Bestand
Verwaltung (Bestand)
Zu den Behörden: Den nach wie vor besten Überblick über die Verwaltungsgeschichte des Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gibt die Einleitung zum gedruckten Inventar des löwenstein-wertheim-rosenbergischen Karten- und Planselekts im Staatsarchiv Wertheim 1715-1835 von Norbert Hofmann (siehe Literaturangabe). Auch wenn der Band selbst vergriffen ist und die darin veröffentlichte Verzeichnung inzwischen überholt wurde (siehe Bestand StAWt-R K) gibt sie in der umfangreichen Einleitung den besten Überblick über die Behördengeschichte der Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Das Nachfolgende besteht aus Auszügen daraus, ergänzt durch eigene Erkenntnisse. Nach dem Tod von Graf Ludwig III. von Löwenstein im Jahr 1611 wurde sein gesamter Besitz auf die männlichen Nachkommen aufgeteilt. Dabei blieb nur die Grafschaft Wertheim in gemeinschaftlichem Besitz der inzwischen in zwei Linien - einer evangelischen und einer katholischen - aufgeteilten Familie. Die alten Oberbehörden bestanden für die Grafschaft weiter. Die Regierung nahm dabei zugleich konsistoriale und juristische Aufgaben wahr. Für die privativen Besitzungen der einzelnen Linien schufen diese ihre jeweils eigenen Behörden. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es im Wesentlichen zwei Oberbehörden: Regierung und Hofkammer. Beide waren auch für die oberste Forstverwaltung zuständig. Zwischen 1746 und 1814 regierten Fürst Karl Thomas zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und sein Nachfolger Dominik Konstantin aus dem Kabinett. Der jeweilige Kabinettsreferendar hatte Sitz und Stimme in Regierung und Hofkammer. Damit war die Kontrolle des jeweiligen Fürsten über seine Oberbehörden gesichert. In dem Willen, die Verwaltung auf einen guten Stand zu bringen, schuf Fürst Konstantin kurz nach der Übernahme der Regierung die Geheime Konferenz, an deren Beratungen er selbst teilnahm. Ihren Höhepunkt erlebte sie, als die Regierung ab 1792 von Wertheim nach Kleinheubach verlegt wurde. Bei ihrer Rückkehr nach Wertheim im Jahr 1802 wurde die Geheime Konferenz wieder aufgelöst. Das Geheime Finanzdepartement in Kleinheubach wurde im November 1806 ins Leben gerufen. Es scheint aber nur bis zum April 1808 existiert zu haben. Zu diesem Zeitpunkt hören jedenfalls die Protokolle dieses Gremiums auf (siehe StAWt-R S 10). Mit der Mediatisierung verloren die ehemaligen Landesfürsten und nunmehrigen Standesherren ihre Souveränität. Nur einige überlebten als Souveräne von Napoleons Gnaden, denen die sog. Mindermächtigen zugeschlagen wurden. Im Fall der beiden Linien Löwenstein-Wertheim waren dies am Ende insgesamt vier: das Großherzogtum Baden, das Königreich Bayern, das Großherzogtum Hessen und das Königreich Württemberg. Für die Wahrnehmung der verbliebenen hoheitlichen Aufgaben sollte jeweils eine Justizkanzlei und für die Finanz- und Güterverwaltung eine Domanialkanzlei geschaffen werden. Fürst Konstantin kam dem nach, indem er im Jahr 1807 die alten Oberbehörden Regierung und Hofkammer auflöste. Den Justizkanzleien war allerdings kein langes Überleben beschieden. Mit dem Verlust der Patrimonialgerichtsbarkeit wurde die württembergische 1809, die badische 1813 und die bayerische 1848 aufgelöst. Die Domanialkanzlei (später: Domänenkanzlei) wurde per Organisationsedikt im Jahr 1810 in zwei Sektionen aufgeteilt. Die erste Sektion (Sitz: Wertheim) sollte die Polizeisachen und die fürstlichen Haus- und Familiensachen übernehmen, die zweite Sektion (Sitz: Kleinheubach) zeichnete für die Kameral-, Forst- und Hofökonomiesachen verantwortlich. Allerdings scheint es nicht so einfach gewesen zu sein, die Bereiche aufzuteilen. Seit 1821 führten die Sektionen ein gemeinsames Journal und 1840 verschwanden die Zuschreibungen an die Sektionen aus den Akten. Zur Vereinfachung wurden diese Zuschreibungen bei der Verzeichnung weggelassen.
Zur Verzeichnung: Die Verzeichnung des Bestandes StAWt-R Lit. B zog sich über mehrere Jahre hin. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen Mischbestand, dem - so der äußere Eindruck - die fürstliche Verwaltung und das streckenweise hauptamtlich besetzte fürstliche Archiv mangels einer ausgeprägten Tektonik die meisten der ausgesonderten Akten aus der Zentralverwaltung zuordneten. Der Bestand und auch das handschriftliche Repertorium wurden nach Nummerus currens geführt. Hie und da fanden sich auch Provenienzen der unteren Verwaltungsstufe, die im Rahmen der Neubearbeitung entnommen und den jeweiligen Provenienzbeständen zugeordnet wurden. Sie wurden umsigniert, die Verbindung zu den alten, in der Literatur oft zitierten B-Signaturen lässt sich aber jederzeit herstellen. Der verbliebene Bestand hat nun die Provenienz Zentralverwaltung, d.h. im Alten Reich Regierung und Hofkammer, danach Domänenkanzlei. In Einzelfällen handelt es sich auch um Handakten von Advokaten, die nach Abschluss des Verfahrens an die Zentralverwaltung gingen, dort aber keine Anreicherung mehr erfuhren. Mit der Ordnung nach einer Klassifikation wurde der Bestand zum ersten Mal sachthematisch untergliedert. Auf der obersten Ebene wurde zwischen dem Alten Reich sowie Justiz- und Domänenkanzlei aus dem 19./20. Jahrhundert unterschieden. An der Neuverzeichnung haben im Laufe der Jahre verschiedene studentische Hilfskräfte mitgewirkt. Bei allem Bemühen um Einheitlichkeit bedeuten verschiedene Bearbeiter auch verschiedene Stile. Dies ist den Titelaufnahmen teilweise anzumerken, bedeutet aber keinen Informationsverlust. Auf einen Index in der Druckausgabe wurde verzichtet, da der Aufwand einer Nachbearbeitung in keinem Verhältnis zum Ergebnis stand. Hier wird auf die Recherchemöglichkeit in der digitalen Ausgabe verwiesen. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass das Schriftgut, das nach dem Stichjahr 1870 entstanden ist, weiterhin Eigentum des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg darstellt. Seine Benutzung wurde in einem Hinterlegungsvertrag geregelt und richtet sich nach den gesetzlichen Bestimmungen. Aktuell umfasst der Bestand 12.156 Titelaufnahmen in 248 lfd.m. Wertheim-Bronnbach, September 2013 Martina Heine
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-Lit. B
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Neues Archiv (sog. Lit.-Bestände) >> Lit.-Bestände
- Verwandte Bestände und Literatur
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Nobert Hofmann (Bearb.): Inventar des löwenstein-wertheim-rosenbergschen Karten- und Planselekts im Staatsarchiv Wertheim 1725-1835 (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Band 43), Stuttgart 1983
- Indexbegriff Sache
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Zentralverwaltung
- Bestandslaufzeit
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1396-1992
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1396-1992