
nicht groß: Sein einziger Bruder Friedrich Wilhelm
wanderte nach Brasilien aus und starb dort 1911 in
ärmlichen Verhältnissen.
Schon die
Entstehung der Firma Herbst weist auf den
Schwerpunkt des Fotografen hin: der wachsende
Geschäftszweig des Tourismus. Die Fotos des
Bestandes sind vor diesem Hintergrund zu sehen und
bestätigen den Eindruck. Ein eigenes Aufnahmeatelier
hatte Christian Herbst nicht, nur wenige
Innenaufnahmen und Personenportraits sind erhalten,
wobei nicht bekannt ist, wo genau diese entstanden
sind. Ein für solche Fotos notwendiger
Tageslichtraum ist weder auf den wenigen erhaltenen
Bauunterlagen zum Haus Obermarkt 1 nachweisbar noch
auf den Fotos der Hausfront zum Lutherplatz.
Deutlich überwiegen Aufnahmen für die
Postkartenproduktion und den Bilderverkauf am
Denkmal. Postkarten des Verlags Herbst sind in Abt.
209 enthalten, teilweise beschrieben und gelaufen.
Einige Hinweise zum Herstellungsablauf finden sich
im Fotonachlass: Handskizzen auf Fotoabzügen,
handschriftliche Notizen über notwendige
Bearbeitungsschritte, zu druckende Schriftzüge,
Bestellmenge oder Kompositionsentwürfe (z. B.
CH4294). Wer die Karten graphisch gestaltet hat und
welche Druckfirmen mit der Herstellung beauftragt
wurden, ist allerdings nicht bekannt.
Doch nicht nur Wormser Motive sind enthalten.
Ein deutlicher Schwerpunkt mit ca. 45 % der
Gesamtüberlieferung liegt auf Fotos außerhalb von
Worms, hauptsächlich in Rheinhessen und im Odenwald,
aber auch darüber hinaus (im Vergleich: etwa 10 %
der Bilder sind dem Klassifikationspunkt Straßen und
Plätze in Worms zugeordnet). Der Verlag hat dabei u.
a. mit örtlichen Geschäftsinhabern, z. B.
Schreibwaren- oder Spezereihändlern,
zusammengearbeitet, um die Aufnahmen als Postkarten
zu verkaufen. Eine Werbeanzeige weist - neben dem
Spezialgeschäft für Architekturfotografie, der
größten Auswahl von Wormser Ansichts-Postkarten und
Andenken - als Spezialität des Kunst-Verlags die
Fotografien der historischen Baudenkmäler und
Sehenswürdigkeiten zahlreicher Orte aus.
Einen werbewirksamen Erfolg erreichte Christian
Herbst am 09.03.1901: Er wurde zum großherzoglichen
Hofphotographen ernannt und ins dortige
Hoflieferantenverzeichnis eingetragen. Seither
durfte er das großherzogliche Wappen verwenden und
brachte es auch über der Ladentür an. Bei Besuchen
des Großherzogs in Worms, u. a. mit dem Zaren von
Russland, durfte Christian Herbst Aufnahmen
machen.
Da sein Geschäft vom Tourismus
nach Worms lebte, engagierte sich der Fotograf viel
in der Förderung des Fremdenverkehrs. Bei der
konstituierenden Generalversammlung des
Verkehrsvereins im Januar 1905 war er zwar noch
nicht anwesend, übernahm im Laufe des Jahres aber
die Aufgabe, die Auskunftsstelle in seinem Geschäft
zu betreiben. Ab 1906 wurde er dann in den Vorstand
gewählt (lange Zeit war er Schriftführer bzw.
zweiter Vorsitzender) und 20 Jahre später zum ersten
Ehrenmitglied mit Sitz und Stimme im Vorstand
ernannt, da er aus Rücksicht auf seine Gesundheit
nicht zur Wiederwahl stand. Im Verlag Herbst
erschien in mehreren Auflagen der vom Verkehrsverein
herausgegebene Stadtführer. Im März 1925 gibt er die
Auskunftsstelle aufgrund räumlicher Schwierigkeiten
auf.
Ein im Dezember 1925 von Dr. Marx
ausgestelltes Gesundheitszeugnis lässt vermuten,
dass Christian Herbst unter einer Atemwegserkrankung
litt, die vielleicht im Zusammenhang mit dem
jahrelangen Umgang mit giftigen Chemikalien steht.
Am 3. Januar 1929, zwei Tage vor seinem 70.
Geburtstag, starb er nach kurzer schwerer Krankheit
und wurde auf dem Friedhof Hochheimer Höhe
beigesetzt. Der Nachruf und der Bericht über die
Beerdigung machen deutlich, wie sehr er in Worms
bekannt war.
Selma Herbst führte in der
Nachfolge das Geschäft weiter, und da einige Fotos
eindeutig nach Januar 1929 entstanden sind (z. B.
vom Hagendenkmal am Rheinufer oder der renovierten
Nikolauskapelle am Dom), wurde auch die
fotografische Tätigkeit fortgesetzt. Allerdings ist
nicht bekannt, von wem genau die Fotos stammen.
Einigermaßen gut dokumentiert ist dagegen die
energische Auseinandersetzung, die die Witwe in den
1930er Jahren um das Verkaufs- und Werberecht am
Lutherdenkmal führte, insbesondere gegen das
Fotohaus Niederhöfer (vgl. Abt. 202 Nr. 166). Sie
starb am 10. März 1941 in ihrer Wohnung an
Darmkrebs; ihr Gewerbe wurde am 27. August 1941
rückwirkend abgemeldet und bezeichnet als:
"Christian Herbst Witwe, Photograph,
Gibsfigurenhändler, Druckschriften und
Bilderverkäufer, Kunsthändler, Handel mit
Antiquitäten und Büchern, Geschenkartikel und
Papierwaren, Fremdenführung und Verkauf von Führern
und Beschreibungen von Worms". Geschäft und Laden
übernahm Otto Möllhof, wohnhaft Neusatz 11, davor in
den Adressbüchern als Angestellter geführt, unter
dem Namen "Kunsthandlung Christian Herbst Nachf." am
15. März 1941. Nur eine Postkarte in Abt. 209 kann
Otto Möllhof zweifelsfrei zugeordnet werden (Abt.
209 Nr. 1031), eigene fotografische Aufnahmen hat er
wohl nicht vorgenommen. Die späteste im Bestand
befindliche Aufnahme, die Reproduktion einer
Zeichnung von Irene Born, 1944, kann nicht eindeutig
eingeordnet werden, das Negativ könnte auch
angekauft oder später in der Fotoabteilung falsch
zugeordnet worden sein. Geschäftsführerin war später
- vermutlich nach der Einberufung des Inhabers zur
Wehrmacht - Anneliese Weber (geb. 1920), die 1946
eine ähnliche Kunsthandlung mit kunstgewerblichen
Objekten eröffnete.
Im April 1946 stellte
der Antiquitätenhändler Josef Koch den Antrag auf
Zuteilung der Ladenfläche Lutherplatz 16 bzw.
Obermarkt 1. Er führte dabei aus, dass die
Kunsthandlung seit Jahren geschlossen und der
bisherige Inhaber Anfang 1945 an der Ostfront
gefallen ist. Sein eigenes Geschäft in der
Kaiser-Wilhelm-Straße 20 (heute
Wilhelm-Leuschner-Straße) war bei den
Bombenangriffen zerstört worden.
Über
Josef Koch erhielt das Stadtarchiv den Bestand
Herbst am 05.11.1947 mit der Angabe "1 Sammlung
Photos" für 2000 RM. Der Inhalt des Geschäfts Herbst
dürfte an ihn übergegangen sein, als er den Laden
erhielt (auf der Rückseite des Positivs CH4273
befindet sich ein Stempel seines Antiquariats). Was
nicht mit den Fotos ins Stadtarchiv gelangte, ist
vermutlich anderweitig verkauft oder vernichtet
worden. Wie lange die fotografische Ausstattung noch
existierte und was mit dem Labor geschah, kann nicht
mehr geklärt werden.
Erschließung und
Verzeichnung
Im Zugangsverzeichnis des
Stadtarchivs, das den Ankauf der Sammlung 1947
verzeichnet, sind keine weiteren Informationen
enthalten, weder zu Art und Umfang der Fotos noch zu
den näheren Hintergründen der Übernahme. Der Bestand
ist sicher nicht annähernd vollständig, vieles wird
über die Jahre und bei der Ladenübernahme durch Otto
Möllhof verloren gegangen sein - oder ist von Josef
Koch anderweitig verkauft worden. Auch zum
Ordnungssystem, in dem sich die Negative zu
Lebzeiten von Christian Herbst bzw. danach befunden
haben, gibt es keinerlei Hinweise. Die
Negativ-Nummern auf den Glasplatten wurden erst in
der Fotoabteilung vergeben. Es sind keine Kataloge,
Auftragsbücher, Geschäftsunterlagen oder
Karteikarten überliefert, die Auskunft über
Material, Ablage und Systematik geben könnten. Dass
es etwas ähnliches bei mind. mehreren tausend
Negativen und nochmal mehr Postkarten über
Jahrzehnte gegeben haben muss, ist sicher. Nur
wenige Bearbeitungsspuren lassen sich direkt auf die
Firma Herbst zurückführen, hauptsächlich im
Zusammenhang mit der Postkartenherstellung,
vereinzelt auch knappe Informationen z. B. zum Datum
oder der Belichtungszeit auf dem Negativ. Viele der
Angaben auf den Glasplatten zum Motiv stammen von
Bearbeitern in der Fotoabteilung.
Etwa 75
% der 3220 Negative sind Glasplatten in der Größe 13
x 18 cm, gefolgt von ca. 11,5 % Glasplatten in der
Größe 18 x 24 cm. Auch eine recht große Anzahl
großformatiger Glasplatten mit 30 x 40 cm und 24 x
30 cm ist mit 207 Stück enthalten.
1259
Positive sind erfasst, zu denen kein Negativ
vorhanden ist. Außerdem befinden sich 45
Planfilmnegative, wahrscheinlich überwiegend aus den
1920er Jahren im Bestand, 32 Originalaufnahmen und
13 Reproduktionen (die auch später in der
Fotoabteilung entstanden sein können). Hier ist
CH0524 eine bemerkenswerte Ausnahme: ein
handretuschiertes Filmnegativ mit einer Aufnahme vom
Dom, vermutlich um 1890. Christian Herbst
beherrschte verschiedene Negativ- und
Positiv-Verfahren (Nasses Kollodium-Verfahren,
Gelatinetrockenplatten, Albuminpapier etc.). Als
Besonderheit ist die einzige erhaltene Ferroytpie
hervorzuheben, die das Lutherdenkmal zeigt (CH4315),
wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass er
diese nicht selbst angefertigt hat.
Ein
Restbestand von ca. 255 vor allem auf Karton
aufgezogenen, überwiegend größerformatigen Positiven
ist noch nicht in der Datenbank verzeichnet bzw. mit
dem vorhandenen Negativbestand abgeglichen. Der
weitaus größte Teil dieser Fotografien trägt
Signaturen des Glasnegativbestandes Füller; die
Fotos werden jedoch nicht kassiert werden.
Aufgrund der Überlieferungslage ist es zwar
schwierig, Schlüsse aus einer statistischen
Auswertung des Bestandes zu ziehen, doch ist davon
auszugehen, dass sich dieser Befund zumindest so
ähnlich auch ergeben hätte, wenn der Nachlass
vollständiger wäre. Die Negative befinden sich in
einem vergleichsweise guten Zustand. Schäden sind
hauptsächlich Glasbruch und Abdrücke von gewelltem
Pergamin sowie die typische Aussilberung.
Die ersten Arbeiten am Bestand Herbst nahm der
Fotograf Curt Füller als Teil seines Werkvertrags
1967 vor. Er sortierte teilweise die vorhandenen
Positive zu den Negativen und fertigte Abzüge an,
die in die allgemeinen Kataloge der Fotoabteilung,
die heute noch verwendet werden, eingefügt wurden.
Zu dieser Zeit begann die inhaltliche Erschließung
über eine handschriftliche Kladde, die insgesamt
mind. sieben verschiedene Handschriften aufweist,
also von mehreren Mitarbeitern der Fotoabteilung
fortgesetzt wurde. Hier wurden die Negativnummern in
der Reihenfolge der Bearbeitung vergeben, die
Aufnahme knapp beschrieben sowie die Negativgröße
angegeben. Die Fotos waren zuvor größtenteils
unbeschriftet, alle bis dahin gesammelten
Informationen (ebenso wie die Datierungen) stammen
also aus vermutlich aus der Erinnerung der
Bearbeiter und aus dem Vergleich mit anderen
Beständen der Fotoabteilung. Geschätzt wurde die
Gesamtlaufzeit zunächst auf ca. 1870 - 1929. Im
gleichen Zeitraum wurden Karteikarten angelegt mit
Angabe der Klassifikation, Negativnummer und Format
sowie einem aufgeklebten Abzug auf der Rückseite.
Neun Karteikarten sind noch erhalten. Um welchen
Bearbeitungsschritt es sich dabei handelt, ist
unklar, möglicherweise dienten sie zur Vorbereitung
der Eintragungen in die Kladde und Sortierung vor
der Einordnung in die Kataloge. Ebenfalls vorhanden
ist eine undatierte maschinenschriftliche Liste in
Abt. 20 Nr. 657 ("Vorläufige Liste der Photos aus
dem Nachlaß Herbst") mit 152 Gruppen, darunter:
Rheinbrücken, Stadtansichten, Soldatenleben und
Rotes Kreuz (Teil 1 - 3), Gedenkblätter mit Wormser
Ansichten, Obstblüte in Ibersheim oder Alte
Bauernhäuser im Odenwald. Auffällig ist hier Nr. 50,
"noch zu erledigender Restbestand". Dies deutet
daraufhin, dass die Liste wenn überhaupt nur
teilweise auf einer möglichen ursprünglichen Ordnung
beruht. Wer sie wann anlegte, ist nicht
bekannt.
Die weitere Bearbeitung übernahm
ab den 1990er Jahren Frau Ingeborg Abigt (ab CH1955,
im November 2001 bis CH2357). Sie fügte auch spätere
Ergänzungen ein und notierte die Nummer des
Katalogs, in den das jeweilige Bild eingeordnet
wurde. Sie vermutete einen hauptsächlichen
Aufnahmezeitraum von ca. 1900 - 1929, manche Fotos
wurden genauer datiert. Die kontinuierliche
Eintragung der Negativnummern erfolgte bis CH2338,
dann beginnt die Aufzeichnung wieder bei CH0001 mit
einer ausführlicheren Beschreibung durch Frau Abigt
(unterbrochen durch die Seiten mit der Beschreibung
des Bestands von Walter Hege) bis CH3085 (Stand
2010). Erfasst wurden bis dahin überwiegend nur die
Negative.
Die Eingabe in die Datenbank
"Augias-Archiv" begann 2001. Im Jahr 2003 wurden
2104 Fotos in relativ geringer Auflösung
digitalisiert und ein Jahr später nochmal 293. Die
207 Glasplattennegative im Format 30x40 cm und 24x30
cm wurden im Mai und Juni 2010 im
Digitalisierungszentrum Mannheim in hoher Qualität
gescannt. Die Fotos CH3086 bis CH4331 umfassen eine
Positivsammlung, die 2011 digitalisiert und in der
Datenbank erschlossen wurde. Bei diesen Arbeiten
wurden nur die Positive berücksichtigt, zu denen
keine Negative vorlagen oder die signifikante
Bearbeitungsspuren (wie Überzeichnungen und
Retuschen) zeigen; die übrigen wurden
zusammengefasst, mit der jeweiligen Negativ-Nummer
versehen und lagern nun nach dieser geordnet in drei
Archivkartons im Magazin. Parallel dazu wurden die
Negative und Positive in geeignete Verpackung
umgebettet und die Signatur vereinheitlicht.
Die Datensätze des Bestands wurden überarbeitet
und angeglichen. Ein erster Findbuchausdruck zur
anschließenden vollständigen Korrektur lag im April
2013 vor; im März 2014 wurde die Bearbeitung vorerst
abgeschlossen.
Die Klassifikation ist die
allgemeine Klassifikation des Fotoarchivs, daher
sind einige Gruppen nicht belegt. Abgelegt und
verzeichnet wurden die Bilder nach den zum Zeitpunkt
ihrer Aufnahme gültigen Straßennamen, soweit dies
feststellbar war. Der Bestand ist zwar nahezu
vollständig digitalisiert, allerdings nur teilweise
in ausreichender Qualität, so dass ein erneutes
systematisches Scannen noch aussteht. Die Fotos,
umverpackt in geeignete Vierklappenumschlägen und
passenden Archivkartons, belegen insgesamt ca. 17
lfm.
Hinweise zur Benutzung
Der Beginn der gewerblichen
Fotografie-Tätigkeit liegt um das Jahr 1880, in dem
Christian Herbst 21 und damit volljährig geworden
war. Seinen Laden hat er bis 1928 geführt (zum
Jahreswechsel 1929 war er bereits schwer erkrankt);
ob er in den Jahren nach 1925 noch selbst
fotografiert hat, ist ungewiss. Nur selten sind
genauere Datierungen der Negative möglich. Für alle
Fotos, die nicht annähernd eingegrenzt werden
konnten, wurde ein Zeitraum von 1880 bis 1928 in die
Datenbank eingetragen. Dies ist insoweit
problematisch, als dass sich nachweislich Fotos mit
einer Entstehungszeit von 1930 bis 1944 im Bestand
befinden. Daher ist wahrscheinlich, dass Christian
Herbst fälschlich als Fotograf auch solcher
Aufnahmen vermutet wird, die nach seinem Tod
entstanden sind, aber nicht eindeutig nach 1928
datiert werden konnten. Alle ermittelten oder
vermuteten Datierungen sind in runden Klammern
angegeben, bei erhöhter Unsicherheit mit einem
Fragezeichen. Die Einschätzung beruht hauptsächlich
auf den abgebildeten Geschäften (die mit den
Adressbüchern abgeglichen wurden), der Mode, dem
Vergleich mit anderen Aufnahmen (wenn Veränderungen
z. B. bei der Wuchshöhe von Bäumen oder der
Gestaltung von Gebäuden sichtbar sind) und den
Angaben auf den erhaltenen Postkarten in Abt. 209 -
wenn der Aufnahmezeitraum nicht eindeutiger durch
abgebildete Jahreszahlen, Ereignisse oder
Veranstaltungen bestimmbar ist. Die auf den
Positiven teilweise aufgedruckten Jahreszahlen
stimmen nicht mit dem Aufnahmedatum überein, wie z.
B. die Serie CH4069 - CH4074 beweist (die
abgebildete Kirchenruine ist 1900 ausgebrannt,
angegeben ist das Jahr 1898), wurden aber dennoch
zur Eingrenzung herangezogen. Die Angabe von
Fotograf und Datum ist deshalb im Einzelfall
kritisch zu prüfen.
Bei einer Verwendung
und Auswertung der Bilder, die über einen reinen
Illustrationszweck hinausgeht, ist der
Entstehungshintergrund der Aufnahme zu
berücksichtigen (trotz der eher spärlichen
Informationen, die dazu vorliegen). Da die
Produktion für den Tourismus als Postkarten und
Andenken den überwiegenden Aufnahmezweck darstellt,
wurden idyllische Ansichten gewählt, z. B. mit
Kindern im Vordergrund oder gutgekleideten
Passanten. Der Kompositionscharakter sollte bei der
Einordnung nicht vernachlässigt werden; von
Momentaufnahmen im alltäglichen Straßenleben
auszugehen würde den Zielen des Fotografen nicht
gerecht werden (gerade bei den großformatigen
Negativen über 18 x 24cm: Der Umgang mit einer
entsprechend großen Plattenkamera setzt einigen
Aufwand voraus). Einige Fotos, v. a. von Straßen und
Häusern, dürften auch im Rahmen einer
Auftragstätigkeit entstanden sein, z. B. für
Neujahrsgrußkarten.
Weiterführende
Bestände und allgemeine Literatur
Abt.
202 Nr. 166, persönliche Dokumente Herbst
Abt. 209, Postkartensammlung
Abt.
204, Wormser Dokumentation und Sammlung
Abt. 185, v. a. Korrespondenz mit der Familie
von Heyl
Wormser Zeitung, v. a. der
Nachruf im Sonntagsblatt am 06. Januar 1929,
"Beisetzung des Herrn
Christian
Herbst"
Anett Holzheid, Das Medium
Postkarte, Berlin 2011
Karin Walter,
Postkarten und Fotografie: Studien zur
Massenbild-Produktion, Würzburg 1995
Benedikt Bock, Baedecker und Cook, Tourismus am
Mittelrhein 1756-1914, Frankfurt 2010
Worms, Mai 2014
Tanja Wolf
Digitalisierung
Der gesamte Bestand
wurde 2017/18 durch die Firma Frankenraster GmbH
(Buchdorf) digitalisiert.
Nachtrag
Anfang des Jahres 2019 wurden 20 überformatige
Glasplatten, überwiegend mit dem Format 30 x 40 cm,
auf dem Dachboden des Stadtarchivs gefunden. Diese
wurden im Anschluss gereinigt, umgebettet,
verzeichnet (Verzeichungseinheiten: CH4338 -
CH43557) und in RR ? bei den anderen überformatigen
Glasplatten gelagert (13.03.2019 Weitz,
Jonas).
Zitierhinweis:
Fotoabt. CH - Christian Herbst
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Worms, 302
- Context
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Fotoabteilung
- Date of creation of holding
-
1878 - 1935
- Other object pages
- Last update
-
15.12.2023, 2:57 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1878 - 1935