Bildwerk

Grafik "Ein Friedhof der Zukunft"

Der Holzstich aus einer unbekannten Zeitung zeigt das Innere eines Ladengeschäftes. In und auf den Regalen an den Wänden sind dicht an dicht Urnen aufgestellt. An der Ladentheke in der Mitte des Raumes ist ein Mann damit beschäftigt, den Inhalt einer kleineren Urne in eine größere umzufüllen. Der Gast rechts mit Gehstock und Zylinder betrachtet aufmerksam eines der Regale. Ein elegant gekleidetes Paar mit Hund steht vor einer Urne auf einem Postament, das die Inschrift "FAMILIEN / GRUFT" trägt. Die Grafik greift ein Thema auf, das die gutbürgerlich-gebildete Bevölkerung im Deutschen Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat: Die Feuerbestattung. Nachdem 1873 auf der Weltaustellung in Wien die erste Feuerbestattungsanlage vorgestellt und 1876 in Mailand das erste Krematorium eröffnet wurde, folgte 1878 Gotha mit einem eigenen Krematorium nach, finanziert von einem privaten Feuerbestattungsverein. Die Karikatur verbildlicht die Ängste von Teilen der Bevölkerung, die mit der Legalisierung der Feuerbestattung einhergingen und im Titel anklingen: Wo sollten sie zukünftig ihrer Toten gedenken? Bedeutete die schlichte Urne ein Ende der oft prächtigen, statusrelevanten Grabmale auf den Friedhöfen? Würden statt der Friedhöfe nur noch anonyme Ladengeschäfte zu Orten von Trauer und Gedenken werden?

"Ein Friedhof der Zukunft" | Rechtewahrnehmung: Museum für Sepulkralkultur

Attribution 4.0 International

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Location
Museum für Sepulkralkultur, Kassel
Collection
Grafische Sammlung
Sterben, Tod, Bestattung, Trauer, Gedenken
Inventory number
GS 1985/46
Measurements
12 x 20,8 cm
Material/Technique
Papier / Holzstich

Subject (what)
Karikatur
Bestattungskultur
Urne
Subject (when)
1871-1918

Rights
Museum für Sepulkralkultur
Last update
11.04.2025, 11:14 AM CEST

Data provider

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