Bildnis Géza von Cziffra

Malerei

Der seit 1919 in Berlin lebende Schlichter zählt zusammen mit Otto Dix und George Grosz zum Verismus, dem linken Flügel der Neuen Sachlichkeit. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre porträtierte er Künstler und Intellektuelle wie Bertolt Brecht, Oskar Maria Graf und Egon Erwin Kisch sowie den ungarischen Journalisten und Cineasten Géza von Cziffra (1900–1989), der später als Drehbuchautor und Regisseur bekannt werden sollte. Cziffra war 1923 aus Wien nach Berlin gekommen und schrieb Artikel für „Die Weltbühne“, das „Berliner Tageblatt“ und die „Welt am Abend“. Im Romanischen Café an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche pflegte er Umgang mit den Vertretern der Avantgarde. Unweit des Cafés befand sich in der Augsburger Straße das Atelier Schlichters, in dem das Porträt entstand. Lässig sitzt der gepflegt und elegant erscheinende Cziffra im rotbraunen Korbsessel des Malers, ein Buch und eine Zigarettenspitze in den feingliedrigen Händen. Auf einer Kommode im Hintergrund liegt das dicke Berliner Telefonbuch, wohl als Hinweis darauf, dass Cziffra ein außerordentlich kommunikativer Mensch war. Sein Blick wirkt aufmerksam, die Haltung jedoch wie auf dem Sprung. Lange Zeit war die Identität des Dargestellten unbekannt, bis Cziffra im August 1983 in der Nationalgalerie auf der Museumsinsel erschien und sein Bildnis zu sehen wünschte. Er habe sogar vorübergehend bei Schlichter gewohnt, erzählte er, und dass die blau-silberne Fliege ein Geschenk des Schriftstellers Joseph Roth gewesen sei. | Dieter Scholz

Angaben zum Objekt

• Material/Technik: Öl auf Pappe
• Maße: Rahmenmaß: 111,5 x 86 x 4 cm ; Höhe x Breite: 100 x 74 cm
• Standort: Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
• Inventarnummer: A III 252

Beteiligte, Orts- und Zeitangaben

• Ereignis: Erwerb
• (Beschreibung): 1948 Ankauf von der Galerie Meta Nierendorf, Berlin. 1951 Schenkung des Magistrats von Groß-Berlin (Ost)
• Ereignis: Herstellung
• (wer): Rudolf Schlichter (1890 - 1955), Maler*in
• (wann): 1926/1927

Weitere Informationen

• Rechteinformation: Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
• Letzte Aktualisierung: 08.05.2023, 07:18 MESZ