Kalenderblatt

In Baden erreichen kluge Frauen einen Meilenstein, in Frankfurt wird ein antisemitischer Wutbürger geköpft und in Berlin erwächst aus der Asche des Reichstags die „Reichsverfassungsurkunde” des NS-Staats, ...
Letzte Änderung: 10.02.2021, 12:19 MEZ

Ergebnisse für den 28. Februar

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    1616: Der Lebkuchenbäcker Vinzenz Fettmilch, Rädelsführer des nach ihm benannten judenfeindlichen Aufstands, wird mit sechs seiner Spießgesellen auf dem Rossmarkt in Frankfurt geköpft. Ihre Schädel werden am Frankfurter Brückenturm angeschlagen, wovon wenigstens einer noch zu Goethes Kindertagen zu sehen sein wird, wie er in „Dichtung und Wahrheit“ berichtet: „Unter den altertümlichen Resten war mir, von Kindheit an, der auf dem Brückenturm aufgesteckte Schädel eines Staatsverbrechers merkwürdig gewesen, der von dreien oder vieren, wie die leeren eisernen Spitzen auswiesen, seit 1616 sich durch alle Unbilden der Zeit und Witterung erhalten hatte. So oft man von Sachsenhausen nach Frankfurt zurückkehrte, hatte man den Turm vor sich, und der Schädel fiel ins Auge.“ Am Tag der Hinrichtung konnte die jüdische Bevölkerung, die 1614 nach der Plünderung der Judengasse durch Fettmilchs Genossen aus der Stadt vertrieben worden war, unter kaiserlichem Schutz wieder nach Frankfurt zurückkehren.
  • 1983, Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, W 134 (Filmnegative III) Sammlung Willy Pragher I: Filmnegative III, Bildordner 804-1921
    1901: Der Chemiker Linus Pauling wird geboren. Der Mitbegründer der Quantenchemie erhält 1954 den Chemie-Nobelpreis für seine Forschungen zur Natur der chemischen Bindung. Der Einsatz der Atombombe gegen Ende des Zweiten Weltkriegs löst bei ihm die Entwicklung zum Friedensaktivisten aus, in der Folge setzt er sich für die Aufklärung über die von Nuklearwaffen ausgehenden Gefahren ein. Er betreibt eine weltweite Kampagne zur Abschaffung von Kernwaffenversuchen, die zur Unterzeichnung des Moskauer Atomteststoppabkommens führt, das am 10. Oktober 1963 in Kraft tritt. Am selben Tag erklärt das Osloer Nobelpreiskomitee, das Pauling mit dem Friedensnobelpreis für das Jahr 1962 ausgezeichnet werde.
  • 1933, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, R 4 Bildersammlung
    1933: Paul von Hindenburg erlässt die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“, die viele Grundrechtsartikel der Weimarer Verfassung außer Kraft setzt und als entscheidender Schritt der Machtübergabe an die Nationalsozialisten gilt. Weil der Brand des Berliner Reichstages in der Nacht zuvor als Anlass für die Veröffentlichung diente, ist sie auch als „Reichtstagsbrandverordnung“ bekannt.
  • Strauss, Johann
    1857: Nach 72 Dienstjahren wird der legendäre österreichische Feldmarschall Josef Wenzel Radetzky von Radetz im Alter von 90 Jahren auf eigenes Ersuchen von Kaiser Franz Joseph I. in den Ruhestand versetzt. Ihm zu Ehren komponierte Johann Strauß (Vater) den 1848 uraufgeführten Radetzkymarsch, der als letzte Zugabe traditionell das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker beschließt.
  • 1900: Frauen erhalten im Großherzogtum Baden als erstem deutschen Staat freien Zugang zum Universitätsstudium. Während sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert das Frauenstudium in fast allen europäischen Ländern etabliert hatte, gab es im Deutschen Reich eine starke Gegnerschaft, die sich in hanebüchenen Streitschriften erging (Ein mit biologistischen Pseudo-Argumenten gespicktes Beispiel finden Sie mit „Das Studium und die Ausübung der Medicin durch Frauen“ in der DDB). Unter dem Druck der aufstrebenden Frauenbewegung bröckelte dieser Widerstand, in Preußen wurde 1894 die wissenschaftliche Oberlehrerinnenprüfung eingeführt, 1896 die allgemeine Zulassung als Gasthörerinnen und 1899 die Ablegung des medizinischen Staatsexamens erlaubt. Aber erst 1908 durften in Preußen als letztem Staat in Europa weibliche Studierende jedes Universitätsstudium aufnehmen. Im liberalen Baden konnte sich dagegen Georgine Sexauer als Folge des Erlasses vom 28. Februar 1900 als erste ordentliche immatrikulierte Studentin an der Universität Heidelberg einschreiben, wovon dieser Beitrag des Universitätsradios „Campus-Report“ berichtet.
  • 1900: Frauen erhalten im Großherzogtum Baden als erstem deutschen Staat freien Zugang zum Universitätsstudium. Während sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert das Frauenstudium in fast allen europäischen Ländern etabliert hatte, gab es im Deutschen Reich eine starke Gegnerschaft, die sich in hanebüchenen Streitschriften erging (Ein mit biologistischen Pseudo-Argumenten gespicktes Beispiel finden Sie mit „Das Studium und die Ausübung der Medicin durch Frauen“ in der DDB). Unter dem Druck der aufstrebenden Frauenbewegung bröckelte dieser Widerstand, in Preußen wurde 1894 die wissenschaftliche Oberlehrerinnenprüfung eingeführt, 1896 die allgemeine Zulassung als Gasthörerinnen und 1899 die Ablegung des medizinischen Staatsexamens erlaubt. Aber erst 1908 durften in Preußen als letztem Staat in Europa weibliche Studierende jedes Universitätsstudium aufnehmen. Im liberalen Baden konnte sich dagegen Georgine Sexauer als Folge des Erlasses vom 28. Februar 1900 als erste ordentliche immatrikulierte Studentin an der Universität Heidelberg einschreiben, wovon dieser Beitrag des Universitätsradios „Campus-Report“ berichtet.