Bestand
Central-Ausschuss, Referat Jugendhilfe (Bestand)
        Die Tätigkeit des Referats Jugendhilfe
                           des Central-Ausschusses ist eng mit der Arbeit des Ev.
                           Reichs-Erziehungsverbandes (EREV) verbunden.
Vorwort: Bedingt durch die
                           strukturellen und personellen Verflechtungen mit dem Ev.
                           Reichs-Erziehungs-Verband ist es schwierig, ein genaues Bild des
                           Referates Jugendhilfe im Central-Ausschuss für Innere Mission zu geben.
                           Das Referat bestand nur zwischen 1929 und 1933. Eine häufig verwendete
                           Bezeichnung ist neben Jugendhilfe auch Jugendwohlfahrt.
Vorläufer für das Referat bildeten am Anfang des 20. Jahrhunderts
                           der Ausschuss für Rettungshaus- und Erziehungswesen und das Ev.
                           Erziehungsamt im Central-Ausschuss für Innere Mission. Mit der Gründung
                           des Ev. Reichs-Erziehungs-Verbands (EREV) 1920 sollte eine Bündelung der
                           Kräfte im Bereich der ev. Jugendfürsorge erzielt werden. Dem
                           Central-Ausschuss war an einer engen Verflechtung mit dem EREV gelegen,
                           so dass für den Geschäftsführenden Direktor des EREV, Pastor Hermann
                           Beutel, die Stelle eines dritten Direktors geschaffen wurde. Zum 1. Juli
                           1921 trat Beutel seinen Dienst im Central-Ausschuss an. Neben der
                           Wahrnehmung der Geschäfte für den EREV oblag ihm auch die Jugend- und
                           Volksbildungsarbeit (ADW, CA/P II 19). Nachdem Dr. jur. Ina Hundinger am
                           1. Juli 1927 eine Stelle als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin in der
                           Wohlfahrtsabteilung des Central-Ausschusses übernommen hatte, war sie ab
                           dem 1. September 1927 als Referentin für den EREV tätig (ADW, CA/P II
                           118).
Parallel dazu bearbeiteten seit 1926 im
                           Central-Ausschuss Pfarrer Dr. Adolf Stahl und Bertha Finck die Fragen der
                           Jugendwohlfahrt. Dr. Stahl war zum zweiten Direktor der
                           Wohlfahrtsabteilung berufen worden und nahm seinen Dienst am 1. Juni 1926
                           auf (ADW, CA/P II 312). Seine Aufgabe bestand vor allem in der
                           Bearbeitung wissenschaftlicher Fragen der Jugend- und Wohlfahrtsdienste.
                           Seit dem 15. Mai 1926 war Bertha Finck für ihn als Assistentin tätig
                           (ADW, CA/P II 52).
In den Jahren 1928 und 1929 kam
                           es zwischen dem EREV und dem Central-Ausschuss zu Verhandlungen über eine
                           Abgrenzung der Aufgabenfelder. Diese Verhandlungen führten im Ergebnis zu
                           einem Vertrag, der am 23. April 1929 geschlossen wurde. Auf der
                           Mitgliederversammlung des EREV am 6. Juni 1929 in Goslar wurden die
                           Inhalte des Vertrages vorgestellt: Der Direktor des EREV wird für die
                           Geschäftsführung des Verbandes durch den Central-Ausschuss frei gestellt
                           und führt seine Arbeit in enger Fühlung mit der Abteilung Jugendwohlfahrt
                           des Central-Ausschusses durch. Der "Ausschuss für geschlossene Fürsorge
                           des EREV" wird die Fragen der Anstalts- und Familienpflege bearbeiten.
                           Der "Ausschuss für offene Fürsorge des EREV" wird aufgelöst und der
                           Central-Ausschuss für die Weiterführung seiner Arbeit sorgen (ADW, EREV
                           8).
Dementsprechend wurde auf der Sitzung des Hauptausschusses
                           des Central-Ausschusses vom 13. Mai 1930 beschlossen, eine Sektion
                           Jugendwohlfahrt zu bilden. Der Vorsitz wurde Dr. Stahl übertragen und die
                           Geschäftsführung von Bertha Finck ausgeübt. (ADW, EREV 8)
Im
                           Mai 1932 legte Bertha Finck einen Bericht über die Arbeit des Referats
                           Jugendwohlfahrt vor, der einen guten Einblick in die Arbeit gibt (vgl.
                           ADW, CA/J 22).
Zu den Aufgaben des Referates gehörten die
                           Entwicklung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes, Fragen des
                           Vormundschafts- und Pflegekinderwesens, der Schutzaufsicht und
                           Jugendgerichtshilfe, der gewerblichen Kinderarbeit und der Fürsorge für
                           schulentlassene bzw. erwerbslose Jugendliche. Weitere Arbeitsgebiete
                           wurden durch die einzelnen Fachverbände betreut: den EREV, die
                           Vereinigung ev. Kinderpflegeverbände bzw. die Reichskonferenz für
                           christliche Kinderpflege, den Dt. Reichsverband ev. Jugenderholungs- und
                           Heilstätten und den Reichsverband ev. Jugend(pfarr)ämter. Fragen des
                           Jugendschutzes bearbeitete Pastor Wilhelm Engelmann seit jeher selbst.
                           Für das Adoptionswesen war die Adoptionszentrale der Inneren Mission
                           zuständig, deren Geschäftsführung beim Kinderrettungsverein Berlin lag
                           (in dessen Komitee Bertha Finck Mitglied war). Der Fachausschuss für
                           Jugendfürsorge unter dem Vorsitz von Dr. Stahl trat nach Bedarf
                           zusammen.
Als Konsequenz aus dem Zusammenbruch der
                           Devaheim erhielten auch die Direktoren Pfarrer Beutel und Dr. Stahl 1932
                           ihre Kündigung. Die Aufgaben Pfarrer Beutels übernahm der Leiter des Ev.
                           Mädchenerziehungsheims Teltow, Pfarrer Alfred Fritz, der ab dem 6.
                           September 1932 nebenamtlich als Geschäftsführender Direktor im EREV tätig
                           war.
Vom 1. September 1932 bis zum 7. Dezember 1933 war
                           Pfarrer Hermann Koller aus Württemberg Leiter der Wohlfahrtsabteilung
                           (ADW, CA/P II 148).
Bedingt durch den Wechsel von Bertha Finck
                           zur NS-Volkswohlfahrt am 1. August 1933 übernahm Dr. Hundinger ab Mitte
                           1933 einen Teil der referatsmäßigen Aufgaben im Central-Ausschuss (ADW,
                           CA/P II 118). Damit wurde das Referat aufgelöst.
In der
                           Vorstandssitzung des Central-Auschusses vom 3. November 1933 wurde
                           festgelegt, dass Pfarrer Fritz und Dr. Hundinger neben den bisherigen
                           Aufgaben aus der Verbandstätigkeit die gesamten Fragen der Jugendfürsorge
                           und -pflege bearbeiten werden (ADW, CA 67 B). So übernahm der EREV wieder
                           die Abteilung für offene Jugendhilfe des Central-Ausschusses und sein
                           Direktor die Leitung des Ausschusses für offene Jugendhilfe (vgl. Ev.
                           Jugendhilfe 10 (1934) 5, S. 124 f.).
Am Rande sei bemerkt,
                           dass am 1. Mai 1937 Pfarrer Dr. Walter Göbell als theologischer
                           Sachbearbeiter und Referent für ev. Jugendarbeit und
                           Jugenderholungsfürsorge eingestellt wurde, doch wechselte er im September
                           1941 komplett in das Ev. Konsistorium der Mark Brandenburg (ADW, CA/P II
                           72).
Bestandsgeschichte
Die Akten des Referates Jugendhilfe im
                           Central-Ausschuss, die als gesonderter Teil vorgefunden wurden, sind in
                           diesem Bestand zusammengefasst. Etliche Akten wurden auch nach Auflösung
                           des Referats weitergeführt, so dass sich die Gesamtlaufzeit des Bestandes
                           bis 1943 erstreckt. Die Grundlage für die Zuordnung der Akten zum Bestand
                           bildet ein Aktenverzeichnis des Referates Jugendhilfe aus dem Jahre 1934
                           (ADW, CA/J 22).
Da im Zuge der Referatsbildung 1929 (vgl. ADW,
                           EREV 8) Akten des EREV übernommen wurden, wurde überprüft, ob zu dem
                           Teilbestand Akten gehören, die ursprünglich vom EREV angelegt worden
                           sind. Die Zuordnung erfolgte dann während der Verzeichnung beider
                           Bestände.
Die Ordnung und Verzeichnung übernahm Hanna Kröger
                           im Jahr 1985. Die Eingabe in das Archivdatenbankprogramm Augias erfolgte
                           im Zuge der Retrokonversion im Jahr 2007. Gleichzeitig wurde das Vorwort
                           von Johannes Röhm überarbeitet.
Abkürzungen
ADW Archiv des Diakonischen
                           Werkes der EKD
AFET Allgemeiner Fürsorge-Erziehungs-Tag
bzw. beziehungsweise
ca. circa
dt.
                           deutsch
DZfJ Deutsche Zentrale für freie Jugendwohlfahrt
ev. evangelisch
e.V. eingetragener Verein
NS-
                           Nationalsozialistisch
NSdAP Nationalsozialistische deutsche
                           Arbeiterpartei
NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
o.D. ohne Datum
    
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                CA / J
 
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                Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Central-Ausschuss für Innere Mission
 
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 - 
                1900-1940
 
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- Bestand
 
Time of origin
- 1900-1940