Bestand
NL (alph.): Oppenheim, Michel (Bestand)
Zum Nachlass
Der Nachlass
wurde dem Stadtachiv nach dem Tod von Michel Oppenheim von der Witwe Erna
Oppenheim übergeben. Eine Zugangsnummer wurde damals im Stadtarchiv nicht
vergeben.
Im vorliegenden Nachlass weist das Archivale NL
Oppenheim / 45, 10 bereits darauf hin, dass Michel Oppenheim selbst die
Unterlagen dem Stadtarchiv anvertrauen wollte. Es enthält eine Notiz "für
das Stadtarchiv" vom 13.10.1957 und zusätzlich einen Brief vom 30.3.1964,
also 10 Monate nach dem Tod Oppenheims, von der Witwe Erna Oppenheim an
die damalige Archivarin Dr. Elisabeth Darapsky. Kurz danach wurde der
Nachlass dem Stadtarchiv übergeben, denn das im Stadtarchiv Mainz
angefertigte erste Verzeichnis der Nachlasses stammt vom 11. Mai 1964 und
wurde von der Archivangestellten Anneliese Schmelig angefertigt. Frau
Schmelig listete 53 Bündel mit Beschreibungen des Materials in den
einzelnen Bündeln auf. Alle späteren Verzeichnungsschritte des Nachlasses
beruhen erkennbar auf dieser ersten Liste.
Am 15.2.1978 (Zg.
1978/14) übergab Frau Erna Oppenheim die zwei Bände "Mainzer Memorbuch
..." und "Stammbaum und Chronik der Familie Tuchmann..." (Bündel 53) dem
Stadtarchiv mit der Bitte, sie dem Nachlass beizufügen.
Die
Benutzung des Nachlasses konnte bis zum Tod der Witwe nur mit deren
Genehmigung erfolgen.
Die im Nachlass enthaltenen Judaica
befanden sich in den Bündeln 49 bis 52 und wurden zunächst nicht näher
beschrieben, die Faszikel wurden lediglich nummerisch aufgeführt (Bündel
49, Fasz. 1-11; Bündel 50, Fasz. 12-14 etc.).
Damit war anhand
des Nachlassverzeichnisses nicht erkennbar, welch wertvolle Unterlagen
sich dahinter verbargen. Es handelte sich um Niederschriften, die Michel
Oppenheim in seiner Zeit als Verbindungsmann der Reichsvereinigung der
Juden zur Gestapo in den Jahren 1941 bis 1943 anfertigte bzw. anfertigen
musste: u. a. Deportations- und Auswanderungslisten der Mainzer Juden,
Protokolle von Gesprächen Oppenheims mit der Mainzer Gestapo in seiner
Eigenschaft als Verbindungsmann oder Schriftwechsel mit emigrierten bzw.
deportierten Mainzer Familien.
In der Folgezeit wurde der
Nachlass in Archivkartons verpackt und zwar dergestalt, dass die
Unterlagen eines Bündels in einem Karton untergebracht wurden.
Im Jahre 2003 wurde das von Frau Schmelig erstellte Verzeichnis in
die Archiv-Datenbank Faust übertragen, im selben Arbeitsschritt wurden
auch die Judaica-Faszikel einzeln verzeichnet und die Titelaufnahmen über
die Datenbank recherchierbar gemacht. Um eine Neusignierung des
Bestandes, der schon häufig genutzt und zitiert worden war, zu
verhindern, wurden die usprünglichen Bündel-Signaturen 49-52 und die
Nummerierung der Faszikel 1-30 beibehalten und mit Kommata
zusammengeführt, so entstanden die heute gültigen fortlaufenden und
kartonübergreifenden Judaica-Signaturen 49,1 bis 52,30. Und somit folgte
beispielsweise auf die Nummer 49, 11 (letzte Mappe im Karton 49) die
Nummer 50, 12 (erste Mappe im Karton 50).
Im Jahre 2017
beschloss das Stadtarchiv Mainz, der großen Bedeutung des Nachlasses
Oppenheim für die Mainzer Geschichte Rechnung zu tragen und ihn
nachhaltig zu konservieren und zu sichern. Die Unterlagen wurden von der
GSK mbH - Gesellschaft zur Sicherung von schriftlichem Kulturgut zunächst
komplett digitalisiert und anschließend in einem industriellen Verfahren
einzelblattentsäuert.
Zur Vorbereitung dieser Maßnahmen wurden
auch die anderen Mappen in den Kartons separat verzeichnet, so dass jede
einzelne Mappe innerhalb der Kartons eine eigene Signatur mit
Kommatrennung erhielt. Die Mappen in den Kartons wurden dazu
durchnummeriert (Beispiel: 44,1 = Karton 44, Mappe 1). Der Aktentitel
entspricht weitgehend dem Titel, der auf den Mappen von Oppenheim notiert
worden war. Zudem wurde für den Bestand eine Klassifikation entworfen,
die sich noch grob an den im Jahre 1963 vergebenen Bündeltiteln
orientiert, jedoch ergänzt und verfeinert wurde.
Da im Zuge
der Entsäuerung und Um- bzw. Neuverpackung des Bestandes das Papier
physisch einen größeren Umfang einnimmt als zuvor, entsprechen die
Signaturen inzwischen nicht mehr den Kartoneinheiten.
Ein
großer Teil der Unterlagen, der allerdings nicht die Judaica betrifft,
besteht aus gesammelten Zeitungsartikeln, die von Oppenheim akribisch
nach Themen geordnet in Mappen abgeheftet oder abgelegt wurden. Die
thematisch angelegten Mappen hat Oppenheim in manchen Fällen mit anderen
Drucksachen oder auch mit Schriftwechseln ergänzt. Die Mappen können - je
nach inhaltlicher Gewichtung - sowohl unter dem Klassifikationspunkt
"Zeitungsausschnittssammlungen" als auch unter einem thematischen
Gliederungspunkt zu finden sein.
Die Bedeutung des Nachlasses
Oppenheim für einzelne Aspekte der Mainzer Geschichte kann gar nicht hoch
genug eingeschätzt werden. Da die Akten der Mainzer Stadtverwaltung und
der Mainzer Gestapo aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht erhalten
sind, gibt der Nachlass Oppenheim den einzigen vollständigen und
aussagekräftigen Einblick in das Schicksal der Mainzer Jüdinnen und Juden
während der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen. Wichtige
Ausstellungen und Publikationen zur Mainzer Jüdischen Geschichte in der
Zeit 1933-1945 basieren auf dem Nachlass Oppenheim und wären ohne ihn in
der Form gar nicht möglich gewesen.
Auch die unmittelbare
Nachkriegszeit, der Aufbau der neuen Mainzer Stadtverwaltung, die
Neugründung der Mainzer Universität nach 1945 und der Neuanfang der nur
noch wenige überlebende Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinde werden
dokumentiert.
Nicht zuletzt beinhaltet der Nachlass einen Teil
des Archivs der Mainzer Liedertafel, dessen Präsident Michel Oppenheims
Vater, Ludwig Oppenheim, lange Zeit war. Auch Michel Oppenheim war ein
hochgeschätztes Mitglied und in den 1950er Jahren selbst Vorsitzender der
Liedertafel.
In einigen Titelaufnahmen finden sich Bemerkungen
zu Katalognummern ("Kat.-Nr."). Diese Nummern verweisen auf den Katalog
der großen und viel beachteten Ausstellung "Juden in Mainz" aus dem Jahre
1978, für die der Nachlass Oppenheim intensiv genutzt wurde.
Der Nachlass Oppenheim wurde bereits im von Wolfgang Mommsen
publizierten Verzeichnis "Die Nachlässe in den deutschen Archiven" (Teil
I 1971, Teil II 1981) erwähnt.
Ramona Weisenberger, im August
2017
Kurzbiographie Michel Oppenheim (von
Dr. Frank Teske)
Michel Oppenheim wurde am 19. Mai 1885 in
Mainz geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie jüdischer
Herkunft. Sein Vater war langjähriger Vizepräsident und Präsident der
"Mainzer Liedertafel", der auch Michel Oppenheim als Vorstandsmitglied
von 1920 bis 1933 und als Vorsitzender seit 1951 eng verbunden war.
Nach dem Abitur im Jahr 1904 am Humanistischen Gymnasium in Mainz
(heute Rabanus-Maurus-Gymnasium) studierte Michel Oppenheim Jura und
Kunstgeschichte. Er war nach dem Ersten Weltkrieg als Regierungsrat beim
Mainzer Kreisamt beschäftigt und wurde nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen. Nach
dem Tod des Mainzer Rabbiners Dr. Sali Levi 1941 wurde Oppenheim vom
NS-Regime zwangsweise als Verbindungsmann der Jüdischen Gemeinde zur
Gestapo eingesetzt. Einer Deportation entging er, da er mit einer
nichtjüdischen Frau verheiratet war. Oppenheim überlebte als einer von
knapp 60 Juden das "Dritte Reich" in Mainz.
Am 30. März 1945
wurde Michel Oppenheim von dem durch die Amerikaner eingesetzten
Oberbürgermeister Rudolph Walther zum Kulturdezernenten und Beigeordneten
ernannt. Er betrieb engagiert den Wiederaufbau der städtischen
Kultureinrichtungen und erkannte die einzigartige Chance für Mainz, die
sich mit der Wiedereröffnung einer Universität ergab. Bis 1949 stellte
sich Oppenheim als Kulturdezernent in den Dienst der Stadt und war danach
bis zu seiner Pensionierung am 1. Juni 1951 als Referent unter anderem
für die städtischen Museen zuständig. Von 1952 bis 1963 gab er die
Jahrbücher der Vereinigung "Freunde der Universität Mainz" heraus. Die
Johannes Gutenberg-Universität zeichnete ihn mit der Ehrenbürger- und
Ehrendoktorwürde aus.
Michel Oppenheim genoss außerdem einen
ausgezeichneten Ruf als Kenner und Sammler Höchster Porzellans. Seine
Privatsammlung wertvoller Stücke aus der kurfürstlichen
Porzellanmanufaktur, die er über die Kriegszeit gerettet hatte, bildet
heute einen wichtigen Bestandteil der Sammlung Mainzer Barock im
Landesmuseum Mainz.
Dr. h. c. Michel Oppenheim verstarb am 31.
Mai 1963 in seinem Urlaubsort Garmisch-Partenkirchen.
Judaica 1938-1950, Besprechungen mit
der Militärregierung 1945, Wiederaufbau von Mainz 1946-1962 und seiner
Universität 1945-1960; Briefe von Ludwig Berger, Anna Seghers, Carl
Zuckmayer; Unterlagen zur Mainzer Liedertafel ab 1807
Das von Anton M. Keim auszugsweise
veröffentlichte Tagebuch von Michel Oppenheim liegt beim Leo Baeck
Institut vor:
https://search.cjh.org/primo-explore/fulldisplay?docid=CJH_ALEPH000195692&context=L&vid=lbi&lang=en_US&search_scope=LBI&adaptor=Local%20Search%20Engine&tab=default_tab&query=any,contains,michel%20oppenheim%20mainz&offset=0
Es ist dort auch online abrufbar:
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=IE8458387
verzeichnet, in Faust-DB
Teske, Frank: "Dass ich am Leben
geblieben bin, ist natürlich nur eigenartigen Umständen zuzuschreiben".
Die drei Leben des Mainzer Kulturdezernenten Michel Oppenheim
(1885-1963). In: Mainzer Zeitschrift 109 (2014), S. 157-169
Saal, Wolfgang: Der Kunstsammler Michel Oppenheim (1885-1963) und
das Höchster Porzellan in Mainz. In: Mainzer Zeitschrift 109 (2014), S.
171-176
Form und Inhalt: Kurzbiographie
Michel Oppenheim (von Dr. Frank Teske)
Michel Oppenheim wurde
am 19. Mai 1885 in Mainz geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie
jüdischer Herkunft. Sein Vater war langjähriger Vizepräsident und
Präsident der "Mainzer Liedertafel", der auch Michel Oppenheim als
Vorstandsmitglied von 1920 bis 1933 und als Vorsitzender seit 1951 eng
verbunden war.
Nach dem Abitur im Jahr 1904 am Humanistischen
Gymnasium in Mainz (heute Rabanus-Maurus-Gymnasium) studierte Michel
Oppenheim Jura und Kunstgeschichte. Er war nach dem Ersten Weltkrieg als
Regierungsrat beim Mainzer Kreisamt beschäftigt und wurde nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wegen seiner jüdischen
Herkunft entlassen. Nach dem Tod des Mainzer Rabbiners Dr. Sali Levi 1941
wurde Oppenheim vom NS-Regime zwangsweise als Verbindungsmann der
Jüdischen Gemeinde zur Gestapo eingesetzt. Einer Deportation entging er,
da er mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet war. Oppenheim überlebte
als einer von knapp 60 Juden das "Dritte Reich" in Mainz.
Am
30. März 1945 wurde Michel Oppenheim von dem durch die Amerikaner
eingesetzten Oberbürgermeister Rudolph Walther zum Kulturdezernenten und
Beigeordneten ernannt. Er betrieb engagiert den Wiederaufbau der
städtischen Kultureinrichtungen und erkannte die einzigartige Chance für
Mainz, die sich mit der Wiedereröffnung einer Universität ergab. Bis 1949
stellte sich Oppenheim als Kulturdezernent in den Dienst der Stadt und
war danach bis zu seiner Pensionierung am 1. Juni 1951 als Referent unter
anderem für die städtischen Museen zuständig. Von 1952 bis 1963 gab er
die Jahrbücher der Vereinigung "Freunde der Universität Mainz" heraus.
Die Johannes Gutenberg-Universität zeichnete ihn mit der Ehrenbürger- und
Ehrendoktorwürde aus.
Michel Oppenheim genoss außerdem einen
ausgezeichneten Ruf als Kenner und Sammler Höchster Porzellans. Seine
Privatsammlung wertvoller Stücke aus der kurfürstlichen
Porzellanmanufaktur, die er über die Kriegszeit gerettet hatte, bildet
heute einen wichtigen Bestandteil der Sammlung Mainzer Barock im
Landesmuseum Mainz.
Dr. h. c. Michel Oppenheim verstarb am 31.
Mai 1963 in seinem Urlaubsort Garmisch-Partenkirchen.
Judaica
1938-1950, Besprechungen mit der Militärregierung 1945, Wiederaufbau von
Mainz 1946-1962 und seiner Universität 1945-1960; Briefe von Ludwig
Berger, Anna Seghers, Carl Zuckmayer; Unterlagen zur Mainzer Liedertafel
ab 1807
Zum Nachlass
Der Nachlass wurde
dem Stadtachiv nach dem Tod von Michel Oppenheim von der Witwe Erna
Oppenheim übergeben. Eine Zugangsnummer wurde damals im Stadtarchiv nicht
vergeben.
Im vorliegenden Nachlass weist das Archivale NL
Oppenheim / 45, 10 bereits darauf hin, dass Michel Oppenheim selbst die
Unterlagen dem Stadtarchiv anvertrauen wollte. Es enthält eine Notiz "für
das Stadtarchiv" vom 13.10.1957 und zusätzlich einen Brief vom 30.3.1964,
also 10 Monate nach dem Tod Oppenheims, von der Witwe Erna Oppenheim an
die damalige Archivarin Dr. Elisabeth Darapsky. Kurz danach wurde der
Nachlass dem Stadtarchiv übergeben, denn das im Stadtarchiv Mainz
angefertigte erste Verzeichnis der Nachlasses stammt vom 11. Mai 1964 und
wurde von der Archivangestellten Anneliese Schmelig angefertigt. Frau
Schmelig listete 53 Bündel mit Beschreibungen des Materials in den
einzelnen Bündeln auf. Alle späteren Verzeichnungsschritte des Nachlasses
beruhen erkennbar auf dieser ersten Liste.
Am 15.2.1978 (Zg.
1978/14) übergab Frau Erna Oppenheim die zwei Bände "Mainzer Memorbuch
..." und "Stammbaum und Chronik der Familie Tuchmann..." (Bündel 53) dem
Stadtarchiv mit der Bitte, sie dem Nachlass beizufügen.
Die
Benutzung des Nachlasses konnte bis zum Tod der Witwe nur mit deren
Genehmigung erfolgen.
Die im Nachlass enthaltenen Judaica
befanden sich in den Bündeln 49 bis 52 und wurden zunächst nicht näher
beschrieben, die Faszikel wurden lediglich nummerisch aufgeführt (Bündel
49, Fasz. 1-11; Bündel 50, Fasz. 12-14 etc.).
Damit war anhand
des Nachlassverzeichnisses nicht erkennbar, welch wertvolle Unterlagen
sich dahinter verbargen. Es handelte sich um Niederschriften, die Michel
Oppenheim in seiner Zeit als Verbindungsmann der Reichsvereinigung der
Juden zur Gestapo in den Jahren 1941 bis 1943 anfertigte bzw. anfertigen
musste: u. a. Deportations- und Auswanderungslisten der Mainzer Juden,
Protokolle von Gesprächen Oppenheims mit der Mainzer Gestapo in seiner
Eigenschaft als Verbindungsmann oder Schriftwechsel mit emigrierten bzw.
deportierten Mainzer Familien.
In der Folgezeit wurde der
Nachlass in Archivkartons verpackt und zwar dergestalt, dass die
Unterlagen eines Bündels in einem Karton untergebracht wurden.
Im Jahre 2003 wurde das von Frau Schmelig erstellte Verzeichnis in
die Archiv-Datenbank Faust übertragen, im selben Arbeitsschritt wurden
auch die Judaica-Faszikel einzeln verzeichnet und die Titelaufnahmen über
die Datenbank recherchierbar gemacht. Um eine Neusignierung des
Bestandes, der schon häufig genutzt und zitiert worden war, zu
verhindern, wurden die usprünglichen Bündel-Signaturen 49-52 und die
Nummerierung der Faszikel 1-30 beibehalten und mit Kommata
zusammengeführt, so entstanden die heute gültigen fortlaufenden und
kartonübergreifenden Judaica-Signaturen 49,1 bis 52,30. Und somit folgte
beispielsweise auf die Nummer 49, 11 (letzte Mappe im Karton 49) die
Nummer 50, 12 (erste Mappe im Karton 50).
Im Jahre 2017
beschloss das Stadtarchiv Mainz, der großen Bedeutung des Nachlasses
Oppenheim für die Mainzer Geschichte Rechnung zu tragen und ihn
nachhaltig zu konservieren und zu sichern. Die Unterlagen wurden von der
GSK mbH - Gesellschaft zur Sicherung von schriftlichem Kulturgut zunächst
komplett digitalisiert und anschließend in einem industriellen Verfahren
einzelblattentsäuert.
Zur Vorbereitung dieser Maßnahmen wurden
auch die anderen Mappen in den Kartons separat verzeichnet, so dass jede
einzelne Mappe innerhalb der Kartons eine eigene Signatur mit
Kommatrennung erhielt. Die Mappen in den Kartons wurden dazu
durchnummeriert (Beispiel: 44,1 = Karton 44, Mappe 1). Der Aktentitel
entspricht weitgehend dem Titel, der auf den Mappen von Oppenheim notiert
worden war. Zudem wurde für den Bestand eine Klassifikation entworfen,
die sich noch grob an den im Jahre 1963 vergebenen Bündeltiteln
orientiert, jedoch ergänzt und verfeinert wurde.
Da im Zuge
der Entsäuerung und Um- bzw. Neuverpackung des Bestandes das Papier
physisch einen größeren Umfang einnimmt als zuvor, entsprechen die
Signaturen inzwischen nicht mehr den Kartoneinheiten.
Ein
großer Teil der Unterlagen, der allerdings nicht die Judaica betrifft,
besteht aus gesammelten Zeitungsartikeln, die von Oppenheim akribisch
nach Themen geordnet in Mappen abgeheftet oder abgelegt wurden. Die
thematisch angelegten Mappen hat Oppenheim in manchen Fällen mit anderen
Drucksachen oder auch mit Schriftwechseln ergänzt. Die Mappen können - je
nach inhaltlicher Gewichtung - sowohl unter dem Klassifikationspunkt
"Zeitungsausschnittssammlungen" als auch unter einem thematischen
Gliederungspunkt zu finden sein.
Die Bedeutung des Nachlasses
Oppenheim für einzelne Aspekte der Mainzer Geschichte kann gar nicht hoch
genug eingeschätzt werden. Da die Akten der Mainzer Stadtverwaltung und
der Mainzer Gestapo aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht erhalten
sind, gibt der Nachlass Oppenheim den einzigen vollständigen und
aussagekräftigen Einblick in das Schicksal der Mainzer Jüdinnen und Juden
während der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen. Wichtige
Ausstellungen und Publikationen zur Mainzer Jüdischen Geschichte in der
Zeit 1933-1945 basieren auf dem Nachlass Oppenheim und wären ohne ihn in
der Form gar nicht möglich gewesen.
Auch die unmittelbare
Nachkriegszeit, der Aufbau der neuen Mainzer Stadtverwaltung, die
Neugründung der Mainzer Universität nach 1945 und der Neuanfang der nur
noch wenige überlebende Mitglieder umfassenden jüdischen Gemeinde werden
dokumentiert.
Nicht zuletzt beinhaltet der Nachlass einen Teil
des Archivs der Mainzer Liedertafel, dessen Präsident Michel Oppenheims
Vater, Ludwig Oppenheim, lange Zeit war. Auch Michel Oppenheim war ein
hochgeschätztes Mitglied und in den 1950er Jahren selbst Vorsitzender der
Liedertafel.
In einigen Titelaufnahmen finden sich Bemerkungen
zu Katalognummern ("Kat.-Nr."). Diese Nummern verweisen auf den Katalog
der großen und viel beachteten Ausstellung "Juden in Mainz" aus dem Jahre
1978, für die der Nachlass Oppenheim intensiv genutzt wurde.
Der Nachlass Oppenheim wurde bereits im von Wolfgang Mommsen
publizierten Verzeichnis "Die Nachlässe in den deutschen Archiven" (Teil
I 1971, Teil II 1981) erwähnt.
Ramona Weisenberger, im August
2017
Teske, Frank: "Dass ich am Leben geblieben bin, ist
natürlich nur eigenartigen Umständen zuzuschreiben". Die drei Leben des
Mainzer Kulturdezernenten Michel Oppenheim (1885-1963). In: Mainzer
Zeitschrift 109 (2014), S. 157-169
Saal, Wolfgang: Der
Kunstsammler Michel Oppenheim (1885-1963) und das Höchster Porzellan in
Mainz. In: Mainzer Zeitschrift 109 (2014), S. 171-176
- Bestandssignatur
-
NL Oppenheim
- Umfang
-
5,50 lfm.
- Kontext
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe, alphabetisch geordnet
- Indexbegriff Ort
-
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
Mainz
- Bestandslaufzeit
-
1807 - 1963
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.05.2025, 08:02 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Mainz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1807 - 1963