Bestand
Erzstift und Kurfürstentum Köln (Bestand)
Form und Inhalt: Das Erzstift Köln war das Gemeinwesen bzw. das Territorium, über das der Erzbischof von Köln als weltlicher Landesherr regierte. Mit Maternus ist 313 erstmals ein Kölner Bischof bezeugt. Karl der Große erhob Köln 795 zum Erzbistum; die Kölner Kirchenprovinz umfasst die Bistümer Utrecht und Tongeren (später Lüttich) sowie, nach der Unterwerfung der Sachsen, die neuen Bistümer Münster, Minden, Osnabrück und - zunächst - Bremen. Die Bedeutung der Erzbischöfe von Köln und ihres Erzstifts für das ganze Reich trat im Spätmittelalter eindrucksvoll zutage: Als sich 1257/73 das Kollegium der sieben Kurfürsten bildete, die künftig ausschließlich das Recht besaßen, den deutschen König (und damit den Anwärter auf die Kaiserkrone) zu wählen, gehörte ihm auch der Kölner Erzbischof an. Aufgrund der Verknüpfung der Kurwürde mit dem Erzstift spricht man von diesem auch als vom Kurfürstentum Köln oder kurz von Kurköln.
Das Erzstift war deutlich kleiner als das Erzbistum: Seine territoriale Hauptmasse hatte seit 1349 die Gestalt eines Gebietsstreifens, der sich linksrheinisch von Kempen im Norden bis nach Rheinbach im Süden erstreckte; dabei markierte der Lauf der Erft ungefähr die westliche Grenze. Als Besonderheit ist hervorzuheben, dass die Stadt Köln als Namensgeber und zentraler Ort von Erzbistum und Erzstift sich mit den Erzbischöfen überwarf, die ab 1265 nicht mehr in der Stadt residierten, und sich aus ihrer weltlichen Oberhoheit befreite (Schlacht von Worringen, 1288), was die Kölner Erzbischöfe freilich niemals offiziell anerkannten. Die territoriale Expansion des Erzstifts war um 1450 im Wesentlichen abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt stellten das nördlichste Amt Rheinberg und die südlichen Ämter Nürburg, Altenahr, Alken, Andernach, Zeltingen und die Stadt Rhens nebst den rechtsrheinischen Ämtern Linz, Altenwied und Neuerburg Exklaven ohne direkte Verbindung zur Hauptmasse des Territoriums dar. Die Ämter Andernach, Neuerburg, Zeltingen und die Stadt Rhens sowie Teile der Ämter Linz und Nürburg lagen im Erzbistum Trier; dasselbe galt für das Amt Alken, das gemeinsamer Besitz (Kondominat) der Erzstifte Köln und Trier war. Über den links der Mosel gelegenen Teil des Amtes Zeltingen beanspruchten beide Erzstifte die Oberhoheit.
In diesen Grenzen bestand das Erzstift Köln, bis Frankreich 1794 im Zuge der Revolutionskriege das linke Rheinufer besetzte; die eroberten Gebiete wurden ihm 1801 im Frieden von Lunéville abgetreten. Die rechtsrheinischen Territorien, die dem Kölner Kurfürsten danach noch verblieben waren, wurden 1803 im Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert: Sie fielen an die Fürsten von Wied-Runkel und Nassau-Usingen, kamen aber schon 1806, nach der Fusion der Fürstentümer Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg, sämtlich zum neu gebildeten Herzogtum Nassau. Der Bestand dürfte im Wesentlichen zwischen 1832 und 1844 im Zuge einer Aufteilung der kurkölnischen Überlieferung zwischen den damaligen preußischen Staatsarchiven Koblenz und Düsseldorf (beide 1832 gegründet - heute Landeshauptarchiv Koblenz bzw. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen - Abteilung Rheinland am Standort Duisburg) gebildet worden sein. Dabei wurde offenbar der Grundsatz verfolgt, jedem Haus die Archivalien zuzuweisen, die sich auf seinen Zuständigkeitsbereich bezogen - also auf die damaligen preußischen Regierungsbezirke Koblenz und Trier einer-, Düsseldorf, Köln und Aachen andererseits. Die weitaus meisten Unterlagen im Koblenzer Bestand betreffen demzufolge Angelegenheiten der südlichen kurkölnischen Ämter Altenahr, Andernach, Linz, Nürburg und Zeltingen sowie der Stadt Rhens. Dabei handelt es sich aber nicht nur um landesherrliche Angelegenheiten im engeren Sinne, sondern auch um solche von Gemeinden, Pfarreien oder Privatleuten aus den erwähnten Ämtern. Ebenso verhält es sich mit Bacharach und Umgebung, wozu sich ebenfalls zahlreiche Unterlagen im Bestand finden; hier lag die Landeshoheit zwar bei Kurpfalz, aber das Erzstift Köln besaß die Lehenshoheit und zudem viele Besitzungen vor Ort. Der Bestand umfasst darüber hinaus eine keineswegs unerhebliche Anzahl an Urkunden, Akten und Amtsbüchern zu anderen Orten, Territorien und Personen, bei denen ein ausdrücklicher Bezug zu Herrschaften, Gemeinden oder Korporationen im Gebiet der ehemaligen Regierungsbezirke Koblenz und Trier vorliegt - z.B. kurkölnische Lehnshoheit oder Grenzstreitigkeiten des Kölner Erzstifts mit anderen Territorien aus diesem Gebiet. Hinzu kommt ein geringer Anteil an Unterlagen, die grundsätzlich für die Gesamtheit des Kurfürstentums Köln von Belang sind (z.B. Landtagsabschiede und kurfürstliche Verordnungen).
Inhaltlich deckt der Bestand v.a. die Bereiche Finanzen (Steuern, Schulden, Renten, Zehnte, Zölle, Rechnungen), Immobilien (Grundbesitz, Bau- und Reparaturmaßnahmen, Nutzungsrechte, Bestandsaufnahme, Verpachtung, Verpfändung, Verkauf) und Recht (Weistümer, Marktrecht, Mühlenrecht, Jagdrecht, Grenzfragen) sowie Bergwerke, fromme Stiftungen, allgemeine Verwaltung (Amtsprotokolle, Beamte), Lehen, Auswärtige Beziehungen, Landstände, Kriegsereignisse und -lasten ab.
Die Ordnung des Bestandes ist nicht konsequent nach Sach- oder Territorialprinzip durchgeführt worden, weshalb sich z.B. Unterlagen zum kurkölnischen Amt Linz nicht nur unter "Kurkölnische Ämter und Ortschaften", sondern auch unter "Gerichtssachen" oder einem anderen Sach-Betreff finden. Die Informationen zu den Archivalien geben den Erschließungsstand des zweibändigen maschinenschriftlichen Findbuchs wieder, dessen Inhalt in die Datenbank übertragen wurde. Ein dritter Band enthält ein Namensregister, das für bestimmte Fragestellungen weiterhin von Nutzen sein kann.
- Bestandssignatur
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2
- Kontext
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Landeshauptarchiv Koblenz (Archivtektonik)
- Verwandte Bestände und Literatur
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Dumont, Karl Theodor (Hrsg.): Geschichte der Pfarreien der Erzdiöcese Köln. Nach den einzelnen Dekanaten geordnet, Köln/Bonn 1893-1926
Hegel, Eduard (Hrsg.): Geschichte des Erzbistums Köln, 5 Bde, Köln 1964-2008
Das Gros der Überlieferung des Erzstifts Köln verwahrt das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen - Abteilung Rheinland, am Standort Duisburg.
Im Historischen Archiv des Erzbistums Köln befindet sich die Überlieferung der geistlichen Verwaltung, d.h. des Erzbistums Köln.
- Bestandslaufzeit
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1176 Urkunden: 1144-1798; 2718 Akten: (1190)-1827 (47,03 Rgm)
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
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01.04.2025, 13:23 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1176 Urkunden: 1144-1798; 2718 Akten: (1190)-1827 (47,03 Rgm)