Bestand

Ravengiersburg, Augustiner-Chorherrenstift (Bestand)

Form und Inhalt: Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts zu Ravengiersburg reicht zurück ins Jahr 1074, als die zwei Jahre zuvor von der Mutterkirche abgetrennte Kapelle, eine Stiftung des Grafen Berthold und dessen Ehefrau Hedwig, von Erzbischof Siegfried I. von Mainz zum Chorherrenstift erhoben wurde. Zusammen mit den Chorherren von Springiersbach übernahm man in Ravengiersburg 1130/39 die Mar-bacher Consuetudines, die dort bis zur Reformierung im Sinne der Windesheimer Kongregation 1469 befolgt wurden. Im Zuge der pfälzischen Hauptteilung fiel das ursprünglich von den Wildgrafen von Dhaun und dem Geschlecht von Heinzenberg ausgeübte Vogteilehen 1410 an das Herzogtum Simmern (Herzog Stephan). 1464 fiel die Schirmherrschaft auf Bitten von Propst und Konvent zunächst an den pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. (Wittelsbach) und schließlich an die Pfalzgrafen von Simmern (Friedrich I.), was sich infolge der Territorialisierungspolitik ungünstig auf die weitere Entwicklung von Ravengiersburg auswirkte. Die Durchführung der Reformation im Herzogtum Simmern nach 1559 durch Graf Friedrich III. von Pfalz-Simmern hatte für das Stift zunächst keine Folgen, die Aufhebung des Klosters erfolgte dann aber doch 1566. Bis 1598 wurde der Stiftsbesitz von Simmernern Regierungsbeamten verwaltet. Nach dem Tod Herzog Reichards von Pfalz-Simmern (1598) fiel das Fürstentum Simmern an die Kurpfalz. Für kurze Zeit versuchten die Augustiner-Chorherren nach 1620, bedingt durch die Besetzung des Territoriums während des Dreißigjährigen Krieges, und im Rahmen des Friedens 1648, das Stift in Ravengiersburg zu resitutieren, waren aber erfolglos.
Dessen ungeachtet blieb seit 1598 die Verwaltung der geistlichen Gefälle des ehemaligen Stifts bis zum Einmarsch der französischen Truppen 1790 der Geistlichen Güteradministration des Pfalzgrafen in Heidelberg übertragen. Vor Ort in Ravengiersburg war als Außenbeamter der Güteradministration ein Schaffner in der Aufsicht über die Klosterhöfe, Ländereien, Wälder, Zinseinnahmen und Rechnungsführung tätig. Der im LHA Ko archivierte Bestand umfasst inhaltlich vor allem Unterlagen zur Geistlichen Administration und zum Amt Kastellaun.

Bestandssignatur
159

Kontext
Landeshauptarchiv Koblenz (Archivtektonik)
Verwandte Bestände und Literatur
Jürgensmeier, Friedhelm: Reform und Reformation im Augustiner-Chorherrenstift Ravengiersburg. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 26 (1974), S. 75-95
Backes, Magnus/Caspary, Hans/Müller-Dietrich, Norbert: Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 1.1: ehemaliger Kreis Simmern. (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, 6). München 1977, S. 729-792
Wagner, Willi: Das Augustiner-Chorherrenstift Ravengiersburg. Geschichte des Stifts, der Grundherr-schaft und des Besitzes von den Anfängen bis zur Aufhebung 1803. (Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins, 12). Simmern 1977
Wagner, Willi: Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Ravengiersburg und die Nunkirche bei Sar-genroth. (Rheinische Kunststätten, 453). Köln 2000

Ergänzende Überlieferung findet sich in folgenden Archiven:
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
- Diözesanarchiv Eichstätt
- Generallandesarchiv Karlsruhe
- Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Archivstelle Boppard
- Bistumsarchiv Trier

Bestandslaufzeit
53 Urkunden: (945) 995-1618; 8 Akten: (1235)-1874 (0,33 Rgm)

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Letzte Aktualisierung
01.04.2025, 13:23 MESZ

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  • Bestand

Entstanden

  • 53 Urkunden: (945) 995-1618; 8 Akten: (1235)-1874 (0,33 Rgm)

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