Bestand
Reichspostdirektion Karlsruhe (mit Oberpostdirektionen Karlsruhe und Konstanz) (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Es handelt sich um Akten der ehemaligen
Oberpostdirektionen Karlsruhe und Konstanz und ihrer
Nachfolgebehörde, der Reichspostdirektion Karlsruhe. Der größere
Teil des Schriftguts sind Spezialakten, die bei den
Oberpostdirektionen zu den einzelnen Postämtern, Postagenturen,
Postzweigstellen, Bahnpostämter, Posthilfsstellen sowie
selbständigen Telegrafenstationen bzw. -ämtern ihres Bezirks
geführt wurden. Diese Spezialakten enthalten in der Regel
Standeslisten, Revisionsberichte der Abrechnungspostämter,
Inventarverzeichnisse, Dienststundenpläne, Leitfäden für die
Ausbildung von Bediensteten.
Die allgemeinen Akten der
beiden Oberpostdirektion wurden in folgende Gliederungspunkte
unterteilt: Postbetrieb, Fernmeldewesen, Reichspostamt
(Reichspostministerium und Beziehungen zu anderen Postgebieten,
Beziehungen zu badischen und außerbadischen Behörden und
Verkehrsanstalten, Personalsachen, Postgebäude und Diensträume,
Verschiedenes.
Zur Postgeschichte Badens in
den Jahren 1872 bis 1934: Das Großherzogtum Baden hat 1811 das
Postwesen dem Haus Thurn und Taxis aus den Händen genommen und in
Staatsregie überführt. Es wurde eine Postdirektion geschaffen, die
1814 in eine Oberpostdirektion umgewandelt wurde. Aus dieser
entstand 1843 nach Einführung der Eisenbahn die "Direktion der
Posten und Eisenbahnen", die 1854 in "Direktion der Großherzoglich
Badischen Verkehrsanstalten" umbenannt wurde. Im Zusammenhang mit
dem Eintritt in das Deutsche Reich verzichtete Baden auf seine
Posthoheit. Mit dem 1. Januar 1872 gingen die badischen
Postgerechtsame auf die Kaiserliche Reichspost über, nachdem man
zuvor das Eisenbahnwesen, das nicht verreichlicht worden war,
wieder von der Postverwaltung getrennt hatte (siehe Beständegruppe
421). Das Immobilienvermögen der bisher badischen Post blieb nach
1872 weiterhin Eigenturm des badischen Staates, durfte aber von der
Reichspost genutzt werden, der es natürlich unbenommen blieb,
Grundstücke und Gebäude zu eigenen Zwecken neu zu erwerben. Die
Reichspostverwaltung errichtete in Baden als Mittelbehörde zwei
Oberpostdirektionen (OPD) mit Sitz in Karlsruhe und Konstanz, deren
gegenseitige Grenze südlich der Eisenbahnlinie
Kehl-Appenweier-Oppenau verlief. Der OPD Karlsruhe war auch der
hessische Amtsgerichtsbezirk Wimpfen, der OPD Konstanz der
preußische Landesteil Hohenzollern zugewiesen; die beiden Gebiete
wurden ebenfalls von der Reichspost betreut, während das
benachbarte Königreich Württemberg nach 1871 seine eigene Post
behalten hatte. Die beiden Oberpostdirektionen waren dem
Generalpostamt (ab 1880 Reichspostamt, ab 1919
Reichspostministerium) als Oberbehörde unterstellt. Da im
Norddeutschen Bund das Telegrafenwesen einer eigenen
"Generaldirektion der Telegraphen" unterstanden hatte, war 1872
auch in Baden die Telegrafie aus der Zuständigkeit der Post
herausgenommen worden. Doch schon am 1. Januar 1876 fand im
Reichspostgebiet die Verschmelzung von Post und Telegrafie statt.
Von nun an unterstanden die Telegrafenanstalten in Baden ¿ teils
als selbständige Telegrafenanstalten bzw. -ämter, größtenteils aber
mit Postanstalten vereinigt ¿ den beiden Oberpostdirektionen und
dem Reichspostamt. 1934 wurde die OPD Karlsruhe wie die übrigen
Oberpostdirektionen des Reiches in "Reichspostdirektion" (RPD)
umbenannt. Aufgrund des für das Post- und Fernmeldewesen
grundlegenden Gesetzes zur Vereinfachung und Verbilligung der
Verwaltung vom 27.02.1934 wurde die OPD Konstanz mit Wirkung vom
01.04.1934 aufgelöst und hörte nach einer Übergangszeit am
01.10.1937 endgültig auf zu bestehen. Ihr Gebiet wurde der RPD
Karlsruhe zugeschlagen, welche auch die Akten der OPD Konstanz
übernahm und teilweise weiterführte.
Erläuterungen zum Bestand
419: Die im vorliegenden Findmittel verzeichneten Akten wurden zum
weit überwiegenden Teil im Jahr 1941 von der RPD Karlsruhe
abgeliefert (Zugang 1941-17). Der geringere Teil wurde
provenienzgemäß den Ablieferungen der OPD Karlsruhe 454 Zugang
1980-30, 419 Zugang 1981-49 und 454 Zugang 1982-18 entnommen. Die
OPD Karlsruhe verwahrte eine Altregistratur von etwa 1500 lfd. m.
Akten von der Gründung der Reichspostverwaltung 1872 an, wovon nur
der erwähnte Zugang 1941 in das Generallandesarchiv gelangt war.
Nachdem sich das Generallandesarchiv im Jahre 1961 vergeblich um
die Ablieferung des restlichen Schriftguts bemüht hatte, ließ die
OPD ohne Rücksprache mit dem Archiv mit Hauserlass vom 20.04.1970
die gesamten Altakten vernichten. Damit ist die einzige
geschlossene Altregistratur einer OPD des Bundesgebiets, die zudem
noch das Schriftgut der 1934 aufgelösten OPD Konstanz enthielt,
verlorengegangen. Die Laufzeit der Sachakten des Bestands 419
umfasst im Kern die Zeit 1872-1945. Lediglich einige wenige in den
Oberpostdirketionen fortgeführten Akten der Direktion der
Großherzoglich Badischen Verkehrsanstalten sowie Sammlungen von
Zirkularverfügungen des Generalpostamts Berlin an preußische
Oberpostdirketionen , die offensichtlich als für den Geschäftsgang
nötige Informationen der OPD Karlsruhe überlassen worden waren,
reichen weiter zurück. Schon bei der Einlieferung 1941 fehlten
einige im Einlieferungsverzeichnis aufgeführte Akten. Einige Akten
des Zugangs 1941 wurden bei den Personalakten (siehe unten)
eingereiht, eine Akte kam seiner Provenienz entsprechend zu Bestand
418, sechs Akten wurden kassiert. Da die Nummerierung des Zugangs
1941-17 beibehalten wurde, sind nun folgende Nummern nicht mehr
belegt: 1-7, 10, 11, 13, 65, 121-128, 193, 522, 676, 697, 713, 720,
753, 758, 774, 838, 883, 935-936 und 939-940. Die älteren
Personalakten des Bestands 419 sind mit den Zugängen 1938-42 (61
Personalakten der OPD Konstanz), 1941-17 (6 Personalakten der OPD
Karlsruhe) und 1981-49 (2252 Personalakten der OPDn bzw. RPD
Karlsruhe und Konstanz und der OPD Karlsruhe nach 1945) in das
Generallandesarchiv gelangt. Die Personalakten des Zugangs 1941
wurden in den Zugang 1981 eingearbeitet und das
Einlieferungsverzeichnis entsprechend ergänzt.
Glliederung und Bearbeitung
des Bestands: Ein Aktenplan für das Schriftgut der RPD liegt nicht
vor und war auch nicht bei der OPD Karlsruhe zu beschaffen. So
lehnt sich die Klassifizierung des Bestands an die im Post- und
Fernmeldewesen übliche Einteilung in Betrieb und Verwaltung an,
wobei versucht wurde, aus den Registratursignaturen auf den
Aktendeckeln den Aktenplan zu rekonstruieren. Der größere Teil des
Schriftguts sind Spezialkarten, die bei den OPDn zu den einzelnen
Verkehrsanstalten ihres Bezirks geführt wurden. Dabei handelt es
sich um Postämter, Postagenturen, Postzweigstellen, Bahnpostämter,
Posthilfsstellen sowie selbständige Telegrafenstationen bzw. ämter.
Diese Akten enthalten regelmäßig folgende Schriftstücke:
Standeslisten, Revisionsberichte der Abrechnungspostämter,
Inventarverzeichnisse, Dienststundenpläne, Leitfäden für die
Ausbildung von Bediensteten im Post- und Telegrafenbetrieb, worauf
im Repertorium selbst nicht mehr hingewiesen wird. Näheres über
rechtliche Stellung, Geschäftsbereich und inneren Betrieb der
einzelnen Verkehrsanstalten ist der Darstellung von K. Sautter
(siehe Literaturverzeichnis), S. 37-41, zu entnehmen. Verzeichnung
und Ordnung wurden unter Leitung des Unterzeichneten im Frühjahr
1982 von den Staatsarchivreferendaren Rudolf Benl, Robert
Kretzschmar und Sybille Wittenberg vorgenommen, Ergänzungen von
Inspektoranwärterin Brigitte Weiler eingearbeitet. Die Reinschrift
des Repertoriums besorgte Frau Eva-Maria Staron. Karlsruhe, den 30.
Juni 1982 Dr. H. John
Literaturhinweise (Stand:
1982): Entwicklung des Post- und Telegrafenwesens im Großherzogtum
Baden während des fünfundzwanzigjährigen Zeitraums von 1872 bis
1896 (1897). K. Löffler, Geschichte des Verkehrs in Baden,
insbesondere der Nachrichten- und Personenbeförderung (Boten-,
Post- und Telegrafenverkehr) von der Römerzeit bis 1872 (1910). K.
Sautter, Geschichte der Deutschen Post. Teil 3: Geschichte der
Deutschen Reichspost 1871 bis 1945 (1951). K. Stiefel, Baden
1648-1952 II (1977), S. 1485-1509.
Abkürzungen: Bf. Bahnhof OPD
Oberpostdirektion PA Postamt Pag Postagentur RPD
Reichspostdirektion TA Telegrafenamt
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 419
- Umfang
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1033 Akten (Nr. 8-1066)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Reichs- bzw. Bundesbehörden >> Post >> Reichspostdirektion/ Oberpostdirektion Karlsruhe
- Bestandslaufzeit
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1854-1947
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1854-1947