Archivalie
L.H.M. - Mindestens werden Sie endlich!sagen zu dieser...
Blatt 1 beginnt: " Das Antike Magische... L.H.M. - Mindestens werden Sie endlich!sagen...", Blatt 2 beginnt:"&2-Ich bin nun selbst neugierig"
Transkription: Das antike Magische und Zaubrische hat Stil, Das Moderne nicht - Das Antike Magische ist Natur mensch- lich betrachtet Das Moderne dagegen ein ein blos gedach- tes Phantastisches Das Antike ist nüchtern modest ge- mässigt Das Moderne ganz zügellos und betrun- ken,. L.H.M. - Mindestens werden Sie endlich sagen zu dieser endlichen Maschine, diesem endlichen Brief - und diesem unendlichen Spruch! Allerdings hat sich allerlei ereignet, was aufschieben, vertagen warten liess. ich berichte kurz: 1) die Geburt eines Sohnes mit Namen Tilman - geboren am 1. April-(sollten Sie etwa 1sehen, so sage ich: Bismarck!) Geboren im Zeichen des Widders, wie glaube ich auch Sie -(leider muss ich dies immer nur wieder glauben trotz Notizen auf Schweizerkarten, besonders Ecken eines Gegenstands, wo sie dann zu gut aufgehoben sind, um jemals wieder gefunden zu werden.) Jedenfalls verspricht der unter dem Widder Geborene eine Führernaturm dickköpfig, zäh- welche Eigenschaften diese Familie, die er nun stammhalten soll, sehr nötig hat - dazu kommt alerdings noch der Krebs, wo vielleicht alles wieder rückwärts geht -- man weiss es nicht; jedoch wird das Horoskop z.Zt. von einem Bauhäusler gestellt, welche Sitte eben in Deutschland sehr verbreitet ist. - Sohn und Mutter geht es gut und die Schwestern freuen sich einen Bruder zu haben. Ich sage, das Triadische Quintett ist nun beisammen - und man kann was Anderes tun. 2) Verpflanzung des Bauhauses nach Dessau / Anhalt. eine kleiner als Weimar scheinende aber grösser seiende Industrie- stadt -2 Std. von Berlin -10 Min. von der Elbe - ein fürstlicher prinz, etwas Tradition, die sich besonders dem Theater gegenüber verpflichtet fühle --und sich nun zu dieser Tat entschlossen hat. - Das Bauhaus wird neu gebaut, ebenso Häusser mit Ateliers für die Meister-was nun alles recht und gut wäre, wenn nicht Gropius die Gelegenheit wahrge- nommen hätte, die Führung diktatorisch an sich zu reissen und nun die Sonne seiner Gnade mit unterschiedlicher Strahlenstärke auf sein Volk scheinen liesse. Das Füllhorn reichlichen Lohns wurde nur über vier seiner Palladine ausgeschüttet - ich bin genötigt, wenn ich existieren will, mir noch anderwärts das Fehlende zu verdienen - natürlich kommt nur Berlin in Frage - ich werde künftig nur nebenamtlich am Bauhaus sein, bin nur für Bühne verpflichtet, so dass ich also nachdrücklich nach dieser Seite gewiesen werde: es verwehrt mir natürlich niemand, mich als Maler zu betätigen. - Die Handlungsweise von Gropius, die nicht ganz einwandfrei war, machte, dass es nahe am Brush vorbeiging, und heute noch bin ich, obwol sich G. sichtlich bemühte mir eine Existenz zu sichern, misstrauisch. Ich werde zusehen, da ja ohnedies der Sommer ver- gehen wird, bis Dessau bezugsfertig sein wird. Die Stuttgarter Angelegenheit schwebt noch immer. Die Akademie habe sich für mich entschieden und verfechte ihren Standpunkt nachdrücklich. Es soll zu einer Prestigefrage zwischen Staatsminister und Akademie werden. Ersterer sei Deutschnationaler, dem die Richtung nicht passt. -Die Bühnenbilder zu Hamlet in Berlin wurden von den meisten Zeitungen als schön anerkannt, nur wurde bedauert, dass sich die Schau- spieler nicht verstanden hätten, sich darin zu bewegen.- Ein Vorschlag an die Volksbühne mir zu gestatten, nebenbei ein Abstrakt - experimentell- demonstratives Theater zu machen, wurde leider abgelehnt weil zu wenig Verständniss dafür bei dem Volksbühnenpublikum vorhanden wäre. Das war nun allerdings meine grosse Hoffnung in Berlin; es bleibt dann nur die Möglichkeit es "helingen" zu tun. Alles in Allem: die grosse Sehnsucht nach Arbeitsruhe, könnte mich gegebenfalls doch veranlassen, mir Stuttgart zu überle- gen, Ich bin nun selbst neugierig, was der Weisheit letzter Schluss sein wird und beneide die Wahrsagerinnen, die das alles schon-und ohne es zu nützen wissen. Es folgen jetzt einige Schreibmaschinenkunststücke: Wie geht es innen? -
- Sammlung
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
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AOS 2012/1017
- Maße
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Höhe: 33 cm, Breite: 20.3 cm
- Material/Technik
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Papier; maschinenschriftlich
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
- Rechteinformation
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Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Otto Meyer-Amden (20.02.1885 - 15.01.1933)