Bestand
IG Wismut (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Aufgaben
und Organisation:
Die Gründung des gesonderten
Organisationsbereiches Industriegewerkschaft (IG) Wismut geht auf die
Sonderstellung des ursprünglich sowjetischen und später
sowjetisch-deutschen Uranbergbau - Unternehmens Wismut zurück. Auf der
Grundlage des unveröffentlichten SMAD-Befehls Nr. 167 vom 5. Juni 1946
"über den Übergang von beschlagnahmten Unternehmungen in Deutschland
in das Eigentum der UdSSR auf Grund der Reparationsansprüche der
UdSSR" waren Uranbergwerke in den Besitz der eigens zu diesem Zwecke
gegründeten Sowjetischen Aktiengesellschaften (SAG) und damit in
sowjetisches Eigentum überführt worden.
Die
Wismut SAG stellte von Anfang an einen Sonderfall unter den SAGen dar.
Sie unterstand nicht der Verwaltung der SAG in Deutschland, sondern
war direkt sowjetischen Dienststellen in Moskau unterstellt.
Einflußmöglichkeiten deutscher Stellen war das Unternehmen weitgehend
entzogen. Nachdem die UdSSR die übrigen SAGen bis Ende 1953 an die DDR
zurückgegeben hatte, wurde die SAG Wismut zum 1. Januar 1954 in eine
gemischte Sowjetisch - Deutsche Aktiengesellschaft (Wismut SDAG) mit
deutscher Kapitalbeteiligung von 50 % umgewandelt. Die
Einwirkungsmöglichkeiten der DDR blieben jedoch weiterhin gering. Die
Sonderstellung der Wismut in den von ihr bewirtschafteten Betrieben
und Abbaugebieten blieb erhalten. Sie zeigte sich vor allem im
Vorhandensein besonderer Versorgungs- und Gesundheitseinrichtungen, im
Bestehen gesonderter SED- und FDJ - Gebietsorganisationen und der
FDGB-Struktur sowie durch eine Staatsanwaltschaft mit spezieller
Zuständigkeit und einer besonderen Objektverwaltung des MfS.
Zum Jahresende 1990 endete die sowjetisch - deutsche
Zusammenarbeit in der Uranerzgewinnung. Mit Abkommen vom 16. Mai 1991
wurde die unentgeltliche Übertragung des sowjetischen Aktienanteils
auf die Bundesrepublik Deutschland vereinbart. Die Wismut DSAG wurde
anschließend in eine Wismut GmbH umgewandelt, der Abbau von Uranerzen
eingestellt. Die Wismut GmbH betreibt hauptsächlich die Sanierung der
Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus.
Die
IG Wismut wurde im Juni 1950 aufgrund eines Beschlusses des
FDGB-Bundesvorstandes vom April 1949 als gesonderter
Organisationsbereich ausschließlich für die dem FDGB angehörenden
Mitarbeiter der den Uranbergbau betreibenden SAG Wismut gegründet. Die
gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der SAG Wismut wurden aus
der IG Bergbau in die IG Wismut überführt. Die erste
Ortsgewerkschaftsleitung der IG Bergbau wurde 1946 in
Johanngeorgenstadt mit dem Vorsitzenden Erich Harzer gegründet. Später
folgten Schneeberg und Aue sowie in einigen Schächten und Betrieben
Betriebsräte. Ab Januar 1947 wurde zur Bildung von
Betriebsgewerkschaftsleitungen übergegangen, die Betriebsräte
existierten nicht weiter. Zunächst wurde der Aufbau der
Gewerkschaftsorganisation und die Werbung und Erfassung von
Mitgliedern betrieben. Ab 1947 fand die Durchführung von
Gewerkschaftswahlen statt. Neben der Entwicklung einer systematischen
ideologischen Massenarbeit sollte auch die Versorgung und soziale
Betreuung der Mitglieder gewährleistet werden. Zunehmend wurden
Masseninitiativen entwickelt, so z. B. die Bildung von Stoßbrigaden,
eine Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung usw. Die erste zentrale
Bestarbeiterkonferenz wurde am 29. Februar 1948 in Schneeberg
durchgeführt.
Die erste zentrale
Delegiertenkonferenz der IG Wismut fand vom 3. bis 4. Juni 1950 in
Chemnitz statt. Dort wurde der erste Zentralvorstand gewählt.
Die Vorsitzenden der IG Wismut waren:
Richard Leppi (10. Juni - Dezember 1950)
Heinz Raeder (1. Januar 1951 - 1952, kommissarischer
Vorsitzender)
Werner Lucas (1. Juli 1952 -
April 1955)
Heinz Schönfeld (April 1955 -
September 1966)
Herbert Strienitz (1. November
1966 - 1985)
Gotthard Stark (1985 bis
1989).
Durch die IG Wismut wurden die Betriebe
der SDAG Wismut und die Betriebe und Einrichtungen des Wismut-Handels
und des Gesundheitswesens Wismut erfaßt. Sie gliederten sich in
folgende Bereiche:
Bereich Wirtschaft
- Bergbaubetriebe
-
Aufbereitungsbetriebe
- Mechanische Werke
(Bergbauausrüstungsbetriebe, Kraftfahrzeugreparaturbetriebe)
- Zentraler Geologischer Betrieb
Bereich Wissenschaft
-
Wissenschaftlich-Technisches Zentrum
-
Projektierungsbetrieb
- Arbeitshygienisches
Zentrum
Bereich Verkehrswesen
- Transportbetriebe
Bereich
Verwaltung
- Generaldirektion der SDAG
- Hauptdirektion Wismut-Handel
- Direktion des Gesundheitswesens Wismut
Bereich Wismut-Handel
-
Handelsorganisation Betriebsversorgung Wismut
-
Handelsorganisation Kaufhäuser
-
Handelsorganisation Waren täglicher Bedarf
-
Gaststätten- und Hotelorganisation
-
Handelsorganisation Fachhandel Industriewaren
-
Handelsorganisation Gera
- Organisation
Betriebsdienstleistungen
Bereich
Gesundheitswesen
-
Bergarbeiterkrankenhäuser
- Polikliniken
- Ambulatorien
-
Sanatorien
Bereich Kultur
- Kulturhäuser
- Ferienobjekte, Pionier-
und Jugendlager
- Sporteinrichtungen
Bereich Feriendienst
Gesellschaftliche Organisationen und staatliche
Institutionen
Die IG Wismut bestand in dieser
Form bis zu den politischen Veränderungen Ende 1989 unverändert fort.
Der mit dem Ziel ihrer Verselbständigung einberufene satzungsgebende
Kongreß fand am 10. März 1990 als außerordentliche
Zentraldelegiertenkonferenz statt. Nach der Satzung war die IG Wismut
fortan Mitglied des Gewerkschaftlichen Dachverbandes FDGB. Zum 28.
September hatte die IG Wismut eigenen Angaben zufolge noch 52 966
Mitglieder.
Auf der außerordentlichen
Zentraldelegiertenkonferenz 1990 wurde Dieter May, seit 1985
stellvertretender Vorsitzender der IG Wismut, zum Vorsitzenden
gewählt.
Mit Gesellschaftsvertrag vom 18. Juli
1990 wurde die Vermögensverwaltungs- und Treuhandgesellschaft der IG
Wismut mbH gegründet, deren Geschäftsführer waren der Stellvertretende
Vorsitzende der IG Wismut Bernd Gutheil, Manfred Baumöller und Manfred
Peters, beide Vertreter der IG Bergbau und Energie in Bochum.
Außerdem wurde mit Gesellschaftsvertrag vom 26. Juli
1990 die Ferienhotelgesellschaft Wismut mbH gegründet. Sie hatte die
Aufgabe, die Grundstücke zu verwalten und touristisch zu vermarkten,
die der Feriendienst der IG Wismut - eine Unterabteilung des
Feriendienstes des FDGB - vor der Wende genutzt hatte.
Auf der 2. Außerordentlichen Delegiertenkonferenz am
28. September 1990 wurde beschlossen, die IG Wismut zum 31. Oktober
1990 aufzulösen.
Der Umfang des Bestandes
beträgt 77 lfm (2112 AE).
Erschließungszustand: vorl.
Findbuch, Onlinefindbuch
Umfang, Erläuterung: 77
lfm
Zitierweise: BArch DY
52/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DY 52
- Umfang
-
2414 Aufbewahrungseinheiten; 77,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Gewerkschaften
- Provenienz
-
Industriegewerkschaft Wismut, 1950-1990
- Bestandslaufzeit
-
1950-1990
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Industriegewerkschaft Wismut, 1950-1990
Entstanden
- 1950-1990