Kulturerbe zum Anbeißen: Vampire
1725: Der österreichische Arzt Ernst Frombald reist in das serbische Dorf Kisolova, um eine Reihe mysteriöser Todesfälle zu untersuchen. Dort soll der kürzlich verstorbene Bauer Peter Blagojević als Vampir sein Unwesen treiben. Die Dorfgemeinschaft beschließt, den Leichnam zu pfählen und zu verbrennen. Frombald und seine Kollegen rümpfen darüber nur die Nase und auch der Leipziger Theologe Michael Ranft erklärt, dass der scheinbar untote Zustand der Leiche, die nachgewachsenen Fingernägel und das Blut im Mundwinkel, rational mit dem Verwesungsprozess erklärt werden können. Südosteuropa gilt zu dieser Zeit als rückständig und abergläubisch. Die Vampirepedemie wird zum Herrschaftsinstrument: Fälle sollen nicht mehr lokalen Geistlichen, sondern den habsburgischen Behörden gemeldet werden und Gesetze verbieten das Köpfen und Pfählen von Leichen. Gleichzeitig erregen die Vampirfälle großes Aufsehen und graben sich ins kulturelle Gedächtnis ein. Während Graf Dracula in Bram Stokers Roman die Angst vor dem Anderen schürt, sind Vampire wie Robert Cullen aus Twilight heute mehr romantische Helden als gruselige Monster.