Bestand

Lehrergilde, Arbeitsgemeinschaft schwäbischer Lehrer e.V. (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die Lehrergilde - Arbeitsgemeinschaft schwäbischer Lehrer - wurde, angeregt von der Jugend- und Wandervogelbewegung, 1924 gegründet. Ziel der Vereinigung war eine 'neue Schule', deren Grundlage weniger neue Lehrmethoden, sondern eine veränderte Einstellung gegenüber den Kindern, aber auch zum Leben im allgemeinen sein sollte. Der Verein organisierte insbesondere Tagungen und Fahrten; darüber hinaus unterhielt er ein regelmäßig erscheinendes Mitteilungsblatt. Um der Gleichschaltung zu entgehen, löste sich der Verein 1933 auf; seit 1948/49 ist er wieder aktiv. Der Bestand geht auf eine Schenkung der Lehrergilde zurück und spiegelt - trotz seines relativ bescheidenen Umfangs - die vielfältigen Vereinsaktivitäten wider; er enthält auch eine Reihe von Manuskripten und Druckschriften mit schulreformerischem Gedankengut.



Vorbemerkung: Die Lehrergilde - Arbeitsgemeinschaft schwäbischer Lehrer e.V. wurde 1924 von Mitgliedern der "Schulmeistergilde" gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten unter anderem Gustav Wirsching, Karl Haug, Rudolf Spieth und die Brüder Georg und Christian Eckle. Ihren Ursprung hatte die Gilde in der Jugend- und Wandervogelbewegung, im besonderen in der Vereinigung "Die Wandervögel" der Lehrerseminaristen. Die Wandervogelgruppen, die Ausflüge und Wanderungen organisierten, wollten sich "vom Zwang der Zivilisation freimachen", "von der Bevormundung eines verkalkten Bürgertums" lösen und die "Quellen alten Volks- und Brauchtums aufspüren" (vgl. Otto Krautter, Vom Werden der schwäbischen Lehrergilde, Bü. 3). Die eigentlichen Anfänge der Lehrergilde gehen auf eine Italienfahrt zurück, die Gustav Wirsching zusammen mit sechs Freunden im Jahr 1923 unternahm. Im Sommer 1924 folgte als erste öffentliche Veranstaltung eine für Lehrer organisierte Musikwoche mit Fritz Jöde, einem bekannten Musikpädagogen, in Nagold. Noch im Oktober desselben Jahres veranstaltete der sich mit Gilde nennende Kreis die erste pädagogische Arbeitswoche in Balingen. Das Hauptthema, das in dieser Woche diskutiert wurde, war aber das Wesen und der Auftrag der Gilde. Im Anschluß an die Tagung erschien der erste Rundbrief. Als gemeinsame Aufgabe des Zusammenschlusses wurde darin die "neue Schule" postuliert: "Sie (die neue Schule) wächst nicht aus einer neuen Methode, sondern aus einer neuen Einstellung zum Kinde und zum Leben und aus einem neuen Leben" (Bü. 3). 1926 organisierte sich die Gilde als eingetragener Verein. Als Zweck der Lehrergilde nennt die Satzung: " Die L.G. will an Erziehungs- und Schulfragen interessierte Personen zu vertiefter Arbeit an pädagogischen Aufgaben zusammenschließen. Sie veranstaltet zu diesem Zweck pädagogische Treffen, Tagungen und Arbeitswochen und beschafft die hierzu erforderlichen Mittel und Einrichtungen". Als Organe der Gilde treten der erste und der zweite Obmann, der geschäftsführende Ausschuß (Gilderat) und die Tagungen auf (Bü. 1; vgl. auch F 303 III Bü. 851). Als Mitteilungsorgan fungierten neben dem "Rundbrief" seit 1929 die Mitteilungsblätter. Die Gilde war in der ersten Phase ihres Bestehens sehr aktiv; sie organisierte zahlreiche Tagungen, Arbeitswochen, Fahrten und Ausflüge. Um der Gleichschaltung und der Übernahme in den NS-Lehrerbund zu entgehen, beschloß die Mitgliederversammlung am 10. Juni 1933 die Löschung der Lehrergilde im Vereinsregister und die Auflösung der bisherigen Organisationsform als Mitglieder- und Leserkreis. Der enge Freundeskreis um Gustav Wirsching blieb jedoch auch weiterhin in Kontakt. Im Oktober 1948 organisierte dieser ein erstes Treffen der erreichbaren Freunde; man ging auseinander mit dem Entschluß, die Lehrergilde neu zu begründen. Bereits im Sommer 1949 fand wieder eine Tagung in Michelbach statt. Zielsetzungen und Organisationsform der Gilde in der zweiten Phase unterscheiden sich nur unwesentlich von den Anfangsjahren; weiterhin werden Tagungen und Fahrten organisiert, auch der Rundbrief als Mitteilungsorgan wurde wieder eingeführt. Der Vorstand der Lehrergilde übergab die Unterlagen dem Staatsarchiv als Schenkung. Der erste Aktenzugang erfolgte 1993; er wurde als PL 426 Bü 1-40 von den Inspektorenanwärtern Tessa Neumann, Heike Sartorius und Joachim Kresin unter Anleitung von Dr. Nicole Bickhoff geordnet, verzeichnet und verpackt. Von letzterer stammt auch der oben stehende historische Abriss in der Vorbemerkung. Als Zugang 2010/013 kamen die Unterlagen ein, die als Bü 41-83 von Leonie Kühner und Dr. Elke Koch erschlossen wurden. Vermutlich wird der Bestand noch weitere kleine Zugänge erhalten, da sich Unterlagen auch aus der Gründerzeit der Lehrergilde noch in privater Hand befinden. Zu beachten ist, dass der Nachlass Gustav Wirsching in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart verwahrt wird. Juni 2010 Dr. Elke Koch

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 426
Extent
83 Büschel (1,1 lfd. m)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Deposita, nichtstaatliche Archive und Nachlässe >> Nichtstaatliche Archive (ohne Deposita) >> Gesellschaften, Vereine u.a.

Date of creation of holding
1921-2006

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Rights
Last update
18.04.2024, 10:40 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1921-2006

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