Archivbestand
Kreis Beckum (Bestand)
Landratsamt: Allgemeine
Verwaltung, Beamte 1817-1931 (27), Personenstand, Aus- und
Einwanderung, Staatsangehörigkeit, u.a. Einbürgerungen 1950ff.
1832-1935, 1950-1972 (80), Adelssachen 1809-1917 (7), Wahlen,
Sozialdemokratie 1848-1933 (22), Polizei, Feuerwehr 1810-1931 (36),
Vereine 1817-1914, 1935-1937 (10), Medizinalwesen 1833-1918 (16),
Wege, Straßen, Brücken 1824-1924 (36), Flüsse 1817-1931 (16),
Eisenbahnen 1834-1918 (27), Sparkassen 1844-1912 (12), Handel,
Gewerbe, Industrie 1821-1935 (35), Land- und Forstwirtschaft,
Markenteilungen 1821-1937 (24), Mühlen 1809-1914 (16), Kataster,
Steuern 1820-1914 (8), Kirchen, Orden, Friedhöfe 1811-1932 (40),
Armensachen 1817-1927 (75), Schulen 1788-1936 (167), Juden
1843-1922 (8), Grenzen 1809-1850 (4), Militärwesen 1813-1936 (3).
Kreisausschuss: Ansiedlungen (2). Versicherungsamt: Orts-,
Innungs-, Betriebskrankenkassen, Arbeiterstatistik,
Betriebsanmeldungen zur Unfallversicherung, Berufsgenossenschaften,
Berufskrankheiten 1884-1936 (72).
Bestandsgeschichte: 1816
eingerichtet, 1975 Zusammenschluss mit dem Kreis
Warendorf.
Form und Inhalt:
Behördengeschichte
Gebietsentwicklung
Der Kreis Beckum im östlichen Münsterland wurde am 1. Januar
1804 infolge der preußischen Verfügung zur Einteilung des
Fürstentums Münster eingerichtet, der allerdings im Jahr 1808
wieder aufgelöst wurde. Nachdem Napoleon bzw. Frankreich das
Münsterland besetzt hatte, wurde die preußische durch eine
französische Verwaltungsstruktur ersetzt. Bis 1813 gehörte der
Kreis Beckum daher zum Großherzogtum Berg. Nach den
Befreiungskriegen und der Neuordnung Preußens auf dem Wiener
Kongress 1815 wurde eine neue Verwaltungsgliederung geschaffen.
Infolgedessen wurde die Provinz Westfalen mit den
Regierungsbezirken Arnsberg, Münster und Minden gegründet. Im
Regierungsbezirk Münster entstanden zehn Kreise, zu dem auch der
wieder eingerichtete Kreis Beckum gehörte. Neben der Kreisstadt
Beckum gehörten zum Kreis sowohl die Städte Ahlen, Oelde,
Sendenhorst und Stromberg als auch 19 Kirchspiele. Zwischen 1823
und 1843 wurde die Gemeinde Stromberg aus Stadt und Kirchspiel
Stromberg neugebildet. Ab 1858 umfasste der Kreis Beckum sowohl die
drei Städte Ahlen, Beckum und Sendenhorst - die Stadt Oelde war in
der Zwischenzeit zu einer Landgemeinde geworden - als auch die
Ämter Vorhelm, Beckum, Oelde, Wadersloh, Liesborn, Ahlen und
Heessen sowie 20 amtsangehörige Gemeinden. Durch die Gebietsreform
in Nordrhein-Westfalen kam es zwischen 1966 und 1975 zu einer
umfangreichen kommunalen Neuordnung. Infolgedessen wurden Teile des
Landkreises Beckum in den Landkreis Soest eingegliedert. Zum 1.
Januar 1975 wurde der Kreis Beckum dann im neuen Kreis Warendorf
aufgelöst.
Die Kreisverwaltung
Die Kreisverwaltung wurde bis 1827 im Wesentlichen durch den
Landrat repräsentiert, der im Kreis Borken dem
Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Münster nachgeordnet
war und als staatlicher Beamter auf der untersten Ebene der
Verwaltung stand. Mit der Kreisordnung vom 13. Juli 1827 wurde die
Kreisverwaltung durch einen Kreistag ergänzt. Der Kreis bildete nun
einen Kommunalverband mit einer Selbstverwaltung, die allerdings
noch sehr eingeschränkt war. Der ständisch besetzte Kreistag
untergliederte sich sowohl in Standesherren und Rittergutsbesitzer
als auch in Städte und Landgemeinden, wobei es im Kreis Beckum
keinen Fürsten- und Herrenstand gab. Den Vorsitz des Kreistages
führte der Landrat, an dessen Wahl sich der Kreistag beteiligte.
Die Funktion des Kreistages lag in der Unterstützung des Landrats
in kommunalen Angelegenheiten. Darüber hinaus hatte der Kreistag
die Befugnis, die kreisweise aufzubringenden Staatsabgaben
zuzuteilen. Für die Leitung der staatlichen Verwaltung war der
Landrat zuständig. Mit Wirkung der neuen Kreisordnung zum 01. April
1887 wurde der Kreistag zum zentralen Organ der Kreisverwaltung, zu
der darüber hinaus sowohl der Kreisausschuss und die Kreisgremien
als auch der Landrat gehörte. Durch die neue Kreisordnung, die im
Grundsatz bis 1933 Bestand hatte, stellte der Kreis nun einen
kommunalen Verband dar, der sich verstärkt selbst verwaltete. Das
Wirkungsfeld des Kreistages, dessen Mitglieder durch Wahlverbände
gewählt wurden, erstreckte sich auf kommunale Angelegenheiten und
Geschäfte, die ihm durch Gesetze und Verordnungen überwiesen
wurden. Er war etwa für den Erlass von Kreisstatuten und Regelwerke
für Kreiseinrichtungen zuständig, beschloss die Höhe der
Kreisabgaben, verfügte über das Kreisetat und hatte diverse
Wahlrechte. Weil der Kreistag nur selten tagte, stellte der neu
eingeführte Kreisausschuss, der sich aus sechs Mitgliedern und dem
Landrat zusammensetzte, das entscheidende Gremium der
Selbstverwaltung dar: Er war sowohl für die Vorbereitung und
Ausführung der Beschlüsse des Kreistages als auch für die
Verwaltung der Kreisangelegenheiten verantwortlich. Zu seinem
Zuständigkeitsbereich gehörte außerdem die Ernennung und
Beaufsichtigung der Kreisbeamten. Darüber hinaus berief der
Kreistag für bestimmte Geschäftsangelegenheiten Kreiskommissionen
ein. Während des Nationalsozialismus wurde das ”Führerprinzip“ auch
auf Kreisebene eingeführt. So wurde der Kreistag bereits am 17.
Juli 1933 entmachtet - die Auflösung erfolgte zu Beginn des Jahres
1934. Die Befugnisse des Kreistages wurden an den Kreisausschuss
übertragen, wobei auch dieser noch 1933 sämtliche
Entscheidungsrechte verlor und letztlich nur noch als
Beratungsorgan des Landrats funktionierte. Der Landrat blieb als
einziges Handlungsorgan bestehen, der infolgedessen allein für die
Verwaltung des Kreises verantwortlich war. Weil das Landratsamt auf
diese Weise eine durchaus einflussreiche Position darstellte, war
die NSDAP darum bemüht, dieses mit Kandidaten zu besetzen, die der
Partei nahestanden. Wie im Kreis Beckum wurden die Landräte oftmals
zunächst kommissarisch in ihr Amt berufen; erst nach Absprache mit
dem zuständigen NSDAP-Gauleiter und Regierungspräsidenten erfolgte
die endgültige Ernennung - eine Wahl des Landrats fand nicht statt.
Im April 1945 wurde das Münsterland von britischen Truppen besetzt.
Entsprechend dem Ziel der Alliierten, die staatlichen Strukturen
Deutschlands zu demokratisieren und zu dezentralisieren, löste die
britische Besatzungsmacht die noch formal gültige preußische
Kreisordnung von 1886 auf und führte eine neue Kreisverfassung ein.
Diese war durch eine doppelte Verwaltungsspitze gekennzeichnet, auf
deren Ämter nun die Zuständigkeiten aufgeteilt wurden, für die bis
dahin allein der Landrat verantwortlich war. Zur Doppelspitze
gehörte zum einen der Landrat, der nun ehrenamtlich den Vorsitz des
gewählten Kreistages übernahm, und zum anderen der
Oberkreisdirektor, dem die Leitung der Kreisverwaltung übertragen
wurde; letzterer führte das Amt hauptamtlich aus.
Die Landräte des Kreises Beckum
1804-1805: Wilhelm
Freiherr Franz von Nagel zu Vornholz
1805-1827: Clemens
Freiherr von Oer
1827-1828: Georg von Stuckrad
1829-1848: Carl Graf von Merveldt
1848-1873:
Ferdinand Graf von Korff gen. Schmising-Kerssenbrock
1873-1880: Werner Schotte
1880-1885: Dr. Oskar
Freiherr von Moeller-Lilienstern
1885-1891: Hermann
Knickenberg
1891-1899: Georg Hoffmann
1899-1922: Dr. Karl Bahlmann
1922-1933: Karl Fenner
von Fenneberg
1933-1941: Hans Gärtner
1941-1945 Josef Gerdes, Herbert Gregor Ehrenfried Barthel und
Dr. Heinrich Lankenau (kommissarisch)
1945 Dr. Gerhard
Illigens
1945 Franz Hackethal
1946 Dr. Georg
Graf Droste zu Vischering
1946-1958 Franz
Luster-Haggeney, CDU
1958-1960 Rudolf Hischmann,
CDU
1961-1962 August Grothues, CDU
1962-1974
Theodor Frisch, CDU
Oberkreisdirektoren des
Kreises Beckum
1946-1950 Bernhard Klockenbusch,
SPD
1950-1967 Dr. Willy Löer
1967-1987
Winfried Schulte
Angaben zum Bestand
Der Bestand des Kreises Beckum enthält insgesamt 746 Akten.
Die Laufzeit der Akten umfasst die Zeitspanne von 1799 bis 1972.
Der inhaltliche Schwerpunkt des Bestands K 304/Kreis Beckum
konzentriert sich auf das Landratsamt. Im Bestand befinden sich
darüber hinaus Akten des Versicherungsamtes, die sich im
Wesentlichen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen,
und zwei Akten des Kreisausschusses. Die Einbürgerungsakten aus
jüngerer Zeit unterliegen noch personenbezogenen Schutzfristen und
stehen für die allgemeine Nutzung nicht zur Verfügung. Die
Verkürzung der Schutzfristen ist nach schriftlichem Antrag
grundsätzlich möglich.
Hinweise auf
weiterführende Bestände und Archive
Für Angaben zur
Errichtung des Kreises Beckum im Jahr 1804 sind im folgenden
Bestand Akten zum Kreis Borken zu finden:
- LAV NRW W, G
011 / Erbfürstentum Münster, Kreise
Für die Zeit
zwischen 1802 und 1816 sind außerdem Akten mit Bezug zum Kreis
Beckum insbesondere im folgenden Bestand zu erwarten:
-
LAV NRW W, I 001 / Großherzogtum Berg
Auch die Bestände
der übergeordneten staatlichen Behörden der Provinz Westfalen
enthalten Akten zum Kreis Beckum, darunter u.a.:
- LAV
NRW W, K 001 / Oberpräsidium Münster
- LAV NRW W, K 201
/ Regierung Münster
- LAV NRW W, K 205 / Regierung
Münster, Katasterverwaltung
Zu den auf
Kreisebene tätigen Einrichtungen der staatlichen Verwaltung sind in
den folgenden Beständen eine Reihe von Akten zu finden:
- LAV NRW W, L 101 / Steuer- und Zollämter
- LAV
NRW W, L 204 / Finanzamt Beckum
- LAV NRW W, L 324 /
Ämter für gesperrte Vermögen, Kreisamt Beckum
- LAV NRW
W, L 354 / Ämter für gesperrte Vermögen, Kreisamt Warendorf
- LAV NRW W, M 003 / Landes- und Kreissiedlungsämter
- LAV NRW W, M 137 / Forstamt Warendorf
- LAV NRW
W, Q 307 / Gerichtskommission Beckum
- LAV NRW W, Q 407
/ Kreisgerichtskommission Beckum
- LAV NRW W, Q 508 /
Amtsgericht Beckum
- LAV NRW W, Q 559 / Amtsgericht
Oelde
- LAV NRW W, Q 601 / Anerbengericht Beckum
Für die nationalsozialistische Zeit enthält
folgender Bestand Akten zum Kreis Beckum:
- LAV NRW W, S
002 / NSDAP, Gauleitung Westfalen-Nord, Gauinspekteure
Verschiedene Karten und Pläne des Kreises Beckum sind im
folgenden Bestand vorzufinden:
- LAV NRW W, W 051 /
Karten A (Allgemein)
Als Rechtsnachfolger
sind im Kreisarchiv Warendorf die umfangreichsten Bestände zum
Kreis Beckum vorzufinden, die den Zeitraum von 1799 bis 2000
umfassen, und Akten zu unterschiedlichen Einrichtungen der
Kreisverwaltung - etwa zum Gesundheits-, Jugend- und Kulturamt -
enthalten. Außerdem befinden sich in der archivischen Sammlung des
Kreisarchivs Warendorf zahlreiche Edikte, Fotografien, Urkunden,
Plakate, Haushaltspläne und Zeitungen, die sich auf den Kreis
Beckum beziehen.
Daneben können folgende
Archive Materialien zur Geschichte des Kreises Beckum
enthalten:
- Archiv des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe
- Kreisarchiv Höxte
-
Kreisarchiv Soest
- Landesarchiv NRW, Abteilung
Ostwestfalen-Lippe
- Landesarchiv NRW, Abteilung
Rheinland
- Landeskirchliches Archiv der Evangelischen
Kirchen von Westfalen
- Stadtarchiv Lippstadt
- Stadtarchiv Münster
- Stadtarchiv Paderborn
- Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv
-
Vereinigte Westfälische Adelsarchive e.V.
März 2021
Sandra Holtrup
(Studentin)
- Bestandssignatur
-
K 304
- Umfang
-
746 Akten.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 3. Behörden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 >> 3.1. Innere Verwaltung (K) >> 3.1.3. Kreise, kreisfreie Ämter und Städte >> 3.1.3.1. Kreise, kreisfreie Ämter und Städte
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Siegfried Schmieder (Bearb.), Das Gestern und Heute für Morgen bewahren. Archiv des Kreises Warendorf. Seine Aufgaben und Bestände. Warendorf 1997; Siegfried Schmieder (Bearb.), Das Amt des Landrats im Wandel der Zeiten. Die Landräte und Oberkreisdirektoren der Kreise Beckum und Warendorf, Warendorf 1999.
- Heinz Drüke, Kreis Beckum, Münster 1961.
- Otto Lucas (Bearb.), Planungsgrundlagen für den Landkreis Beckum/Westfalen. Natur, Bevölkerung und Wirtschaft in Karten und Zahlen, Münster u.a. 1955.
- Gerhard Stalling AG in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung (Hrsg.), Der Landkreis Beckum. Geschichte - Kultur - Landschaft - Wirtschaft, Stalling 1963.
- Stephanie Reekers, Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817- 1967, Münster 1977.
- Siegfried Schmieder (Bearb.), Das Gestern und Heute für Morgen bewahren. Archiv des Kreises Warendorf. Seine Aufgaben und Bestände, Warendorf 1997.
- Siegfried Schmieder (Bearb.), Das Amt des Landrats im Wandel der Zeiten. Die Landräte und Oberkreisdirektoren der Kreise Beckum und Warendorf, Warendorf 1999.
- Dietrich Wegmann, Die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten der Provinz Westfalen 1815-1918, Münster 1969.
- Herbert Zink, Kreis Beckum, Münster 1954.
- Bestandslaufzeit
-
1788-1972
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
2025-11-05T13:59:47+0100
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1788-1972