Malerei

Bildnis des Bildhauers Gottfried Schadow

Die von Friedrich Georg Weitsch gemalten Bildnisse des Berliner Hofbildhauers Johann Gottfried Schadow und seiner ersten Ehefrau Marianne (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 200 und 201) zeigen ein unkonventionelles Paar, dessen Liebesgeschichte den Stoff für einen Roman in der Art von Friedrich Schlegels »Lucinde« (1799) hätte abgeben können. Der junge Schadow (1764–1850) war bereits der Tochter seines Lehrmeisters Jean-Pierre-Antoine Tassaert versprochen, als er im Berliner Salon der Henriette Herz die fünf Jahre ältere Marianne Devidels (1758–1815) kennenlernte, eine aus Wien stammende, wegen eines unehelichen Kindes in ein Kloster geflohene und dort 1779 getaufte Jüdin. Das Paar war 1785 nach Italien gereist, wo Gottfried Schadow zum Katholizismus übertrat, um Marianne heiraten zu können. Wieder in Berlin und im Dienste des preußischen Hofes kehrte er 1787 zum Protestantismus zurück. Marianne Schadow ist im Dreiviertelprofil wiedergegeben. Ihre roten Lippen, die erröteten Wangen, das üppige Haar und der weite Ausschnitt ihres blauen Kleides verleihen der klug und selbstbewußt wirkenden Frau Sinnlichkeit. Im Zusammenspiel der beiden Bildnisse wendet sie sich ihrem Gatten zu. Auch dieser begegnet dem Betrachter als beeindruckende Persönlichkeit. Die leichte Drehung seines Kopfes belebt das ›en face‹ angelegte Porträt Schadows. Der in Faltenwürfen geöffnete Hemdkragen verleiht dem Bildhauer eine gewisse jugendliche Nonchalance, während der konzentrierte Blick und die markanten Gesichtszüge Entschlossenheit und die hohe Stirn künstlerische Inspiration signalisieren. Weitsch und Schadow waren sich schon vor der Entstehung dieser Bildnisse in Rom begegnet. Mitte der 1790er Jahre trafen sie in Berlin wieder zusammen und wurden, da sie beide in der Neuen Münze am Werderschen Markt Quartier bezogen, überdies Nachbarn. Auch auf künstlerischem Gebiet kreuzten sich ihre Wege: 1795 präsentierte Weitsch auf der Akademieausstellung sein programmatisches Gemälde, auf dem Prinzessin Luise und ihre Schwester Friederike die von Schadow geschaffene Büste Friedrich Wilhelms II. bekränzen (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam). Zeitgleich schuf Schadow die erste Fassung seines berühmten Doppelstandbildes der Prinzessinnen Luise und Friederike (Inv.-Nr. B II 34), das heute zu den Hauptwerken der Nationalgalerie zählt. | Birgit Verwiebe

Fotograf*in: Klaus Göken

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 60,5 x 46 cm
Rahmenmaß: 78,7 x 65 x 6 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A II 200

Verwandtes Objekt und Literatur

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1918 Ankauf von Franz Gassmann, Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1795

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1795

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