Gefäßform

Attisch-rotfigurige Schale: sog. "Erzgieβerei-Schale"

Namengebendes Werk des Erzgießerei-Malers. Innenbild: Hephaistos übergibt Thetis die Waffen des Achilles Aussenseiten: Erzgieβerei (Herstellung zweier Bronzestatuen) Die Außenseiten dieser Schale sind so berühmt geworden, dass man den anonymen Maler nach den Darstellungen benannte: „Erzgießerei-Maler“. Da sich die meisten Da sich die meisten Handwerksdarstellungen auf die Vasenherstellung beziehen, nimmt diese Schale deshalb einen ganz besonderen Platz ein. Auf beiden Außenseiten werden verschiedene Arbeitssituationen in einer Bronzegießerei gezeigt. Auf der einen Seite fällt links der hohe Ofen auf, hinter dem ein Arbeiter hervorlugt und angestrengt den Blasebalg betätigt. Neben ihm sitzt ein anderer auf einem niedrigen Hocker und überprüft mit einer Stange den Abstichkanal. Hinter ihm hängen Werkzeuge (Hämmer für die Treib- und Metallarbeit, Säge) und Pinakes, kleine Bildtafeln, an der Wand. Die Pinakes könnten Entwurfszeichnungen für Modelle sein, sie werden aber auch als glücksbringende Symbole gewertet. In der Mitte steht, auf einen schweren Hammer gestützt, ein nackter junger Mann. Rechts bearbeitet ein bärtiger Arbeiter mit um die Hüften geschlungenem Mantel die Statue eines jugendlichen Athleten, die mit erhobenen Armen auf einer Sandanschüttung liegt. Der Kopf, die Hände und möglicherweise auch die Füße wurden separat gegossen und angelötet, worauf auch die aufgehängten Modelle an der Wand hinweisen. Während der Kopf noch zwischen den Füßen des Arbeiters liegt, sind die Extremitäten schon mit der Statue verbunden. Am rechten Handgelenk kann man sogar noch die Lötnaht sehen. Der Ofen diente also nicht dem Bronzeguss, der nach archäologischen Befunden in einer Gießgrube ausgeführt wurde, sondern zum Erhitzen des Weichlots. Auf der anderen Außenseite der Schale steht in einem großen Holzrahmen ein fertiges Kunstwerk, eine überlebensgroße Kriegerstatue. Zwei Arbeiter glätten bzw. polieren mit Strigiles, sichelförmig gebogenen Schabeisen, die Oberfläche. Links und rechts hängen Werkzeuge an der Wand, so ein Hammer und weitere Schabeisen. Zwei in Mäntel gehüllte Männer betrachten das Kunstwerk. Gerade an diesen für eine Werkstattszene untypischen beiden Gestalten hat sich die Diskussion entzündet, ob hier nicht Selbstdarstellungen des Besitzers, des Meisters dieser Bronzewerkstatt, beabsichtigt sein könnten. Die ebenfalls an der Wand hängenden Palästra-Utensilien (Aryballos und Strigilis) heben jedenfalls das Sozialprestige des Werkstattbesitzers hervor, der sichtbar der Muße, dem Sport, frönen konnte. Dem würde auch die – im Gegensatz zu den klein dargestellten Arbeitern – in Normalgröße erscheinende jugendliche Gestalt auf der Gegenseite entsprechen. Obwohl auf ein Werkzeug gestützt, gleicht dieser junge Mann in seiner provozierenden Nacktheit eher einem Athleten als einem Arbeiter. Vielleicht wird hier die Karriere des Toreuten verdeutlicht: Als Handwerker ausgebildet, ist er in die wohlhabende Schicht der athenischen Gesellschaft aufgestiegen. Zu den Werkstattszenen passt auch das Thema des Innentondo: Hephaistos, der göttliche Schmied, übergibt Thetis die Waffen für Achill, die ihn im Kampf um Troja schützen sollen. Von Göttern und Menschen - Bilder auf griechischen Vasen (2010) Nr. 45 (U. Kästner).

Material/Technik
Ton, rotfigurig
Maße
Höhe: 12 cm
Durchmesser: 30,5 cm
Breite: 36 cm
Standort
Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
F 2294

Ereignis
Herstellung
(wo)
Fundort: Vulci (Italien / Etrurien)
(wann)
Anfang 5. Jh.v.Chr.
Ereignis
Herstellung
(wer)
Erzgieβerei-Maler (Maler)

Rechteinformation
Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
31.03.2023, 18:30 MESZ

Objekttyp


  • Gefäßform

Beteiligte


  • Erzgieβerei-Maler (Maler)

Entstanden


  • Anfang 5. Jh.v.Chr.

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