Bestand

Ennigerloh A (Bestand)

Form und Inhalt: Kreisarchiv Warendorf, Ennigerloh A (1800-1930)
Verwaltungsgeschichte:
Durch einen Präfektur-Beschluss vom 28. Juli 1809 wurde aus den Gemeinden Ennigerloh und Ostenfelde ein Munizipal-Verband gebildet - die Mairie Ostenfelde. Als Maire, d. h. Bürgermeister, wurde der Leutnant Hariert zu Vornholz ernannt. Ihm zur Seite standen zwei Beigeordnete und eine Reihe Munizipalräte, also Gemeinderäte. Leider sind deren Anzahl und Namen nicht überliefert.
Der neue Maire trat am 15. August 1809, am sogenannten "Napoleonsfest", sein Amt an. 1813, nach dem Sturz Napoleons, ließ die preußische Regierung die französische Form der Verwaltung zunächst bestehen. Am 1. Januar 1818 endete die Amtstätigkeit des bisherigen Bürgermeisters Harier, da er seine Entlassung beantragt hatte. Am gleichen Tag übergab er dem neuen Bürgermeister die Akten der Gemeinde Ennigerloh.
Die Ortschronik berichtet dazu: "Mit dem Abgange dieses tätigen verdienstvollen Bürgermeisters wurde die bisherige Bürgermeisterei Ostenfelde geteilt, und Ennigerloh bildete einzig und allein die Bürgermeisterei Ennigerloh. Dem Steuerempfänger und Bürgermeister des Bezirks Oelde Max Friedrich Geisberg zu Oelde wurde die Bürgermeisterei Ennigerloh höheren Orts anvertraut". Beigeordnet zu Ennigerloh wurde Eickendorff. Geisberg war 1777 in Stromberg geboren, 1799 wurde er nach einem Jurastudium Steuerempfänger (Rezeptor) für die Kirchspiele Oelde, Stromberg, Sünninghausen; dazu kamen 1804 noch Westkirchen, 1809 das Amt Oelde und die Bürgermeistereien Oelde (1806), Stromberg (1816) und schließlich 1818 Ennigerloh.
Als neue Grundlage für die Kommunalverwaltung erschien am 31. Oktober 1841 die "Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen". Die noch gültigen Bestimmungen der französischen Verfassung wurde durch sie außer Kraft gesetzt. Ortsvorsteher, der Vorsitzende der Gemeindeversammlung, und der Amtmann wurden damals noch nicht gewählt, sondern auf Vorschlag des Landrats von der Regierung berufen. 1846 amtierten Beckmann als Amtmann und Eyringhoff als Ortsvorsteher.
Die erste Landgemeindeordnung von 1846 wurde am 11. März 1850 durch eine Zweite und am 19. März 1856 durch eine Dritte abgelöst. Von jetzt ab wurde der Ortsvorsteher vom Gemeinderat gewählt. Ab 1867 leitete der Brennereibesitzer Theodor Overesch als Ortsvorsteher die Geschicke der Gemeinde, Amtmann des Amtes Oelde wurde 1868 Bernhard Geischer. Beide Persönlichkeiten haben die Geschicke der Gemeinde und ihrer Entwicklung entscheidend beeinflusst und geprägt.
Bernhard Geischer war am 17. Februar 1839 in Nordkirchen bei Lüdinghausen geboren. Nach dem Besuch der lateinischen Schule zu Werl war er in Bork und im Amt Pelkum tätig. Nach Absolvierung seiner Militärdienstzeit war er von 1863-1867 im Amt Nottuln beschäftigt. Am 13. Januar 1868 wurde ihm die Amtmannstelle des Amtes Oelde kommissarisch übertragen. Am 25. April 1869 wurde er zum Amtmann ernannt. Diesen Posten hatte er bis 1919 inne. Als am 1. Oktober 1910 durch Verfügung des Innenministers das Amt Oelde geteilt wurde, indem Ennigerloh und Neubeckum aus dem Amtsverband Oelde ausschieden und je ein selbständiges Amt bildeten, wurde er zum Amtmann der neuen Ämter ernannt.
Als echt preußischer Beamter und ehemaliger Offizier, mit mehreren militärischen Orden ausgezeichnet, herrschte Bernhard Geischer in autokratischer Weise in seinem Amtsbezirk. Er stellte den Typ eines preußischen Offiziers auch in seinem Äußeren dar: Er trug den aus dem 1870er Jahren in Armee und Beamtentum so beliebten Kaiser-Wilhelm-Bart. Der Geschäftsbetrieb des Amtes lief in militärischen Formen ab. Alle Besucher und Antragssteller wurden in dieser Form behandelt und abgefertigt. Mancher junge Lehrer, der sich bei ihm in Ordonanzanzug vorstellen musste, glaubte, sich in seine Militärdienstzeit zurückversetzt. Widersprüche ließ Geischer nicht gelten, er machte oft in drastischer Weise von seinem Hausrecht Gebrauch. Am 25. Januar 1918 feierte er sein goldenes Dienstjubiläum.
Gemeindevorsteher und unumschränkter Herrscher im Dorf war seit 1867 der Brennereibesitzer Theodor Overesch. In der langen Zeit seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Gemeindevorsteher hatte er sich ebenfalls die Art eines Preußischen Beamten angeeignet und verband diese mit dem Selbstbewusstsein und dem Auftreten eines einflussreichen und wohlhabenden Bürgers von einem der ältesten Höfe des Ortes.
In der Amtszeit beider Männer fiel ein für Ennigerloh sehr wichtiges Ereignis: Die Abtrennung der Bauerschaft Werl und die Bildung der Gemeinde Neubeckum im Jahre 1899.
Die "Herrschaft" des Amtmanns Geischer und des Gemeindevorstehers Overesch endete im Jahre 1919.
Am 7. Februar 1919 wurde durch Landrat Dr. Bahlmann der neue Amtmann Dransfeld mit der Kommissarischen Verwaltung beauftragt. Dransfeld war bis dahin Obersekretär in Völklingen bei Saarbrücken gewesen. Sofort nach seiner Einführung begann Dransfeld mit der Neuordnung der Verwaltung. Zuallererst musste die Amtsverwaltung in einem geeigneten Haus untergebracht werden. Am 17. März 1919 beschloss die Gemeindevertretung das Haus Fleuter für die Dauer von fünf Jahren anzumieten. Im Oktober 1924 schließlich kaufte das Amt das Haus zum Preis von 25.000,00 Mark. In den unteren Räumen wurden die Büroräume eingerichtet, in der oberen Etage wohnte der Amtmann. Im Herbst 1925 wurde ein Seitenflügel an der Kaiser-Wilhelm-Straße (Alleestraße) angebaut. Die Verwaltung war bis zum Jahre 1963 in diesem Haus, bis am 28. Mai 1963 das neue Rathhaus Ennigerlohs eingeweiht werden konnte.
Am 27. März 1930 bestimmte der Innenminister, dass im Kreise Beckum a) das Amt Ennigerloh aufgelöst, b) die Gemeinde Ennigerloh dem amt Neubeckum unter Abänderung dieses Namens in "Ennigerloh-Neubeckum" eingegliedert wird. Der Amtssitz wurde noch nicht festgelegt. Schließlich teilte der Regierungspräsident am 19. September 1930 dem Kreisausschuss mit, dass der Sitz der Amtsverwaltung in Neubeckum zu sein habe.
Obwohl Bürgermeister Dransfeld erst am 19. Dezember 1930 aus seinem Amt ausschied, beauftragte der Landrat den Bürgermeister Schenuit aus Neubeckum bereits mit Wirkung vom 16. Dezember 1930 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Amtes. Aus dem Vorläufigen Amtssitz sollte ein dauernder werden, bis die Ämter im Jahre 1952 wieder getrennt wurden.
Bestandsgeschichte:
Die Altakten der Gemeinde Ennigerloh wurden im September 1974 in das Kreisarchiv übernommen. Dieser älteste Bestand umfasst die Zeit von ca. 1810-1930.
Ein Aktenplan wurde nicht aufgefunden. Der gesamte Bestand ist nur noch ein Rest einer umfangreicheren Registratur, die bereits vor Jahren unsachgemäß durchkassiert worden ist. Teilweise sind nur Einzelblätter aus Akten vorhanden, die unter den Nummern A 182 - a 192 zu Sammelbegriffen zusammengefasst wurden.
Glücklicherweise war die Gemeinde Ennigerloh bei der Auflösung des Amtsverbandes Ennigerloh-Neubeckum im Jahre 1951 recht großzügig bei der Übergabe von Akten an die Gemeinde Neubeckum. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass in den Beständen A und B der Gemeinde Neubeckum, die sich ebenfalls im Kreisarchiv Warendorf befinden, wesentliche Ennigerloher Betreffe zu finden sind (siehe im Repertorium Neubeckum, Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Warendorf, Heft 8, im Register unter ("Ennigerloh").
Von den erhaltenen spärlichen Resten der Ennigerloher Altregistratur wurde nichts kassiert, um die Überlieferung nicht noch mehr auszudünnen.
Das 1983 veröffentlichte Inventar des Gemeindearchivs Ennigerloh wurde einschließlich der nachträglich handschriftlich eingefügten Titel im Juli 2004 von Fr. Yvonne Engels in AUGIAS eingegeben, wobei einige Titel korrigiert oder lediglich modernisiert wurden. Die Klassifikationsgruppe 14. "Verschiedenes" wurde 2004 aufgelöst, stattdessen die Klassifikationsgruppe 14. "Soziales" eingeführt. Die unter "Verschiedenes" aufgeführten Archivalieneinheiten wurden neu klassifiziert.
Literaturhinweise (Auswahl)
Siegfried Schmieder/Friedrich Helmert, Ennigerloh. Chronik einer münsterländischen Gemeinde, Ennigerloh 1983
Egon Stutenkemper, Hir sin ick to Hous [Hus]. 750 Jahre Enniger 1226 - 1976. Heimatbuch der Gemeinde Enniger, 2 Bde., Enniger 1976/1987
Klemens Senger, Ostenfelde. Meine Heimat, hg. v. Heimatverein Ostenfelde, Emsdetten 2002
Klemens Senger, Ostenfelde. Geschichte der Familien, Höfe und Häuser eines Dorfes, hg. v. Heimatverein Ostenfelde, Emsdetten 2000
Wolfgang Otterpohl (Bearb.), Westkirchen in Zeit und Bild, Warendorf 1970
Peter Burg, Geschichte des Kreises Warendorf, Bd. 1: Unter der Hohenzollernherrschaft (1803-1918) (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Warendorf, Bd. 43,1), Warendorf 2004
Warendorf, Februar 1983/Juli 2004
Siegfried Schmieder/Dr. Jochen Rath
Leiter des Kreisarchivs

Reference number of holding
Enl A Enl A Ennigerloh A

Context
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)

Date of creation of holding
1800-1953

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23.06.2025, 8:11 AM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • 1800-1953

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