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Kalenderblatt: 1. November

1755: Erbeben von Lissabon. Das Beben, das wahrscheinlich eine Stärke von 8,5 bis 9 auf der Richterskala erreicht, ein darauffolgender Tsunami und vom Beben ausgelöste Großbrände zerstören weite Teile der portugiesischen Hauptstadt und fordern Zehntausende Menschenleben. Die Nachricht über diese ungeheure Katastrophe verbreitet sich in Europa rasend schnell, das Erdbeben von Lissabon wird zu einem „Medienereignis“. Die Publikationen, die sich damit beschäftigen, sind zahllos, denn nicht nur eine Stadt wurde hier erschüttert, sondern die Gewissheiten eines Kontinentes. Auch die weiterreichenden Folgen des Bebens sind immens: Sie erstrecken sich auf die Naturwissenschaften (die Entwicklung der modernen Seismologie beginnt), die Politik (der Marquês de Pombal, der bedeutendste portugiesische Staatsmann des 18. Jahrhunderts und Organisator der Wiederaufbaus, festigt seine Macht) und sogar die Philosophie: Viele Aufklärer diskutieren die Frage, warum Gott, wenn er gütig und allmächtig ist, ein solches Beben, das zudem noch an Allerheiligen zuschlug, in einem katholischen Land zugelassen hat? Warum wurden viele Kirchen zerstört, aber ausgerechnet das Rotlichtviertel verschont? Voltaire wird zu seinem Roman „Candide“ inspiriert: einer bissigen satirischen Antwort auf die Philosophie Leibniz’, wonach die existierende Welt die beste aller möglichen Welten sei.

Casa da Opera; Sale de l'Opera [Das vom Erdbeben zerstörte Opernhaus in Lissabon]

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