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Ein zähes Backwerk wird patentiert, Ulbricht erhöht den Druck im Berliner Kessel und die „Entartete Kunst“ holt sich ein Opfer
Letzte Änderung: 09.02.2021, 13:03 MEZ

Ergebnisse für den 15. Juni

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    1961: Walter Ulbricht, Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), deutet auf einer internationalen Pressekonferenz durch ein falsches Dementi den Bau der Mauer um West-Berlin an. Sein Satz „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ ist in den öffentlichen Zitatenschatz eingegangen. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) hatte im Mai 1952 als Reaktion auf den Beitritt der Bundesrepublik zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft die innerdeutsche Grenze abgeriegelt. Das SED-Regime forcierte seither ein stalinistisches Aufrüstungsprogramm, das die Stahl- und Schwerindustrie zuungunsten der Konsumgüterindustrie förderte. In der Folge verschlechterte sich die Versorgungslage in der DDR deutlich und die Fluchtbewegung nahm stark zu. Die DDR-Bürger fuhren nach West-Berlin und wurden von dort nach Westdeutschland ausgeflogen. Von 1945 bis 1961 flohen insgesamt ca. 3,5 Millionen aus der DDR in den Westen, darunter überproportional viele junge und gut ausgebildete Menschen. Um diesen „brain drain“ zu stoppen spielte die SED-Führung früh mit dem Gedanken einer Absperrung West-Berlins und im Jahr 1961 war Walter Ulbricht wild entschlossen, diesen Plan durchzusetzen, was aber nur mit Billigung der Sowjetunion denkbar war. Heute geht die Forschung davon aus, dass Chruschtschow erst Anfang Juli grünes Licht für die Pläne Ulbrichts gegeben hat, wozu er mittelbar durch Ulbrichts lange Zeit als dummer Versprecher interpretierte Bemerkung vom 15. Juni gezwungen war. Während man im Westen den Worten Ulbrichts nicht viel Bedeutung beimisst, versteht die Bevölkerung im Osten Ulbricht nur zu genau - am Tag darauf schnellt die Zahl der „Republikflüchtigen“ steil nach oben. Ulbricht hatte sein Ziel erreicht und den Druck auf die Sowjetunion erhöht. Nachdem die Sowjetunion vermutlich am 8. Juli ihr „Ja“ gibt und US-Präsident Kennedy in seiner „Three Essentials“-Rede am 25. Juli eine Absperrung West-Berlins nicht explizit ausschließt, ist der Weg für Ulbrichts Unternehmen frei. In einem über Monate vorbereiteten und unter größter Geheimhaltung generalstabsmäßig durchgeführten Coup wird, bewusst an einem Wochenende, in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 West-Berlin mit Stacheldraht abgesperrt und mit dem Mauerbau begonnen.
  • Gemälde
    1938: Der Maler Ernst Ludwig Kirchner erschießt sich auf einem Spaziergang in den Schweizer Bergen bei Davos. Während seines Architekturstudiums an der Technischen Universität Dresden hatte Kirchner die Arbeiten Wassily Kandinskys entdeckt und beschlossen, Maler zu werden. Zusammen mit seinen Kommilitonen Ernst Heckel, Karl Schmidt-Rotluff und Fritz Bleyl gründet er 1905 den Künsterbund „Die Brücke“. Kirchner verfasst auch das Programm der als Wegbereiter des Expressionismus in Deutschland geltenden Gruppe, in dem es heißt: „Mit dem Glauben an die Entwicklung an eine neue Generation der Schaffenden wie der Genießenden, rufen wir alle Jugend zusammen – und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.'' In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verbrachte Kirchner mehrere Sommer auf Fehmarn. Er meldet sich wie die meisten seiner Künstlerkollegen „unfreiwillig freiwillig“ zum Militärdienst, um so wenigstens Waffengattung und Einheit wählen zu können. Kirchner wird bereits in der Ausbildung schwer traumatisiert und schon im September 1914 wegen „Lungenaffektion und Schwäche“ beurlaubt und schließlich im November 1915 aus dem Dienst entlassen. In dieser Zeit entwickelt er eine schwere Alkoholabhängigkeit und Tablettensucht. Erst nach seiner Übersiedelung in die Schweiz findet er ab 1917 allmählich zur Ruhe. Als seine Werke 1937 von den Nationalsozialisten aus den Museen entfernt und als „Entartete Kunst“ gebrandmarkt werden, verschlechtert sich seine psychische Situation wieder dramatisch. Am 15. Juni 1938 nimmt er sich mit einem Schuss ins Herz das Leben.
  • Holt, J.
    1844: Der amerikanische Chemiker Charles Goodyear erhält das US-Patent Nr. 3.633 auf die Herstellung von Kautschukfabrikaten durch Vulkanisation und ist damit der Erfinder des Industriegummis. Goodyear hatte jahrelang erfolglos an der Überführung von Naturkautschuk in einen dauerelastischen Zustand gearbeitet und war dabei immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Er musste sogar mehrfach ins Schuldnergefängnis. 1839 gelang ihm schließlich der Durchbruch mit einem Prozess, bei dem der Kautschuk zunächst mit Schwefel imprägniert und anschließend erhitzt wird. Um diese Entdeckung rankt sich die Anekdote, dass Goodyear seiner Frau eigentlich versprochen hatte, endlich mit dem fruchtlosen Experimentieren aufzuhören und eine Portion mit Schwefelblume durchgekneteten Rohkautschuks ins Herdfeuer warf, um nicht aufzufliegen, als seine Frau überraschend nach Hause kam.