Archivale

Kundschaft (= Zeugenverhör) über die Gürtlerin

Regest: (1) Enderis Schalls Hausfrau sagt, sie wisse nichts, das ihr von den bösen Weibern begegnet wäre.
(2) Die Hausfrau des Hans Steinmayer sagt, vor 7 Jahren um Ostern sei ihr ein Kind gelähmt worden, welches noch lahm sei, und man sehe an ihm die Grieff (= ?) noch. Die Zeugin habe grossen Argwohn auf die Gürtlerin gehabt.
(3) Leinhard Schaylin weiss nichts, als dass ihm vor 20 Jahren ein Bub gelähmt worden sei.
(4) Bastin Rockhenstills Hausfrau sagt, sie habe 2 lahme Kinder, welche gellingen (= gäh, jäh, plötzlich) lahm wurden. Auch sei ihr eins vor ungefähr 13 Jahren gestorben. Das sei so lang gelegen, dass es Löcher bekam.
(5) Hans Seyrer sagt, vor ungefähr 5 Jahr sei ihm eine Kalbel und ein junges Kalb gestorben, auch ein Schaf, ungefähr in einem Monat nacheinander.
(6) Hans alt Stirm sagt, vor ungefähr 6 Jahr seien ihm 2 Kühe in einem Jahr gestorben. Er wisse nicht, was ihnen gebrosten (= gefehlt) habe.
(7) Matheus Klem sagt, vor ungefähr 3 oder 4 Jahr sei er über Feld gegangen und als er kam, habe sein Töchterlein gesagt, sie haben sie gesund unter den Hirten getrieben und um Mittag sei sie am gleichen Tag gestorben.
(8) Jacob Rockhenstill sagt, ungefähr am letzten Michaelis sei ihm ein Kind gestorben. Es sei gut 6 Wochen krank gewesen und zuvor auch einmal eines. Was aber ihnen gewesen, könne er nicht wissen.
(9) Die Hausfrau des Hans Widenmann sagt, als sie das 1. Kind in die Welt brachte, hab sie in 14 Tagen keine Milch in sich gehabt. Das Kind sei hernach in 14 Tagen gestorben. Ihr 2. Kind sei tot in die Welt gekommen mit schrecklichem Ansehen (= Aussehen) und Leiblein.
(10) Valerius Dräher sagt, die Gürtlerin habe etliche Kinder von seiner Hausfrau empfangen und seine Hausfrau sei seither lange Zeit krank gewesen. Habe einen bösen Argwohn auf die Gürtlerin gehabt.
(11) Ludwig Ragors Hausfrau zu Sickenhausen sagt, ungefähr vor 19 Jahren habe die Gürtlerin ein Kind von ihr empfangen, welches ein Grieff (= Spur eines Griffs?) wie in einem Teig am Nauen (= Nacken) gehabt. Es habe ganz geschweisst und sei in 10 Tagen gestorben. Ob die Wehmutter (= Hebamme) daran schuldig war, kann sie nicht wissen. Denn ihr Mann hab sie vorher geschlagen. Dem habe sie die Schuld gegeben.
(12) Jörg Rall von Einingen (Eningen) hat angegeben, es sei ihm ein Ross in vergangener Zeit gestorben. Die Schuld habe er dem Frieren (= Kälte, Frost) gegeben. Ob solches sei, kann der Zeuge nicht wissen. Es sei ungefähr 2 Jahr her.

Archivaliensignatur
A 2 f (Hexenprozesse) Nr. A 2 f (Hexenprozesse) Nr. 7730
Formalbeschreibung
Beschreibstoff: Pap.
Sonstige Erschließungsangaben
Bemerkungen: Laut "Blutbuch" S. 72 ist die Gürtlerin am 4. Juni 1565 als Hexe verbrannt worden. Ist sie die Wehmutter von Punkt 11 gewesen?

Genetisches Stadium: Or.

Kontext
Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25) >> Bd. 23 Hexenprozesse
Bestand
A 2 f (Hexenprozesse) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25)

Laufzeit
1565 Juni (ohne Datum)

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Letzte Aktualisierung
20.03.2025, 11:14 MEZ

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Objekttyp

  • Archivale

Entstanden

  • 1565 Juni (ohne Datum)

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