Bestand
IG Eisenbahn (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Aufgaben
und Organsation:
Die Einzelgewerkschaften des
FDGB waren zwar im formalen, jedoch nicht im juristischen Sinne
selbständig. Sie waren vom Bundesvorstand finanziell abhängig und als
"Fachabteilungen" entsprechend der Satzung des FDGB zuständig für die
Verwirklichung der Beschlüsse des FDGB-Kongresses und des
Bundesvorstandes in ihren Organisationsbereichen. Über Veränderungen
im Organisationsaufbau, also auch über Bildung und Bestand der
Einzelgewerkschaften entschied der Bundesvorstand. Die
Gebietsvorstände der Einzelgewerkschaften waren an die Weisungen der
Territorialvorstände des FDGB gebunden.
Seit
1946 waren die gewählten Zentralvorstände Leitungsorgane der
Einzelgewerkschaften. Die Zentralvorstände bildeten geschäftsführende
Vorstände mit einem 1. und 2. Vorsitzenden. Für die Erledigung der
praktischen Arbeit wurden Hauptabteilungen gebildet. Es bestanden
Landes- bzw. Provinzvorstände und Ortsvorstände. Kreissekretariate
wurden erst 1949 gebildet. 1950 wurde der Aufbau der Zentralvorstände
dem Bundesvorstand des FDGB angepasst, d. h. Einrichtung eines
Sekretariates als Arbeitsgremium, Auflösung der Hauptabteilungen und
Bildung von Abteilungen und Büros. Aus den Kreissekretariaten gingen
Gebietsvorstände hervor. 1952 wurden die Landesvorstände durch
Bezirksvorstände ersetzt. Präsidien wurden 1959 eingerichtet. 1962
übernahmen in einigen Einzelgewerkschaften neugebildete Kommissionen
die Aufgaben der Sekretariate. 1963/64 wurden die Bezirksvorstände
einiger Einzelgewerkschaften strukturell und funktional reduziert z.
T. auch aufgelöst und durch Gewerkschaftskomitees ersetzt. 1965 wurden
Industrie- und Bereichskommissionen gebildet. Ab Mitte der 1960er bis
Anfang 1970er Jahre bestanden bei den Einzelgewerkschaften sogenannte
Gewerkschaftskomitees, z. T. nahmen sie die Funktion der regionalen
Zwischeninstanzen wahr.
Aufbau und Arbeitsweise
der Zentralvorstände der IG/Gewerkschaften glichen dem Aufbau und der
Arbeitsweise des Bundesvorstandes.
Zahl,
Bezeichnung und Organisationsbereich der Einzelgewerkschaften
wechselten oft, ab 1973 bestanden 16 Industriegewerkschaften und
Gewerkschaften.
Der am 31. Januar / 01. Februar
1990 tagende Außerordentliche Kongress des FDGB fasste u.a. den
Beschluss zur Umwandlung des FDGB in einen Gewerkschaftlichen
Dachverband selbständiger Einzelgewerkschaften. Die nunmehr
unabhängigen Einzelgewerkschaften strebten rasch nicht mehr nach
Einfluss im Dachverband FDGB, sondern nach Vereinigung mit bestehenden
Gewerkschaften unter dem Dach des DGB. Am 09. Mai 1990 beschlossen die
Vorsitzenden der 20 Einzelgewerkschaften im FDGB, dessen Auflösung
herbeizuführen. Der zum 14. September 1990 einberufene
Gewerkschaftskongress beschloss die Auflösung des FDGB mit Wirkung zum
30. September sowie Regelungen zum Umgang mit dem Vermögen. Ab Oktober
1990 lösten sich die Einzelgewerkschaften auf, um die Übernahme der
Mitglieder in die DGB-Gewerkschaften zu ermöglichen.
Der Aufbau der IG Eisenbahn begann bereits im Juli 1945. In
Berlin bildete sich der Verband für Eisenbahn, Post- und
Fernmeldewesen.
Vom 17. - 18. Juni 1946 fand in
Berlin die 1. Zentraldelegiertenkonferenz der IG Eisenbahn
(Gründungskonferenz) statt.
Der
Zuständigkeitsbereich umfasste das Personal der Reichsbahn sowie der
Privat- und Kleinbahnen.
Aufgaben waren laut
Satzung u. a.:
Organisierung aller in
Eisenbahnbetrieben beschäftigten Personen
Wahrnehmung und Vertretung der Interessen, insbesondere in Fragen
des Arbeitsrechts, bei Lohn- und Gehaltsregelungen und des
Unfallschutzes
Ausbau sozialer
Einrichtungen
Mitwirkung bei der Leitung,
Planung und Durchführung des Eisenbahnbetriebes
Der 1. Vorsitzende Theodor Kotzur geriet zunehmend in die Kritik
des FDGB-Bundesvorstandes und trat im Februar 1949 zurück. An seine
Stelle trat Roman Chwalek, zuvor 1. Vorsitzender des FDGB Groß-Berlin.
Chwalek wurde 1950 zum Minister für Arbeit berufen. Als Vorsitzender
des Zentralvorstands wurde im März 1951 Otto Seeger gewählt, ihm
folgte im Februar 1954 Kurt Lucas. Wegen seines Auftretens auf der
Ökonomischen Konferenz der Reichsbahndirektion Leipzig 1955 in die
Kritik geraten, wurde er Mitte 1955 abgelöst und durch Karl Fritsche
ersetzt. Die 5. Zentraldelegiertenkonferenz im Oktober 1959 wählte
Karl Iffländer zum Vorsitzenden des Zentralvorstands.
Die 13. Tagung des Bundesvorstandes des FDGB vom 11.
Mai 1962 beschloss Maßnahmen zur Verbesserung und Vereinfachung der
Arbeitsweise der Zentralvorstände der Industriegewerkschaften und
Gewerkschaften. Sie sollte die Doppelgleisigkeit in den
Leitungsstrukturen des FDGB beseitigen, führte aber vor allem zur
Stärkung der Rolle der Organe des FDGB. Die Industriegewerkschaften
sollten sich unter der politischen Führung des FDGB vor allem auf die
spezifischen Probleme bei der Entwicklung der Volkswirtschaft und der
Arbeits- und Lebensbedingungen konzentrieren. Das erforderte eine neue
Gliederung der Industriegewerkschaften.
Im
September 1963 erfolgte die Auflösung der IG Eisenbahn. Der Bereich
Eisenbahn wurde mit den Bereichen Post und Transport der IG Energie,
Post und Transport (DY 77) zur IG Transport und Nachrichtenwesen (DY
50) vereinigt.
Im Dezember 1989 beschloss deren
Zentralvorstand die Aufspaltung in die Deutsche Postgewerkschaft, die
IG Transport und die Gewerkschaft der Eisenbahner. Der satzungsgebende
Kongress der Gewerkschaft der Eisenbahner fand am 14./15.02.1990
statt. Am 24.10.1990 beschloss ein Kongress der Gewerkschaft der
Eisenbahner mit sofortiger Wirkung die Auflösung der Organisation. Die
Gewerkschaftliche Vermögensverwaltung der Eisenbahner mbH wurde mit
der Liquidation beauftragt. Der Abschluss der Liquidation erfolgte
1996.
Zentraldelegiertenkonferenzen
(ZDK):
1. ZDK, 17.-18.06.1946 in Berlin
2. ZDK, 19.-20.11.1947 in Berlin
3. ZDK, 11.-14.08.1950 in Eisenach
Ao.
ZDK, 09.-10.12.1950 in Leipzig
Ao. ZDK,
15.-17.12.1951 in Gotha
4. ZDK, 04.-06.05.1955
in Gotha
5. ZDK, 02.-04.10.1959 in
Görlitz
Vorsitzende:
Theodor Kotzur (1946 - 1949)
Roman Chwalek
(1949 - 1950)
Otto Seeger (1950 - 1954)
Kurt Lukas (1954 - 1955)
Karl
Fritsche (1955 - 1959)
Karl Iffländer
(08.1959-1963)
Stellv. Vorsitzende:
Kurt Lukas
Werner
Lindner
Horst Hartmann
Kurt Lademann
Archivische
Bearbeitung:
Mit Beschluss des Sekretariats des
FDGB-Bundesvorstandes vom 17. März 1958 wurde die Abgabe des
Schriftgutes aus den Altregistraturen der Zentralvorstände der
Industriegewerkschaften an das Zentralarchiv des Bundesvorstandes
festgelegt. In der Literatur findet sich für dieses Schriftgut auch
die Bezeichnung "Zentrales Archiv der Einzelgewerkschaften". Ab den
1960er Jahren übernahm das Zentrale Gewerkschaftsarchiv (ZGA)
Schriftgut von den Einzelgewerkschaften, für die es auch
zwischenarchivische Funktionen erfüllte.
1990
ging aus der Zentralen Gewerkschaftsbibliothek und dem Zentralen
Gewerkschaftsarchiv die Sassenbach-Stiftung / Archiv und Bibliothek
zur Geschichte der Gewerkschaftsbewegung (später
Sassenbach-Gesellschaft) hervor, welche die Bestände dieser
Einrichtungen weiter betreute. 1993 wurden die Bestände des ZGA von
der Sassenbach-Gesellschaft auf der Grundlage des Bundesarchivgesetzes
und des Erlasses zur Errichtung der Stiftung in die Stiftung Archiv
der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO)
überführt.
Der Bestand wurde im Zentralen
Gewerkschaftsarchiv ersten Bearbeitungen unterzogen, in deren Ergebnis
eine Kartei entstand. Die folgenden Abgaben waren teilweise mittels
Abgabeverzeichnisse oder überhaupt nicht erfasst.
Im Jahr 2000 fand eine Revision statt, im Jahr 2002 eine
Bestandszusammenführung und Umsignierung.
Die
Kartei wurde 2003 innerhalb eines Retrokonversionsprojektes der SAPMO
zu einem vorläufigen Findbuch umgewandelt. Auszubildende erschlossen
das bis dahin unzugängliche Archivgut. .
Inhaltliche Charakterisierung:
Der Bestand umfasst die Überlieferung der IG Eisenbahn von der
Gründung 1946 bis zur Eingliederung in die IG Transport und
Nachrichtenwesen 1963.
Erschließungszustand:
Ablieferungsverzeichnis, Kartei, vorl. Findbuch,
Onlinefindbuch
Zitierweise: BArch DY
40/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DY 40
- Umfang
-
2006 Aufbewahrungseinheiten; 70,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Gewerkschaften
- Provenienz
-
Industriegewerkschaft Eisenbahn, 1946-1963
- Bestandslaufzeit
-
1946-1963
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Industriegewerkschaft Eisenbahn, 1946-1963
Entstanden
- 1946-1963