Bestand
A Rep. 244 NSDAP und Gliederungen im Gau Berlin (Bestand)
Vorwort: A Rep. 244 NSDAP und Gliederungen im Gau Berlin
Vorwort
Nach Gründung der ‚Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in den zwanziger Jahren und ihrem Aufstieg von einer rechten Splitterpartei zu einem bestimmenden politischen Faktor im Parteiengefüge der Weimarer Republik wurde sie am 30. Januar mit der Regierungsbildung beauftragt. Das führte zu einem radikalen Umbau der deutschen Verfassung: Staatsstruktur und öffentliches Leben wurden nach den ‚nationalsozialistischen' Vorstellungen umgestaltet und es entstand ein ‚Führerstaat', die besondere Ausprägung der nationalsozialistischen Diktatur.
Teil des nationalsozialistischen Staates waren verschiedene Massenorganisationen, deren Tätigkeit alle Bereiche des öffentliche Lebens prägten, deren Mitgliedschaft zur politischen Vorteilsnahme genutzt wurde und auch als verpflichtend empfunden wurde. Diese Organisationen hatten einen Status, der jeweils beliebig zwischen privatrechtlich und öffentlich-rechtlich angesiedelt war. Formal waren sie auch nicht alle ausgesprochene ‚Gliederungen' der NSDAP - aber allen ist gemein, dass sie politische Instrumente der Partei- und Staatsführung waren, die um 1933 entstanden und 1945 aufgelöst wurden.
Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 wurde die NSDAP mit allen Gliederungen und angeschlossenen Verbänden verboten und ihr Eigentum beschlagnahmt.
Bestandsgeschichte
Im Landesarchiv sind bis 1989 die wenigen vorhandenen Akten von NS-Gliederungen in der Repositur Rep. 244 ‚NSDAP-Dienststellen und Parteiorganisationen' zusammengefasst worden. Es handelte sich dabei um einzelne Akten, die vom Bundesarchiv aus amerikanischen Abgaben zuständigkeitshalber nach Berlin abgegeben worden waren. Das war damit ein klassischer Mischbestand. Er umfasste insgesamt 38 AE.
Im Zuge der nach der Vereinigung mit dem Stadtarchiv von Berlin erforderlichen Erarbeitung einer neuen Tektonik 1997 und der Bearbeitung der davon betroffenen Bestände wurden aus dem Bestand Bezirksamt Neukölln (Rep. 214) eine umfangreiche Serie von SA-Mitgliedsakten ausgegliedert. Das war der Anstoß, die neugebildete Repositur A Rep. 244 ‚NSDAP und Gliederungen im Gau Berlin' durch Unterbestände entsprechend der einzelnen Gliederungen bzw. Organisationen aufzuteilen und neu zu bearbeiten.
Die hierin zusammengefasste Überlieferung stammt aus mehreren Quellen:
1. Dem alten Bestand ‚Rep. 244',
2. Akten von NSDAP, NSV und SA, die sich als unerschlossener Teil bei den Westberliner Entnazifizierungsüberlieferungen befanden (ca. 30 lfm.),
3. Im Zuge der Bearbeitung und teilweisen Auflösung des "NS-Archiv des MfS" durch das Bundesarchiv an das Landesarchiv Berlin abgegebene Aktenserien (ca. 18 lfm.),
4. bei Ordnungsarbeiten im Bundesarchiv und im brandenburgischen Landeshauptarchiv laufend übergebene Berliner Einzelakten (ca. 4,5m).
Je nach feststellbarem Bezug zu einer NS-Gliederung (von ‚Provenienz' kann man hierbei nicht reden) wurden diese Akten jeweils neugebildeten Teilbeständen zugewiesen. Folgende ‚Bestände' wurden gebildet:
A Rep. 244-01 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-02 Hitler-Jugend (HJ), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-03 SA-Gliederungen, Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-04 SS-Gliederungen, Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-05 Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps (NSKK), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-06 Nationalsozialistische Amt für Volkswohlfahrt (NSV), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-07 Sicherheitsdienst der SS (SD)
A Rep. 244-08 Nationalsozialistische Frauenschaft (NSF), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-09 Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung (NSKOV), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-10 Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gau Groß-Berlin
A Rep. 244-11 Nationalsozialistisches Fliegerkorps (NSFK), Gruppe Berlin-Brandenburg
Dabei handelt es sich um Sammelreposituren, die erst im Archiv zusammengeführt wurden, und in keinem Fall um so etwas wie ‚geschlossene Überlieferungen', wie sie aus Registraturen von Behörden oder Organisationen üblicherweise übernommen worden sind. Kennzeichnend für diese gesamte NS-Überlieferung ist, dass sie nach Kriegsende aus den jeweiligen Lagerorten geborgen wurden, und soweit sie nicht in alliierte Verwahrung kamen (um evtl. im ‚Berlin Document Center' verwahrt und bearbeitet zu werden) wurden sie von den mit der Entnazifizierung befassten Stellen gesichert und ausgewertet. Von dort gelangten sie in der DDR aus den entsprechenden Polizeikommissariaten zum Ministerium für Staatssicherheit, das daraus eine ‚NS-Sondersammlung' aufbaute und diese Überlieferung dafür erschloss und nutzte.
Von daher finden sich bei vielen Akten Bearbeitungsspuren, und diese Bearbeitung konnte unter Umständen bis hin zur blattweisen Umsortierung - und damit Zerstörung des Aktenzusammenhangs - gehen. Dies war besonders bei Unterlagen der Berliner NSDAP-Ortsgruppen der Fall, die beim MfS streckenweise nur noch als Loseblattsammlung ohne Struktur vorhanden waren - vermutlich als ‚Sortierreste', die bei der personenbezogenen Bearbeitung bzw. Zerteilung übrig geblieben waren.
Berlin, Januar 2021 Dr. Martin Luchterhandt
- Bestandssignatur
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A Rep. 244
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 7 Kammern und Körperschaften, Organisationen und Vereine >> A 7.2 Parteien und ihre Gliederungen
- Bestandslaufzeit
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1933 - 1944
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1933 - 1944