Akte

Schreiben von Kurt Stallmann (geb. 1925) aus Schmalkalden an seinen Onkel Oswald Stallmann

Enthält u.a.: "Deinen lieben Brief vom 26. November habe ich erhalten. Vielen Dank. Es freut mich, dass Du gleich wieder geschrieben hast. Und dazu einen so schönen und lehrreichen Brief. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so einen Brief bekommen. In diesem Brief schreibst Du ja auch, dass das Volk ein falsches und gehässiges sei. Aber warum macht man diesen Halunken denn keinen kurzen Prozess. Es ist doch das allerbeste. Übrigens schreibt Püppi dasselbe. Jeden Tag würden Soldaten durch Stiche erdolcht. Aber nur in der Nacht und wenn sie alleine sind. Daraus geht eindeutig die Falschheit dieses Polakenvolkes [!] hervor. Unsere Kriegsgefangenen werden auch schon wieder frech. Das soll ihnen aber teuer zustehen [!] kommen. Denn wer mit einem solchen Mass [!] misst, soll mit dem schlechten Mass [!] wiedergemessen werden!", 4. Dez. 1939; "Du wirst gewiß schon tüchtig geschimpft haben, daß ich Dich so lange im Stich gelassen habe. Du mußt aber schon entschuldigen. Es hat nämlich Zeugnisse gegeben. Und da hat man alles andere vergessen. Man wollte alle Lücken noch ausstopfen. Das ist mir ja auch gelungen. Nun bin ich schon in die Oberstufe gekommen (Untersekunda).", 21. März 1940; "Für Deine liebe Karte, die am heutigen Tage eintraf, recht herzlichen Dank. Du beklagst Dich ja, daß Du so wenig Post bekämest. So will ich Dir doch wenigstens ein bischen [!] Unterhaltung spenden. Wenn ich auch nicht viel Zeit habe; für einen Frontsoldaten springt immer etwas heraus. […] Vorhin erhielten wir gerade den Heeresbericht. Er meldete die starke Beschädigung und teilweise Vernichtung elf britischer Transportschiffe. Einfach fabelhaft! Wir können wohl stolz auf unsere deutsche Wehrmacht sein. Keine Macht der Welt wird sie je überbieten können. Das ist unser Stolz. Noch schöner ist es dieser stolzen Wehrmacht anzugehören, wie Du es kannst. Überhaupt in einer solchen Zeit zu leben ist eine besondere Gunst. Heute morgen sprach zu uns Dr. Robert Ley. Du wirst ihn ja auch gehört haben. Er betonte vor allen Dingen, daß England vernichtet würde, und zwar von uns. Weiter betonte er noch, daß Korsika wieder nach Italien zurückkehren werde. Ebenso Malta und Gibraltar. Er hat vollständig Recht. Denn was sucht England im Mittelmeer? Gar nichts!! […] Heute mittag fiel [mir] ein Bild von Dir in die Hände, wo Du ebenfalls die Soldatenuniform trägst. Es war eins aus dem Weltkrieg (Oktober 1917). So hast Du also vor ungefähr 25-27 Jahren schon einmal Deine Pflicht getan. Und so mancher, der den vorigen Krieg siegreich überlebt hat, mußte diesen Krieg daran glauben. Hoffentlich beendest Du beide Kriege siegreich. […] Mit den besten Grüßen und in der Hoffnung, daß es Dir gut gehen möge bis zum siegreichen Ende", 29. Apr. 1940; "Nachdem heute die Postsperre wiederaufgehoben ist, möchte ich Dir sofort wieder schreiben, damit Du nicht denkst ich hätte Dich ganz und gar vergessen. Nein, im Gegenteil. Immer wieder, wenn die Nachrichten von neuen Taten unserer Wehrmacht eintreffen, denke ich an Dich und ich habe mich schon häufig gefragt, wo Du steckst. Eben erhielten wir die Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht. Die anscheinend so starke Maginotlinie durchbrochen, 12000 Gefangene und viele andere stolze Meldungen. Wir verfolgen alles mit unglaublicher Spannung. Im Jungvolk-Dienst halte ich zu meinen Pimpfen häufig einen Politischen Lagebericht. Da werden dann nochmals alle Meldungen eingehend besprochen und erklärt, damit kein Pimpf ahnungslos ist. Morgen, also Sonnabend-Nachmittag, haben wir ein Großgeländespiel angesetzt. Da wird alles geübt: "Tarnen, Anschleichen, Täuschen, Spähen usw.", Du weisst es ja selbst und hast es wohl schon häufig mitgemacht. […] Im Sommer fahre ich wahrscheinlich nach Hüllhorst, auf Erntehilfe. Wir haben ja 7 Wochen Ferien. In dieser Zeit soll die gesamte Jugend den Bäuerinnen und Bauern helfen. Bei Verwandten oder bei fremden Bauern, das ist egal. […] Nach St. Michaelisdonn, nach Muttis Heimat, können wir wohl dieses Jahr nicht fahren, denn es ist ja Kriegsgebiet. Fahren wir einfach nach Minden. Da werden wir wohl hinkommen.", 17. Mai 1940; Nachtrag von Martha Stallmann: "Kurt hat ja schon alles geschrieben, aber man kann die kühnen Taten unsres Heers nicht genug erwähnen. Was haben die tapferen Soldaten in diesen 6 Tagen doch geleistet . Hier merkt man sonst nichts vom Krieg. Nur die Lebensmittelkarten erinnern uns daran. […] Karl ist noch in der Kreiskasse und arbeitet, hat ja auch 3 von seinen Leuten zum Heeresdienst hergegeben; und so ruht die meiste Arbeit auf ihn [!], denn der Laden muß trotzdem klappen.", 17. Mai 1940; "Wie wir aus Deinem Absender ersehen haben, bist Du Feldwebel geworden. Herzlichen Glückwunsch. Vielleicht kann es nochmal Leutnant werden. Wollen es hoffen. - Wir in der Heimat können nicht klagen. Von Fliegern werden wir überhauptnicht [!], wenigstens keine feindliche, besucht. Deutsche brausen hier Tag und Nacht herum. Na, wenn es erst gegen Engelland geht, dann wird auch bald Schluß sein. Denn dieser Lump muß endlich seine Quittung haben. Seine Verbrechen steigern sich von Tag zu Tag.", 7. Juli 1940; Otto Koch jun. in Saalfelden, Karl-Oswald Koch an der französischen Küste, Otto Martens, der Bruder von Martha Stallmann geb. Martens, in Hoek van Holland, "Hoffentlich ist bald das glückliche Ende da. Denn darauf warten doch alle.", 27. Juli 1940; Postkarte mit Ansicht der Lutherstube in der Stadtkirche St. Georg zu Schmalkalden, 2. Juni 1940; Besuch seiner Tante Lene Stallmann in Schmalkalden: "Haben schon viele Touren in die Thüringer Berge gemacht.", auch Ausflüge auf die Hohe Sonne, zur Wartburg und nach Eisenach, 11. Juni 1941; "Heute nachmittag [!] war wieder Dienst. Augenblicklich führe ich einen Zug, und zwar den Fanfarenzug, Macht mir sehr viel Spaß und Freude. Kann man doch auch schon am großen Kampf um Deutschlands[s] Freiheit mithelfen. So wie Ihr Soldaten an der Front wollen wir in der Heimat unsere Pflicht tun. Schon früh wollen wir uns darin üben, um es später desto leichter zu können. Wir sollen stolz auf Euch sein, und sind es, und Ihr sollt auf uns vertrauen können, dann wird Deutschland ewig bestehen und Deutschlands Söhne frei sein.", 11. Juni 1941; "Vergangene Woche war ich mit der Hitler-Jugend auf Fahrt. Wir waren in der Rhön. U.a. auch auf der Wasserkuppe. - Am Freitag verreisen wir nun nach Schleswig-Holstein d.h. nur Mutti, Ruth und ich. Vati kommt dann später nach Minden. Dort treffen wir uns wieder. Ruth ist augenblicklich im Lager (Salzungen). Kommt am Mittwoch wieder.", 21. Juli 1941; Abitur Mitte 1942, "Ich habe mich als Sanitätsoffizier der Luftwaffe gemeldet, was Du vielleicht schon erfahren haben wirst. Hoffentlich nehmen sie mich auch an, dann bin ich schon zufrieden.", 6. Nov. 1941; Nachtrag von Karl Stallmann: "Wie Du ersiehst, bin ich immer noch nicht zum Militär eingezogen, obwohl ich schon bereits vor einem Jahre kv. geschrieben worden bin. Anscheinend bin ich zu alt oder aber, die Regierung hat mich uk gestellt. Damit ist mir nicht gedient, denn ich würde ganz gerne noch einmal Soldat. Danach geht es zwar nicht, man muß eben seinen Dienst dort machen, wo es die Behörde für richtig hält. Doch nun genug davon, wir wollen hoffen und wünschen, daß der Krieg recht bald zu Ende gehen möge, doch bevor [!] muß aber erst der Russe und Engländer Schläge bekommen. Die Zeit kommt, darauf mögen sich diese Lumpen verlassen. Dir aber, l. Oswald, wünsche ich weiterhin alles Gute. Bleibe gesund und kehre recht bald als siegreicher Kämpfer zu uns zurück.", 6. Nov. 1941; "Zunächst gratuliere ich Dir recht herzlich zu Deinem Geburtstag und wünsche Dir […] alles Gute und viel Kriegsglück. Die Gratulation ist zwar etwas verfrüht, aber man kann ja nie wissen, wielange [!] der Brief braucht, um seinen Empfänger zu erreichen. - Von der [Abitur-]Prüfung bin ich gut zurückgekehrt und hoffe auch, daß alles gut verlaufen ist. Mit meiner Einziehung rechne ich im Juni od. Juli. Neulich erzählte mir ein Soldat aus Schmalk[alden], daß er Dich als Kompagnieführer gehabt habe. Auch die Ausbilder vom W.-E. Lager kannten Dich. Sie lagen alle einmal in Aschaffenburg.", 7. Febr. 1942; "Aus Kassel, wo ich mich gerade zu einer persönlichen Vorstellung befinde, sende ich Dir die herzlichsten Grüße. […] Morgen muß ich nun noch einmal zum Wehrkreisarzt, und dann wird ja wohl alles geklappt haben.", 11. März 1943; "Meine 3. Ausbildungsperiode ist nun auch zu Ende. Es war sehr schön, junge Soldaten auszubilden. Gleichzeitig ist es für uns eine gute Schulung für unsere Frontbewährung, die ja nun kommt. Hier in Schmalkalden ist es auch ziemlich ruhig geworden. Alle Kameraden sind fort. Nur ab zu kommt mal ein Urlauber. […] Nach meiner Frontbewährung komme ich dann zur Akademie und kann mit meinem Studium anfangen.", 3. Juni 1944; "Ich bin nun schon eine ganze Zeit in Italien und leiste meine Frontbewährung hier ab. Bis jetzt hat alles gut geklappt, und wir wollen hoffen, daß auch die letzte Zeit noch gut vorüber geht. Hier im Süden ist es logischerweise jetzt sehr heiß. Oft ist es kaum zum Aushalten. Dazu quälen einen die Fliegen und die Mücken. Aber man gewöhnt sich ja an alles und so habe ich mich auch daran gewöhnt.", 9. Aug. 1944 Enthält auch: Nachträge von Kurt Stallmanns Eltern Karl und Martha Stallmann

Archivaliensignatur
Stadt Minden WN 27 Nachlass Oswald Stallmann, Nr. 22

Kontext
Nachlass Oswald Stallmann
Bestand
Stadt Minden WN 27 Nachlass Oswald Stallmann Nachlass Oswald Stallmann

Laufzeit
1939 - 1944

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Letzte Aktualisierung
17.09.2025, 15:11 MESZ

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Objekttyp

  • Akten

Entstanden

  • 1939 - 1944

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