Bild

Opfer der See

1879 trat der Maler Otto Karl Kirberg nach abgeschlossenem Studium an der Düsseldorfer Akademie mit dem großformatigen Genrebild »Opfer der See« erstmals an die Öffentlichkeit. Es zeigt »eine der zahllosen Schlußszenen des täglichen Dramas, das sich an den Nordküsten abspielt: die Leiche eines ertrunkenen Seemanns wird der jungen Frau und dem greisen Vater ins Haus gebracht« (A. Rosenberg, Aus der Düsseldorfer Malerschule, Leipzig 1889, S. 28). Den Blick des Betrachters, vor dem sich die Szene wie auf einer Guckkastenbühne entfaltet, lenkt Kirberg durch das Kolorit – insbesondere durch die auffallend türkisfarbene Wandfläche – auf die trauernde Witwe. In dem kühlen Klang des Blaugrün findet ihr Schmerz seine auch farbliche Entsprechung. Kirbergs dramatische Darstellung reflektiert die damalige Wahrnehmung der zur See Fahrenden als Helden des Alltags, ein verbreiteter Topos in Kunst, Literatur und öffentlicher Berichterstattung. Zahllose Fischer und Seeleute setzten sich täglich den Widrigkeiten der unbändigen See aus, und um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es jährlich zu über zehntausend Schiffsunglücken weltweit. Auch im Bildtitel »Opfer der See«, unter dem das Gemälde auf der Berliner Akademieausstellung 1879 zu sehen war, schwingt diese romantisierende Hochachtung für Fischer und Seeleute mit. Daß Kirberg nun gerade nicht die Not des Ertrinkenden zeigt, sondern die Verzweiflung der Angehörigen, folgt einer Entwicklung in der Kunst der Düsseldorfer Malerschule, die durch Rudolf Jordan entscheidend befördert worden war (vgl. »Der Tod des Lotsen«, 1836, Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 99, im Altonaer Museum, Hamburg, 1980 verbrannt). Prämiert mit der Kleinen Goldmedaille auf der Berliner Akademieausstellung wurde Kirbergs Bild 1879 für die Nationalgalerie angekauft. Es blieb des Künstlers größter Erfolg und wurde als Holzstich durch Richard Brend’amour 1883 reproduziert. | Regina Freyberger

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

0
/
0

Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 140 x 190 cm
Rahmenmaß: 166 x 210 x 10 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 295

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1879 Ankauf vom Künstler aus der Berliner Akademieausstellung
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1879

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1879

Ähnliche Objekte (12)