Bestand
302 - Christian Herbst (Bestand)
        Verwaltungsgeschichte/biografische Angaben:
                                                Christian Herbst (1859-1929), Sohn von Karl Herbst
                                                (1826-1878), Schreinermeister, und Rosina geb.
                                                Hergenroeder (1832? - 1894), verheiratet mit
                                                Florentina Eugenia Selma geb. Sempell (26.09.1866 -
                                                10.03.1941)
Vorwort: Abt. 302
                                                - Christian Herbst
Umfang: 4423
                                                Fotografien (3260 Glasplatten-Negative, 1184/1290
                                                Positive) = 4355 VE = 17 lfm
Laufzeit:
                                                1878 - 1935
Zitierhinweis: Stadtarchiv
                                                Worms, CH0001 - CH4356
Biographische
                                                Angaben
Georg Christian Herbst wurde am
                                                5. Januar 1859 als Sohn des Schreiners Johann Karl
                                                Martin Herbst (26.12.1826 - 12.12.1878 in Worms) und
                                                seiner Frau Rosina geb. Hergenroeder (1832? - gest.
                                                10.5.1894 in Worms) geboren. Er entstammte einer
                                                Familie selbständiger Handwerker und wuchs in
                                                kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Am 15. April
                                                1869 wurde er nach dem Besuch der Volksschule in die
                                                weiterführende Realklasse des Altsprachlichen
                                                Gymnasiums aufgenommen.
Wo und wie er
                                                anschließend die Ausbildung zum Fotografen
                                                absolvierte, ist bisher nicht bekannt. Eines der
                                                frühesten datierbaren Fotos, CH0043, wurde 1878
                                                aufgenommen, vom Dach des väterlichen Hauses. Es
                                                zeigt das Baugelände des Majorshofs, kurz bevor das
                                                Gebäude entstand. Auf der Glasplatte des Negativs
                                                CH1040, Gesamtansicht des Lutherdenkmals, ebenfalls
                                                1878 entstanden, sind Datum und Belichtung (18")
                                                vermerkt, es dürfte sich also um Übungsobjekte
                                                handeln. Nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sein
                                                Vater auch fotografiert hat, weshalb im Original
                                                keine früheren Aufnahmen zu vermuten sind. Karl
                                                Herbst profitierte mit seinem Laden am Obermarkt 1 -
                                                das Haus hatte sein Vater, der Schreinermeister
                                                Friedrich Wilhelm Herbst, zwischen 1840 und 1846
                                                erworben - vom Besucherverkehr zum Lutherdenkmal. Er
                                                verkaufte Beschreibungen, Photographien,
                                                Druckschriften und Gipsmodelle; in den
                                                Gewerbeverzeichnissen von 1873-1878 wird er als
                                                Holzgraveur, Kurzwarenhändler, Schreiner,
                                                Druckschriften-, Photographie- und Bilderverkäufer
                                                sowie Schreibmaterialienhändler mit einem Gesellen
                                                bzw. Gehilfen geführt.
Ab 1882 wird dort
                                                unter dem Namen Karl Herbst Witwe der Zusatz
                                                "Photograph" eingetragen - Christian war 21 und
                                                damit volljährig geworden. Seine Mutter blieb bis
                                                1888 Patentinhaberin des Ladens, auf Fotografien aus
                                                dieser Zeit (und darüber hinaus) wird der "Verlag
                                                Karl Herbst Wittwe", später mit dem Zusatz "Inhaber
                                                Christian Herbst", angegeben. Noch im Adressbuch von
                                                1891 führt Rosina Herbst die Prokura. Im
                                                Gewerbetagebuch von 1885-1906 tritt dann Christian
                                                Herbst mit zwei Gehilfen als Inhaber der Firma
                                                Herbst auf. Auch die Aufsicht über das Lutherdenkmal
                                                und seine Reinhaltung wurden ihm übertragen, ein
                                                Amt, das sein Vater seit der Enthüllung 1868
                                                innehatte (schon während der Bauphase war Karl
                                                Herbst im Auftrag des Lutherdenkmal-Vereins als
                                                Nachtwächter tätig gewesen).
Am
                                                20.11.1897 heiratete Christian Herbst die 31-jährige
                                                Florentina Eugenia Selma geb. Sempell (26.09.1866 -
                                                10.03.1941). Sie stammte aus Mönchen-Gladbach und
                                                war am 05.06.1894 aus Essen an der Ruhr zugezogen.
                                                Sie unterstützte ihren Mann im Laden und übernahm
                                                die Geschäftsführung nach seinem Tod; wahrscheinlich
                                                begleitete sie ihn auf einigen seiner
                                                Aufnahmereisen. Die beiden hatten keine Kinder. Auch
                                                sonst war die nähere Verwandtschaft seinerseits
                                                nicht groß: Sein einziger Bruder Friedrich Wilhelm
                                                wanderte nach Brasilien aus und starb dort 1911 in
                                                ärmlichen Verhältnissen.
Schon die
                                                Entstehung der Firma Herbst weist auf den
                                                Schwerpunkt des Fotografen hin: der wachsende
                                                Geschäftszweig des Tourismus. Die Fotos des
                                                Bestandes sind vor diesem Hintergrund zu sehen und
                                                bestätigen den Eindruck. Ein eigenes Aufnahmeatelier
                                                hatte Christian Herbst nicht, nur wenige
                                                Innenaufnahmen und Personenportraits sind erhalten,
                                                wobei nicht bekannt ist, wo genau diese entstanden
                                                sind. Ein für solche Fotos notwendiger
                                                Tageslichtraum ist weder auf den wenigen erhaltenen
                                                Bauunterlagen zum Haus Obermarkt 1 nachweisbar noch
                                                auf den Fotos der Hausfront zum Lutherplatz.
                                                Deutlich überwiegen Aufnahmen für die
                                                Postkartenproduktion und den Bilderverkauf am
                                                Denkmal. Postkarten des Verlags Herbst sind in Abt.
                                                209 enthalten, teilweise beschrieben und gelaufen.
                                                Einige Hinweise zum Herstellungsablauf finden sich
                                                im Fotonachlass: Handskizzen auf Fotoabzügen,
                                                handschriftliche Notizen über notwendige
                                                Bearbeitungsschritte, zu druckende Schriftzüge,
                                                Bestellmenge oder Kompositionsentwürfe (z. B.
                                                CH4294). Wer die Karten graphisch gestaltet hat und
                                                welche Druckfirmen mit der Herstellung beauftragt
                                                wurden, ist allerdings nicht bekannt.
Doch nicht nur Wormser Motive sind enthalten.
                                                Ein deutlicher Schwerpunkt mit ca. 45 % der
                                                Gesamtüberlieferung liegt auf Fotos außerhalb von
                                                Worms, hauptsächlich in Rheinhessen und im Odenwald,
                                                aber auch darüber hinaus (im Vergleich: etwa 10 %
                                                der Bilder sind dem Klassifikationspunkt Straßen und
                                                Plätze in Worms zugeordnet). Der Verlag hat dabei u.
                                                a. mit örtlichen Geschäftsinhabern, z. B.
                                                Schreibwaren- oder Spezereihändlern,
                                                zusammengearbeitet, um die Aufnahmen als Postkarten
                                                zu verkaufen. Eine Werbeanzeige weist - neben dem
                                                Spezialgeschäft für Architekturfotografie, der
                                                größten Auswahl von Wormser Ansichts-Postkarten und
                                                Andenken - als Spezialität des Kunst-Verlags die
                                                Fotografien der historischen Baudenkmäler und
                                                Sehenswürdigkeiten zahlreicher Orte aus.
Einen werbewirksamen Erfolg erreichte Christian
                                                Herbst am 09.03.1901: Er wurde zum großherzoglichen
                                                Hofphotographen ernannt und ins dortige
                                                Hoflieferantenverzeichnis eingetragen. Seither
                                                durfte er das großherzogliche Wappen verwenden und
                                                brachte es auch über der Ladentür an. Bei Besuchen
                                                des Großherzogs in Worms, u. a. mit dem Zaren von
                                                Russland, durfte Christian Herbst Aufnahmen
                                                machen.
Da sein Geschäft vom Tourismus
                                                nach Worms lebte, engagierte sich der Fotograf viel
                                                in der Förderung des Fremdenverkehrs. Bei der
                                                konstituierenden Generalversammlung des
                                                Verkehrsvereins im Januar 1905 war er zwar noch
                                                nicht anwesend, übernahm im Laufe des Jahres aber
                                                die Aufgabe, die Auskunftsstelle in seinem Geschäft
                                                zu betreiben. Ab 1906 wurde er dann in den Vorstand
                                                gewählt (lange Zeit war er Schriftführer bzw.
                                                zweiter Vorsitzender) und 20 Jahre später zum ersten
                                                Ehrenmitglied mit Sitz und Stimme im Vorstand
                                                ernannt, da er aus Rücksicht auf seine Gesundheit
                                                nicht zur Wiederwahl stand. Im Verlag Herbst
                                                erschien in mehreren Auflagen der vom Verkehrsverein
                                                herausgegebene Stadtführer. Im März 1925 gibt er die
                                                Auskunftsstelle aufgrund räumlicher Schwierigkeiten
                                                auf.
Ein im Dezember 1925 von Dr. Marx
                                                ausgestelltes Gesundheitszeugnis lässt vermuten,
                                                dass Christian Herbst unter einer Atemwegserkrankung
                                                litt, die vielleicht im Zusammenhang mit dem
                                                jahrelangen Umgang mit giftigen Chemikalien steht.
                                                Am 3. Januar 1929, zwei Tage vor seinem 70.
                                                Geburtstag, starb er nach kurzer schwerer Krankheit
                                                und wurde auf dem Friedhof Hochheimer Höhe
                                                beigesetzt. Der Nachruf und der Bericht über die
                                                Beerdigung machen deutlich, wie sehr er in Worms
                                                bekannt war.
Selma Herbst führte in der
                                                Nachfolge das Geschäft weiter, und da einige Fotos
                                                eindeutig nach Januar 1929 entstanden sind (z. B.
                                                vom Hagendenkmal am Rheinufer oder der renovierten
                                                Nikolauskapelle am Dom), wurde auch die
                                                fotografische Tätigkeit fortgesetzt. Allerdings ist
                                                nicht bekannt, von wem genau die Fotos stammen.
                                                Einigermaßen gut dokumentiert ist dagegen die
                                                energische Auseinandersetzung, die die Witwe in den
                                                1930er Jahren um das Verkaufs- und Werberecht am
                                                Lutherdenkmal führte, insbesondere gegen das
                                                Fotohaus Niederhöfer (vgl. Abt. 202 Nr. 166). Sie
                                                starb am 10. März 1941 in ihrer Wohnung an
                                                Darmkrebs; ihr Gewerbe wurde am 27. August 1941
                                                rückwirkend abgemeldet und bezeichnet als:
                                                "Christian Herbst Witwe, Photograph,
                                                Gibsfigurenhändler, Druckschriften und
                                                Bilderverkäufer, Kunsthändler, Handel mit
                                                Antiquitäten und Büchern, Geschenkartikel und
                                                Papierwaren, Fremdenführung und Verkauf von Führern
                                                und Beschreibungen von Worms". Geschäft und Laden
                                                übernahm Otto Möllhof, wohnhaft Neusatz 11, davor in
                                                den Adressbüchern als Angestellter geführt, unter
                                                dem Namen "Kunsthandlung Christian Herbst Nachf." am
                                                15. März 1941. Nur eine Postkarte in Abt. 209 kann
                                                Otto Möllhof zweifelsfrei zugeordnet werden (Abt.
                                                209 Nr. 1031), eigene fotografische Aufnahmen hat er
                                                wohl nicht vorgenommen. Die späteste im Bestand
                                                befindliche Aufnahme, die Reproduktion einer
                                                Zeichnung von Irene Born, 1944, kann nicht eindeutig
                                                eingeordnet werden, das Negativ könnte auch
                                                angekauft oder später in der Fotoabteilung falsch
                                                zugeordnet worden sein. Geschäftsführerin war später
                                                - vermutlich nach der Einberufung des Inhabers zur
                                                Wehrmacht - Anneliese Weber (geb. 1920), die 1946
                                                eine ähnliche Kunsthandlung mit kunstgewerblichen
                                                Objekten eröffnete.
Im April 1946 stellte
                                                der Antiquitätenhändler Josef Koch den Antrag auf
                                                Zuteilung der Ladenfläche Lutherplatz 16 bzw.
                                                Obermarkt 1. Er führte dabei aus, dass die
                                                Kunsthandlung seit Jahren geschlossen und der
                                                bisherige Inhaber Anfang 1945 an der Ostfront
                                                gefallen ist. Sein eigenes Geschäft in der
                                                Kaiser-Wilhelm-Straße 20 (heute
                                                Wilhelm-Leuschner-Straße) war bei den
                                                Bombenangriffen zerstört worden.
Über
                                                Josef Koch erhielt das Stadtarchiv den Bestand
                                                Herbst am 05.11.1947 mit der Angabe "1 Sammlung
                                                Photos" für 2000 RM. Der Inhalt des Geschäfts Herbst
                                                dürfte an ihn übergegangen sein, als er den Laden
                                                erhielt (auf der Rückseite des Positivs CH4273
                                                befindet sich ein Stempel seines Antiquariats). Was
                                                nicht mit den Fotos ins Stadtarchiv gelangte, ist
                                                vermutlich anderweitig verkauft oder vernichtet
                                                worden. Wie lange die fotografische Ausstattung noch
                                                existierte und was mit dem Labor geschah, kann nicht
                                                mehr geklärt werden.
Erschließung und
                                                Verzeichnung
Im Zugangsverzeichnis des
                                                Stadtarchivs, das den Ankauf der Sammlung 1947
                                                verzeichnet, sind keine weiteren Informationen
                                                enthalten, weder zu Art und Umfang der Fotos noch zu
                                                den näheren Hintergründen der Übernahme. Der Bestand
                                                ist sicher nicht annähernd vollständig, vieles wird
                                                über die Jahre und bei der Ladenübernahme durch Otto
                                                Möllhof verloren gegangen sein - oder ist von Josef
                                                Koch anderweitig verkauft worden. Auch zum
                                                Ordnungssystem, in dem sich die Negative zu
                                                Lebzeiten von Christian Herbst bzw. danach befunden
                                                haben, gibt es keinerlei Hinweise. Die
                                                Negativ-Nummern auf den Glasplatten wurden erst in
                                                der Fotoabteilung vergeben. Es sind keine Kataloge,
                                                Auftragsbücher, Geschäftsunterlagen oder
                                                Karteikarten überliefert, die Auskunft über
                                                Material, Ablage und Systematik geben könnten. Dass
                                                es etwas ähnliches bei mind. mehreren tausend
                                                Negativen und nochmal mehr Postkarten über
                                                Jahrzehnte gegeben haben muss, ist sicher. Nur
                                                wenige Bearbeitungsspuren lassen sich direkt auf die
                                                Firma Herbst zurückführen, hauptsächlich im
                                                Zusammenhang mit der Postkartenherstellung,
                                                vereinzelt auch knappe Informationen z. B. zum Datum
                                                oder der Belichtungszeit auf dem Negativ. Viele der
                                                Angaben auf den Glasplatten zum Motiv stammen von
                                                Bearbeitern in der Fotoabteilung.
Etwa 75
                                                % der 3220 Negative sind Glasplatten in der Größe 13
                                                x 18 cm, gefolgt von ca. 11,5 % Glasplatten in der
                                                Größe 18 x 24 cm. Auch eine recht große Anzahl
                                                großformatiger Glasplatten mit 30 x 40 cm und 24 x
                                                30 cm ist mit 207 Stück enthalten.
1259
                                                Positive sind erfasst, zu denen kein Negativ
                                                vorhanden ist. Außerdem befinden sich 45
                                                Planfilmnegative, wahrscheinlich überwiegend aus den
                                                1920er Jahren im Bestand, 32 Originalaufnahmen und
                                                13 Reproduktionen (die auch später in der
                                                Fotoabteilung entstanden sein können). Hier ist
                                                CH0524 eine bemerkenswerte Ausnahme: ein
                                                handretuschiertes Filmnegativ mit einer Aufnahme vom
                                                Dom, vermutlich um 1890. Christian Herbst
                                                beherrschte verschiedene Negativ- und
                                                Positiv-Verfahren (Nasses Kollodium-Verfahren,
                                                Gelatinetrockenplatten, Albuminpapier etc.). Als
                                                Besonderheit ist die einzige erhaltene Ferroytpie
                                                hervorzuheben, die das Lutherdenkmal zeigt (CH4315),
                                                wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass er
                                                diese nicht selbst angefertigt hat.
Ein
                                                Restbestand von ca. 255 vor allem auf Karton
                                                aufgezogenen, überwiegend größerformatigen Positiven
                                                ist noch nicht in der Datenbank verzeichnet bzw. mit
                                                dem vorhandenen Negativbestand abgeglichen. Der
                                                weitaus größte Teil dieser Fotografien trägt
                                                Signaturen des Glasnegativbestandes Füller; die
                                                Fotos werden jedoch nicht kassiert werden.
Aufgrund der Überlieferungslage ist es zwar
                                                schwierig, Schlüsse aus einer statistischen
                                                Auswertung des Bestandes zu ziehen, doch ist davon
                                                auszugehen, dass sich dieser Befund zumindest so
                                                ähnlich auch ergeben hätte, wenn der Nachlass
                                                vollständiger wäre. Die Negative befinden sich in
                                                einem vergleichsweise guten Zustand. Schäden sind
                                                hauptsächlich Glasbruch und Abdrücke von gewelltem
                                                Pergamin sowie die typische Aussilberung.
Die ersten Arbeiten am Bestand Herbst nahm der
                                                Fotograf Curt Füller als Teil seines Werkvertrags
                                                1967 vor. Er sortierte teilweise die vorhandenen
                                                Positive zu den Negativen und fertigte Abzüge an,
                                                die in die allgemeinen Kataloge der Fotoabteilung,
                                                die heute noch verwendet werden, eingefügt wurden.
                                                Zu dieser Zeit begann die inhaltliche Erschließung
                                                über eine handschriftliche Kladde, die insgesamt
                                                mind. sieben verschiedene Handschriften aufweist,
                                                also von mehreren Mitarbeitern der Fotoabteilung
                                                fortgesetzt wurde. Hier wurden die Negativnummern in
                                                der Reihenfolge der Bearbeitung vergeben, die
                                                Aufnahme knapp beschrieben sowie die Negativgröße
                                                angegeben. Die Fotos waren zuvor größtenteils
                                                unbeschriftet, alle bis dahin gesammelten
                                                Informationen (ebenso wie die Datierungen) stammen
                                                also aus vermutlich aus der Erinnerung der
                                                Bearbeiter und aus dem Vergleich mit anderen
                                                Beständen der Fotoabteilung. Geschätzt wurde die
                                                Gesamtlaufzeit zunächst auf ca. 1870 - 1929. Im
                                                gleichen Zeitraum wurden Karteikarten angelegt mit
                                                Angabe der Klassifikation, Negativnummer und Format
                                                sowie einem aufgeklebten Abzug auf der Rückseite.
                                                Neun Karteikarten sind noch erhalten. Um welchen
                                                Bearbeitungsschritt es sich dabei handelt, ist
                                                unklar, möglicherweise dienten sie zur Vorbereitung
                                                der Eintragungen in die Kladde und Sortierung vor
                                                der Einordnung in die Kataloge. Ebenfalls vorhanden
                                                ist eine undatierte maschinenschriftliche Liste in
                                                Abt. 20 Nr. 657 ("Vorläufige Liste der Photos aus
                                                dem Nachlaß Herbst") mit 152 Gruppen, darunter:
                                                Rheinbrücken, Stadtansichten, Soldatenleben und
                                                Rotes Kreuz (Teil 1 - 3), Gedenkblätter mit Wormser
                                                Ansichten, Obstblüte in Ibersheim oder Alte
                                                Bauernhäuser im Odenwald. Auffällig ist hier Nr. 50,
                                                "noch zu erledigender Restbestand". Dies deutet
                                                daraufhin, dass die Liste wenn überhaupt nur
                                                teilweise auf einer möglichen ursprünglichen Ordnung
                                                beruht. Wer sie wann anlegte, ist nicht
                                                bekannt.
Die weitere Bearbeitung übernahm
                                                ab den 1990er Jahren Frau Ingeborg Abigt (ab CH1955,
                                                im November 2001 bis CH2357). Sie fügte auch spätere
                                                Ergänzungen ein und notierte die Nummer des
                                                Katalogs, in den das jeweilige Bild eingeordnet
                                                wurde. Sie vermutete einen hauptsächlichen
                                                Aufnahmezeitraum von ca. 1900 - 1929, manche Fotos
                                                wurden genauer datiert. Die kontinuierliche
                                                Eintragung der Negativnummern erfolgte bis CH2338,
                                                dann beginnt die Aufzeichnung wieder bei CH0001 mit
                                                einer ausführlicheren Beschreibung durch Frau Abigt
                                                (unterbrochen durch die Seiten mit der Beschreibung
                                                des Bestands von Walter Hege) bis CH3085 (Stand
                                                2010). Erfasst wurden bis dahin überwiegend nur die
                                                Negative.
Die Eingabe in die Datenbank
                                                "Augias-Archiv" begann 2001. Im Jahr 2003 wurden
                                                2104 Fotos in relativ geringer Auflösung
                                                digitalisiert und ein Jahr später nochmal 293. Die
                                                207 Glasplattennegative im Format 30x40 cm und 24x30
                                                cm wurden im Mai und Juni 2010 im
                                                Digitalisierungszentrum Mannheim in hoher Qualität
                                                gescannt. Die Fotos CH3086 bis CH4331 umfassen eine
                                                Positivsammlung, die 2011 digitalisiert und in der
                                                Datenbank erschlossen wurde. Bei diesen Arbeiten
                                                wurden nur die Positive berücksichtigt, zu denen
                                                keine Negative vorlagen oder die signifikante
                                                Bearbeitungsspuren (wie Überzeichnungen und
                                                Retuschen) zeigen; die übrigen wurden
                                                zusammengefasst, mit der jeweiligen Negativ-Nummer
                                                versehen und lagern nun nach dieser geordnet in drei
                                                Archivkartons im Magazin. Parallel dazu wurden die
                                                Negative und Positive in geeignete Verpackung
                                                umgebettet und die Signatur vereinheitlicht.
Die Datensätze des Bestands wurden überarbeitet
                                                und angeglichen. Ein erster Findbuchausdruck zur
                                                anschließenden vollständigen Korrektur lag im April
                                                2013 vor; im März 2014 wurde die Bearbeitung vorerst
                                                abgeschlossen.
Die Klassifikation ist die
                                                allgemeine Klassifikation des Fotoarchivs, daher
                                                sind einige Gruppen nicht belegt. Abgelegt und
                                                verzeichnet wurden die Bilder nach den zum Zeitpunkt
                                                ihrer Aufnahme gültigen Straßennamen, soweit dies
                                                feststellbar war. Der Bestand ist zwar nahezu
                                                vollständig digitalisiert, allerdings nur teilweise
                                                in ausreichender Qualität, so dass ein erneutes
                                                systematisches Scannen noch aussteht. Die Fotos,
                                                umverpackt in geeignete Vierklappenumschlägen und
                                                passenden Archivkartons, belegen insgesamt ca. 17
                                                lfm.
Hinweise zur Benutzung
Der Beginn der gewerblichen
                                                Fotografie-Tätigkeit liegt um das Jahr 1880, in dem
                                                Christian Herbst 21 und damit volljährig geworden
                                                war. Seinen Laden hat er bis 1928 geführt (zum
                                                Jahreswechsel 1929 war er bereits schwer erkrankt);
                                                ob er in den Jahren nach 1925 noch selbst
                                                fotografiert hat, ist ungewiss. Nur selten sind
                                                genauere Datierungen der Negative möglich. Für alle
                                                Fotos, die nicht annähernd eingegrenzt werden
                                                konnten, wurde ein Zeitraum von 1880 bis 1928 in die
                                                Datenbank eingetragen. Dies ist insoweit
                                                problematisch, als dass sich nachweislich Fotos mit
                                                einer Entstehungszeit von 1930 bis 1944 im Bestand
                                                befinden. Daher ist wahrscheinlich, dass Christian
                                                Herbst fälschlich als Fotograf auch solcher
                                                Aufnahmen vermutet wird, die nach seinem Tod
                                                entstanden sind, aber nicht eindeutig nach 1928
                                                datiert werden konnten. Alle ermittelten oder
                                                vermuteten Datierungen sind in runden Klammern
                                                angegeben, bei erhöhter Unsicherheit mit einem
                                                Fragezeichen. Die Einschätzung beruht hauptsächlich
                                                auf den abgebildeten Geschäften (die mit den
                                                Adressbüchern abgeglichen wurden), der Mode, dem
                                                Vergleich mit anderen Aufnahmen (wenn Veränderungen
                                                z. B. bei der Wuchshöhe von Bäumen oder der
                                                Gestaltung von Gebäuden sichtbar sind) und den
                                                Angaben auf den erhaltenen Postkarten in Abt. 209 -
                                                wenn der Aufnahmezeitraum nicht eindeutiger durch
                                                abgebildete Jahreszahlen, Ereignisse oder
                                                Veranstaltungen bestimmbar ist. Die auf den
                                                Positiven teilweise aufgedruckten Jahreszahlen
                                                stimmen nicht mit dem Aufnahmedatum überein, wie z.
                                                B. die Serie CH4069 - CH4074 beweist (die
                                                abgebildete Kirchenruine ist 1900 ausgebrannt,
                                                angegeben ist das Jahr 1898), wurden aber dennoch
                                                zur Eingrenzung herangezogen. Die Angabe von
                                                Fotograf und Datum ist deshalb im Einzelfall
                                                kritisch zu prüfen.
Bei einer Verwendung
                                                und Auswertung der Bilder, die über einen reinen
                                                Illustrationszweck hinausgeht, ist der
                                                Entstehungshintergrund der Aufnahme zu
                                                berücksichtigen (trotz der eher spärlichen
                                                Informationen, die dazu vorliegen). Da die
                                                Produktion für den Tourismus als Postkarten und
                                                Andenken den überwiegenden Aufnahmezweck darstellt,
                                                wurden idyllische Ansichten gewählt, z. B. mit
                                                Kindern im Vordergrund oder gutgekleideten
                                                Passanten. Der Kompositionscharakter sollte bei der
                                                Einordnung nicht vernachlässigt werden; von
                                                Momentaufnahmen im alltäglichen Straßenleben
                                                auszugehen würde den Zielen des Fotografen nicht
                                                gerecht werden (gerade bei den großformatigen
                                                Negativen über 18 x 24cm: Der Umgang mit einer
                                                entsprechend großen Plattenkamera setzt einigen
                                                Aufwand voraus). Einige Fotos, v. a. von Straßen und
                                                Häusern, dürften auch im Rahmen einer
                                                Auftragstätigkeit entstanden sein, z. B. für
                                                Neujahrsgrußkarten.
Weiterführende
                                                Bestände und allgemeine Literatur
Abt.
                                                202 Nr. 166, persönliche Dokumente Herbst
Abt. 209, Postkartensammlung
Abt.
                                                204, Wormser Dokumentation und Sammlung
Abt. 185, v. a. Korrespondenz mit der Familie
                                                von Heyl
Wormser Zeitung, v. a. der
                                                Nachruf im Sonntagsblatt am 06. Januar 1929,
                                                "Beisetzung des Herrn
Christian
                                                Herbst"
Anett Holzheid, Das Medium
                                                Postkarte, Berlin 2011
Karin Walter,
                                                Postkarten und Fotografie: Studien zur
                                                Massenbild-Produktion, Würzburg 1995
Benedikt Bock, Baedecker und Cook, Tourismus am
                                                Mittelrhein 1756-1914, Frankfurt 2010
Worms, Mai 2014
Tanja Wolf
Digitalisierung
Der gesamte Bestand
                                                wurde 2017/18 durch die Firma Frankenraster GmbH
                                                (Buchdorf) digitalisiert.
Nachtrag
Anfang des Jahres 2019 wurden 20 überformatige
                                                Glasplatten, überwiegend mit dem Format 30 x 40 cm,
                                                auf dem Dachboden des Stadtarchivs gefunden. Diese
                                                wurden im Anschluss gereinigt, umgebettet,
                                                verzeichnet (Verzeichungseinheiten: CH4338 -
                                                CH43557) und in RR ? bei den anderen überformatigen
                                                Glasplatten gelagert (13.03.2019 Weitz,
                                                Jonas).
Zitierhinweis:
                                                Fotoabt. CH - Christian Herbst
    
- Bestandssignatur
 - 
                Stadtarchiv Worms, 302
 
- Kontext
 - 
                Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Fotoabteilung
 
- Bestandslaufzeit
 - 
                1878 - 1935
 
- Weitere Objektseiten
 
- Letzte Aktualisierung
 - 
                
                    
                        15.12.2023, 14:57 MEZ
 
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
 
Entstanden
- 1878 - 1935