Bestand
Weltliche Lagerbücher: Amt Hornberg (Bestand)
1. Zur Geschichte des Oberamts Hornberg: Horenberc (1093 erstmals schriftlich so festgehalten), ab 1127 Hornberg, umfasste ursprünglich ein Reichslehen zu dem beispielsweise auch Triberg gehörte. Sitz der zugehörigen Herrschaft war die Burg (Alt-) Hornberg (ursprünglich Gemarkung Gremmelsberg, Stadt Triberg), nach der sich dann im 11. Jahrhundert die Herren von Hornberg benannten. Die Familie als solche geht zurück auf den Edelfreien Adelbert von Ellerbach. Die Burg Althornberg wurde allerdings um 1280 aufgegeben, die Herrschaft geteilt. Es entstand eine Triberger Linie (in deren Bereich zwar die alte Burg lag, die aber als Familien- und Herrschaftsbezeichnung Triberg annahm (aus Burkhard von Hornberg wurde Burkhard von Triberg) während die Brüder Brun und Dietrich im heutigen Hornberg ihren neuen Herrschaftssitz wählten, wo im Anschluss das heutige "Untere Schloss" entstand (an der Stelle des Rondells) und wo 1564 (um den Wartturm) das "Obere Schloss" gebaut wurde (1689 zerstört). Die nach der Teilung um 1280 entstandene Herrschaft Hornberg mit Reichenbach und Gutach, später noch mit Kirnbach, wurde allerdings weiter geteilt. Der Niedergang der Familie führte dazu, dass die Herrschaft Stück für für Stück veräußert werden musste und so, wenn auch z.T. über Dritte (Herzöge von Urslingen, Geroldseck zu Sulz, Fürstenberg), nach und nach von Württemberg erworben werden konnte. Amtssitz des württembergischen Vogts wurde schließlich das "Obere Schloss" in Hornberg, ab 1663 Amtssitz für das württembergische "Oberamt Hornberg". Mit dem Übergang an Baden war Hornberg ab 1810 badisches Bezirksamt und wurde 1857 mit Triberg vereinigt. 1924 kam dieser Verwaltungsraum zum Bezirksamt (Landkreis) Wolfach, seit 1973 mit Wolfach zum Ortenaukreis.
2. Zur Geschichte und Ordnung des Bestands: 2.0 Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außenvermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr Vereinen die heutigen Bestände H 101/ 1ff, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe. Dies gilt auch für Hornberg, für das Lagerbücher ab 1491 überliefert sind.
3. Zur Verzeichnung des Bestands: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung, um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den kompletten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene Erfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Auf vorhandene Reskripte wird allerdings weiterhin im "Enthält-Vermerk" hingewiesen. und die Laufzeit in die Gesamtlaufzeit des Bandes aufgenommen. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel entsprechen soweit als möglich den auf den Vorsatzblättern der Bände zu findenden Innentiteln, was durch Anführungszeichen verdeutlicht wird. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturenschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Titelaufnahmen zum Bestandes H 101/30 wurde im Rahmen des praktischen Teils der Ausbildung für den gehobenen Archivdienst von Frau Stephanie Kurrle im Oktober / November 2007 überarbeitet bzw. neu aufgenommen. Überprüfung und Abschlussarbeiten besorgte der Unterzeichnete. Der Bestand umfasst 9 Bände, in denen 62 verschiedene Urkunden aus der Zeit zwischen 1389 bis 1651 - oft mehrfach - in Abschriften überliefert sind. Die belegten Regale umfassen 1 m. Überlieferung zum Bereich des Amts Hornberg im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist über H 101/30 hinaus v.a. in folgenden Beständen zu finden:
Korrespondierende Bestände: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten (Spezialakten) A 249 Rentkammer: Ämterakten A 297 Weltliche Zins- und Haischbücher A 302 Weltliche Ämterrechnungen A 362 A 362 L, A 363 Akten der Amtsverwaltunge(en) Hornberg H 102/35 Lagerbücher Geistliche Verwaltung Hornberg (2 Bände, 1591/93 und 1749/1801)
Literatur: Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1, 2. Auflage, 1904, Sp. 1050-1052 Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. VI Regierungsbezirk Freiburg, Stuttgart 1982. Maurer, Hans-Martin (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Sonderbestände (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 35), Stuttgart 1980, S. 122-125. Richter, Gregor: Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 36), Stuttgart 1978. Stuttgart, im Februar 2008 Franz Moegle-Hofacker
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/30
- Umfang
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9 Bände, Bestellnummern: Band 1 - 9
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Bestandslaufzeit
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1491-1800
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1491-1800