Malerei

Begegnung Friedrichs II. mit Kaiser Joseph II. in Neiße im Jahre 1769. Skizze

Der Stoff führt in die Friedensjahre nach dem Siebenjährigen Krieg. Im Bestreben, ein Bündnis gegen Rußland zu erreichen, näherten sich die langjährigen Feinde Preußen und Österreich einander an. Maria Theresias Sohn, der junge Kaiser Joseph, der Reformen anstrebte und den Preußenkönig verehrte, suchte diesen im bischöflichen Palast im schlesischen Neiße auf und bestätigte den Verzicht Österreichs auf die Provinz Schlesien. Die beiderseits herzliche Begrüßung fand, wie Augenzeugen berichteten, auf der Treppe statt, eine Situation, die Metaphern wie ›Aufblicken‹ und ›Entgegenkommen‹ buchstäblich abbildbar macht. Zwei Bewegungsimpulse von unterschiedlicher Dynamik aus zwei verschiedenen Richtungen – das Motiv des herabgleitenden Mantels wird man in der »Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generale vor der Schlacht bei Leuthen1757« (1859–1861, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 839) wiederfinden –, zwei Temperamente, zwei Höhen, zwei Begleitergruppen, die beide die Kurve der Treppe nutzen und die Tiefe des Raumes erschließen, ein Licht, das im Raum verschwebt, aber wenige Figuren scharf erhellt: Das alles dient letztlich einer psychologischen Charakterisierung, die in bildfüllenden Figuren der ausgeführten Fassung (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 340) aufs intensivste ausgearbeitet ist. Hier ist, zumindest bei Friedrich, der Schwung der Bewegung zurückgenommen und der Ausdruck ungewohnt stark in das Gesicht gelegt. Auch dieses Bild entstand im Auftrag, diesmal der neugegründeten Verbindung für historische Kunst. Mit dem gleichzeitig von der Verbindung in Auftrag gegebenen Gemälde von Moritz von Schwind »Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe« (Kunsthalle Kiel) durchlief die »Begegnung in Neiße« die übliche Ausstellungsrunde durch deutsche Kunstvereine; der Kontrast zwischen Schwinds idealistischer und Menzels realistischer Auffassung von Historienmalerei gab Anlaß zu grundsätzlichen Polemiken, namentlich in der Zeitschrift »Die Dioskuren« (Jg. 7, 1862, S. 65 f.), in der Max Schasler an Menzels Werk die höhere historische Bedeutsamkeit, die Würde und Hoheit überhaupt vermißte. | Claude Keisch

Vorderseite | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Papier, auf Leinwand kaschiert
Maße
Höhe x Breite: 28 x 36 cm
Rahmenmaß: 40 x 48,5 x 5,5 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A III 768

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1889 Ankauf mit der Menzel-Sammlung des Kunsthändlers Hermann Pächter (Firma R. Wagner), Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1856

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1856

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