Malerei

Das Trojanische Pferd

Immer wieder hat Corinth der antiken Literatur Motive entlehnt. Als bedeutendes Alterswerk entstand kurz vor seinem Tod die seltsam modern und gegenwärtig wirkende Geschichtsdarstellung „Das Trojanische Pferd“. Zu sehen ist eine Szene aus dem Kampf um Troja nach dem uralten Epos „Ilias“ von Homer: Nach jahrelanger Belagerung der Stadt gibt das Heer der Griechen scheinbar auf und stellt ein riesiges hölzernes Pferd als Siegesgabe vor die unüberwindlichen Mauern. Corinth zeigt die Verhaftung des als Boten zurückgelassenen Griechen und einen schwer bewaffneten Trupp der Hellenen, der sich aus einem der Stadttore nähert und später das Ungetüm in die Stadt ziehen wird. Nachts werden die darin verborgenen Griechen die Tore öffnen und damit den Untergang der Trojaner einleiten. Die Darstellung, durch etliche Zeichnungen vorbereitet, bleibt bewusst unbestimmt und durch die kurzen, nervösen Pinselstriche skizzenhaft. Trotz ironischer, ja karikierender und vieler farbpoetischer Momente ist eine hintergründige Vision von Bedrohung und Untergang entstanden. Der festungsartigen, von einem blau schimmernden Meer umgebenen Stadt unter einem rot und gelb geschlierten Himmel steht der schiefergraue Koloss des Pferdes der Griechen entgegen. Die agierenden Personen verunklären absichtsvoll die Komposition. Das Licht der niedrig stehenden Sonne umfängt Boote, Krieger und das hölzerne Pferd mit einem schimmernden Lichtrand. Corinth hat selbst noch das ursprünglich seiner Frau, Charlotte Berend-Corinth, zugedachte Gemälde als Leihgabe in die Neue Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzen-Palais gegeben. In der Gedächtnisausstellung der Nationalgalerie im Jahr 1926 war das Bild dann ein Hauptwerk. Direktor Ludwig Justi fasste die Wirkung des Gemäldes zusammen: „[…] der ganze Bildraum funkelnd, als wäre ein Tau farbiger Edelsteine gefallen“ (Lovis Corinth. Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Ausst.-Kat. Nationalgalerie, Berlin, 1926, S. 9). Aus der Gedächtnisausstellung kam das Werk als Geschenk der Witwe und der Kinder des Künstlers in die Sammlung der Nationalgalerie. | Angelika Wesenberg

Vorderseite | Fotograf*in: André van Linn

Public Domain Mark 1.0 Universell

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Standort
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
Inventarnummer
A II 488
Maße
Höhe x Breite: 105 x 135 cm
Rahmenmaß: 127 x 157,5 x 8,5 cm
Material/Technik
Öl auf Leinwand

Ereignis
Eigentumswechsel
(Beschreibung)
1926 Geschenk der Witwe und der Kinder des Künstlers anlässlich der Gedächtnisausstellung von Lovis Corinth in der Nationalgalerie
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wo)
Berlin
(wann)
1924

Letzte Aktualisierung
14.04.2025, 08:09 MESZ

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Objekttyp

  • Malerei

Beteiligte

Entstanden

  • 1924

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