Archivalie
L.H.M, möchten wir doch dahin kommen...
1 Blatt, beginnt.:"L.H.M, möchten wir doch dahin kommen dass Mißtrauen und Zweifel..."
Transkription: LHM, möchten wir doch dahin kommen daß Mißtrauen u Zweifel gänzlich verschwänden und aller Raum für die Sache bliebe. Ich sehe Ihr Bedauern dessen, anläßlich dem Predigtbildstreit. Sehe das gegenseitige Abwarten von Briefen in Zweifel über den Sinn des Andern vermutend es könnte sein daß er vermuten könnte es wäre was nicht ist. Daß ich in ein reines Verhältnis zu Ihnen kommen möchte wird mein Lebenswunsch sein u bleiben, denn dieses wird auch mein Verhältnis zu Leben u Kunst reinigen. Ich glaube bald daß auch mir die guten Vorsätze zu Wegepflastern der Hölle werden wenn ich nicht bald "Wandel schaffe". Hätte ich alles beherzigt, tief, was ich erfahren, ich müßte anders aussehen; es ist die große Vergeßlichkeit und ich bin bereit Keyserling zu glauben der das Grundübel der Westländer (gegenüber den Indern) in dem Mangel an Gedächtnis erblickt. Mein Vorschlag den ich schon machen wollte unsere Korrespondenz abzubrechen und auf ein halbes Jahr zu vertagen hätte andere Gründe als der verwandte Fall mit Bollmann den er mir erzählte: an einem toten Punkt angelangt zu sein. Es wäre Raum recht lebendig in meinem Fall. es wäre vielmehr weil ich in jenem halben Jahr mehr bereitet zu sein hoffe "Ursprünge zu präzisieren" als eben jezt. Ich taumle u springe, nur leider nicht zum großen Ur; d.h. ich will es dennoch hoffen, ja, es ist über alles hin meine große Hoffnung. ich habe wie selten in so hohem Maß mein Sach auf gut Glück gestellt. gebe die erprobte Lebensweise auf und mich Hoffnungen hin daß die unbekannte besser wäre. Ich rechne gar nicht und sehr stark zugleich. Das Vage bringt die Liebe mit sich, ein Schaukelspiel der Wellen, immerhin eines Meeres dessen ich wenig aber kündig bin, Landratte die ich bin. die Liebste ist die betörende Meerfrau - sie lacht meiner staubigsten Schubladenkunst und freut sich Ihres Mitgelächters. Damit wären wir bei frl. T. angelangt. Sie läßt Sie grüßen und bedauert gleichfalls Sie nicht mehr gesehen zu haben. Die Abreise war plötzlich, die Gründe werden Sie wissen, so grundlos sie inzwischen auch geworden waren, Rückwirkungen einer einstigen [...]. Damit säßen wir in der Spyristraße und ich auf der Anklagebank: warum habe ich Ihnen die Üecht Gruppe verschwiegen, warum Ihnen keine Farbdrucke noch gesandt? Hat Ihnen nun eigentlich Rau die farblosen gebracht? da ich es annehmen muß und Sie sich nicht äußerten bestärkte sich mein Gefühl Ihren Wünschen nicht entsprochen zu haben. die Farbdrucke an Vollenweider sollten eine Probesendung sein, Ihnen zur Ansicht und Wunschäußerung. Selbst Vollenw. glaubte ich enttäuscht zu haben, da ich enttäuscht war über das noch Vorhandene gegenüber dem was einst v. d. Krieg noch zu haben war. Ich weiß bis heute von V. nichts in der Sache u hatte durch Ihre Erwähnung wenigstens die Gewißheit daß sie angekommen waren. Welche Irrfahrten ich hier und nachher das Paket in der Welt gemacht - es soll kein Hindernis sein, zumal ich jezt klüger bin - Ihnen zu schicken was und so viel Sie wollen. Just die van Eyks sind wie ich schon schrieb nicht mehr zu bekommen. - Muß ich das "Trauer überneigen des Leibes auf den geschändeten Namen (Üecht) beziehen? Es sollte mir leid tun - die Absicht war edel. 2/3 der Namensträger der Gruppe Kennen die Herkunft des Namens nicht; 1/6 (Bmstr.) las ihn einst auf der Rückseite eines Graphitphotos (von mir geschrieben). Ein Witzbold meinte, er (der Name) sei um die Stuttgarter zu zwingen den Mund zu spitzen. Übrigens hat er sich zu Uecht gewandelt durch Druckfehler anfangs, vermutlich weil die Sätze in latein. Schrift kein Ü haben u. Uecht hätten drucken müssen. Nicht zuletzt wollte ich es auf die Überraschung ankommen lassen, die zufällige die Ihnen ja nun leider und unleidlich geworden ist. Ich selbst bin mich lösend (äußerlich durch Nicht ausstellen dieses Jahr), innerlich gelöst von dem Verband weil mir das Gehaben des 2/3 nicht gefällt und mein Sechstel zu einem Eins möchte wandeln. Soll ich auch den Namen mit zurückziehen? B
- Sammlung
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
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AOS 2012/1008
- Maße
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Höhe: 27.4 cm, Breite: 20.3 cm
- Material/Technik
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Papier; Tinte
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
- Provenienz
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Abschrift vorhanden; Kasten 20 Mappe 2
- Rechteinformation
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Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Otto Meyer-Amden (20.02.1885 - 15.01.1933)