Arbeitspapier | Working paper
Ethische Reflexivität im Forschungsprozess: Herausforderungen in der Partizipativen Forschung
In der sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Forschung gelten ethische Grundsätze - wie Schadensminimierung, Informiertes Einverständnis, Selbstbestimmung, Freiwilligkeit und Vertraulichkeit. Diese Grundsätze sind historisch gewachsen, sie haben unterschiedliche Ausprägungen und Auslegungen in verschiedenen Disziplinen, und die ethischen Prinzipien, auf denen sie basieren, stehen teilweise in einem Spannungsverhältnis zueinander. Für die konkrete Umsetzung in der Forschungspraxis sind daher grundsätzlich Abwägungsprozesse, immer bezogen auf das jeweilige Setting, erforderlich. In diesem Discussion Paper beschäftigen wir uns mit ethischen Herausforderungen, die sich in der Partizipativen Forschung mit sozial benachteiligten Menschen stellen. Was tun, wenn beispielsweise Community-Partner in Veröffentlichungen namentlich zitiert werden wollen? Einerseits ist dieser Wunsch, als Person sichtbar zu werden und die eigenen Worte und Erfahrungen mit dem eigenen Namen zu verbinden, Ausdruck von Community-Ownership, Empowerment und Selbstbestimmung - Prinzipien, die in der Partizipativen Forschung einen hohen Stellenwert haben, insbesondere im Hinblick auf sozial benachteiligte Gruppen, die durch Partizipative Forschung explizit gestärkt werden sollen. Andererseits steht der Wunsch im Widerspruch zu dem forschungsethischen Grundsatz der Wahrung der Anonymität von Forschungsteilnehmenden und möglicherweise auch zu dem Prinzip der Schadensvermeidung. Wie also mit dem Wunsch umgehen? Dieses und weitere Beispiele werden anhand von Erfahrungen aus zwei Forschungsprojekten diskutiert: 1) einem Praxisforschungsprojekt der Sozialen Arbeit mit drogengebrauchenden Männern ohne deutsche Staatsbürgerschaft und 2) einem Partizipativen Gesundheitsforschungsprojekt mit verschiedenen Migrant/innengruppen und Einrichtungen des Gesundheitsund Sozialwesens. Die hier dargestellten ethischen Fragen, Abwägungs- und Entscheidungsprozesse sind teilweise spezifisch für Partizipative Forschung mit sozial benachteiligten Gruppen, aber darüber hinaus auch für andere, insbesondere qualitative Formen der Sozialforschung relevant. Grundsätzlich wird empfohlen, eine lebendige Kultur forschungsethischer Reflexion und Diskussion in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften zu befördern.
- Sprache
-
Deutsch
- Anmerkungen
-
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
- Erschienen in
-
Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen Forschungsgruppe Public Health (SP I 2012-304)
- Thema
-
Sozialwissenschaften, Soziologie
Forschungsarten der Sozialforschung
Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftslogik, Ethik der Sozialwissenschaften
Forschung
Wissenschaftsethik
Reflexivität
qualitative Methode
Anonymität
Selbstbestimmung
Benachteiligung
Sozialarbeit
Migrant
- Ereignis
-
Geistige Schöpfung
- (wer)
-
Unger, Hella von
Narimani, Petra
- Ereignis
-
Veröffentlichung
- (wer)
-
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
- (wo)
-
Deutschland, Berlin
- (wann)
-
2012
- Handle
- Letzte Aktualisierung
-
21.06.2024, 16:27 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Arbeitspapier
Beteiligte
- Unger, Hella von
- Narimani, Petra
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
Entstanden
- 2012