Bestand

Oberpostdirektionen (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Vorbemerkung

Behördengeschichte:

Die preußische Postverwaltung war bis Mitte des 19. Jahrhunderts zentralisiert, und die Postämter unterstanden unmittelbar dem Generalpostmeister in Berlin. Mit der Errichtung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten im April 1848 wurde diesem das Postwesen als 1. Abteilung unterstellt. Als der Generalpostdirektor Gottlob Heinrich Schmückert am 01. Oktober 1849 die Leitung des Ressorts übernahm, reformierte er das Postwesen hinsichtlich Verwaltung und Dienstbetrieb. Für jeden Regierungsbezirk und für die Stadt Berlin wurden Oberpostdirektionen eingerichtet, die am 01. Januar 1850 ihre Tätigkeit aufnahmen.[1] Diese Verwaltungsgliederungen wurden 1868 auf den Norddeutschen Postbezirk und 1871 auf die Deutsche Reichspost übertragen.
Für die Provinz Westpreußen wurden im Jahre 1850 Oberpostdirektionen in Danzig [2] und Marienwerder [3] eingerichtet. Letztere wurde am 01. Januar 1872 aufgehoben und ihre Aufgaben auf die Danziger Oberpostdirektion übertragen.[4] Daneben gab es in ausgewählten Orten Postexpeditionen erster und zweiter Klasse.
Nachdem zum 01. Januar 1876 die Verwaltung des Post- und Telegrafenwesens vom Ressort des Reichskanzleramtes [5] getrennt und dem Generalpostmeister übertragen wurde, traten in den Bezirken an Stelle der bisherigen Oberpostdirektionen und Telegrafendirektionen einheitliche Reichsbehörden namens "Oberpostdirektionen". Diese waren hinsichtlich der Postverwaltung dem Generalpostamt, seitens der Telegrafenverwaltung dem Generaltelegrafenamt untergeordnet, bevor sie 1880 zum Reichspostamt verschmolzen.
Die neu gegründete Oberpostdirektion in Danzig war nunmehr zuständig für die Postangelegenheiten in Briesen, Danzig, Danzig-Langfuhr, Deutsch-Eylau, Dirschau, Elbing, Graudenz, Kulm, Kulmsee, Marienburg, Marienwerder, Neustadt, Preußisch Stargard, Schwetz, Strasburg, Thorn und Zoppot sowie für die Telegrafensachen zu Danzig, Elbing, Graudenz und Thorn. Die Post- und Telegrafenanstalten der Kreise Deutsch-Krone, Flatow, Schlochau, Konitz und Tuchel wechselten zur neu gegründeten Oberpostdirektion Bromberg.[6]

Bestandsgeschichte:

Die wechselnde staatliche Zugehörigkeit des Gebietes der Provinz Westpreußen spiegelt sich auch in der Geschichte des Schriftguts der dortigen Behörden und seiner archivalischen Quellen wider. Die sich bereits 1918 anbahnende und im Versailler Vertrag ein Jahr später beschlossene Eingliederung des Territoriums in den wiedererstandenen polnischen Staat beziehungsweise die neubegründete Freie Stadt Danzig führte zu einer Verlagerung sowohl von archivischen (Teil-) Beständen als auch laufenden Behördenschriftguts auf preußisches Gebiet vor allem nach Königsberg und Berlin; ein Prozess, der sich zum Ende der erneuten Zugehörigkeit des Territoriums zum Deutschen Reich 1939 - 1944 wiederholen sollte.
Wann konkret und auf welchem Wege die vorliegende Überlieferung in das Geheime Staatsarchiv gelangte, ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht eindeutig zu beantworten. In einem 1912 publizierten Überblick des damaligen Archivdirektors Max Bär zu den Beständen des Staatsarchivs Danzig ist der Bestand unter den Registraturnummern 244 - 245 aufgeführt; jedoch lässt sich nicht deutlich erkennen, ob die archivische Aufstellung lediglich vorbereitend oder bereits nach ersten Abgaben durch die Behörde und archivischer Bewertung erfolgte. Wie insgesamt bei den ursprünglich aus dem Staatsarchiv Danzig beziehungsweise aus dem Registraturgut der Behörden der Provinz Westpreußen stammenden Unterlagen wurden auch die Überlieferungen Oberpostdirektionen zu Danzig und Marienwerder im Geheimen Staatsarchiv als XIV. Hauptabteilung unter Übernahme der Danziger Repositurnummern aufgestellt.
Im Zuge der Onlinestellung wurden die Akten durch die Unterzeichnete 2019 neu verzeichnet, klassifiziert und durch Indizes erschlossen. Des Weiteren erfolgte die Umbenennung der Überlieferungen in die Repositur 244 Oberpostdirektionen. Parallel zu den Erschließungsarbeiten erfolgte die magazintechnische Bearbeitung. Die Akten wurden mit Mappen und neuen Signaturschildern versehen sowie in Archivkartons verpackt.
Ein Teilbestand nicht verlagerter Archivalien im Umfang von 113 Akten aus dem Zeitraum 1850 - 1923 befindet sich im heutigen Staatsarchiv Danzig (Archiwum Panstwowe w Gdansku).

Verweis auf andere Bestände des GStA PK:

- I. HA Geheimer Rat, Rep. 7 B Westpreußen
- I. HA Rep. 103 Generalpostmeister bzw. Generalpostamt
- II. HA Generaldirektorium, Abt. 9 Westpreußen und Netzedistrikt
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 180 Regierung Danzig
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 181 Regierung zu Marienwerder
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 243 Oberpostamt zu Danzig, Postämter.

Literaturauswahl:

- Stephan, Heinrich von: Geschichte der preußischen Post von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart. Berlin 1859.
- Sautter, Karl: Geschichte der Preussischen Post/ nach amtlichen Quellen bis 1858 bearbeitet von Heinrich von Stephan. Neubearbeitet und fortgeführt bis 1868 von Karl Sautter. Berlin 1928.
- Handwörterbuch des Postwesens. Hrsg. von Wilhelm Küsgen, Paul Gerbeth, Heinrich Herzog, Laurenz Schneider, Gerhard Raabe. Berlin und Heidelberg 1927.
- Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62), Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989.
- Bär, Max: Das Königliche Staatsarchiv zu Danzig, seine Begründung, seine Einrichtungen und seine Bestände. Leipzig 1912.
- Letkemann, Peter: Archivalien zur Geschichte Westpreußens im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens. Zeitschrift der Copernicus-Vereinigung zur Pflege der Heimatkunde und Geschichte Westpreußens e. V. Nr. 3, 1970, S. 138 - 153.
- Letkemann, Peter: Die Geschichte der westpreußischen Stadtarchive, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens. Zeitschrift der Copernicus-Vereinigung zur Pflege der Heimatkunde und Geschichte Westpreußens e. V. Nr. 5, 1976, S. 5 - 96.
- Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, bearbeitet von Czes?aw Biernat, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Bd. 16), München 2000.


Formalangaben:

Letzte vergebene Nummer:
Umfang (in laufenden Metern): 3,6
Lagerungsort: Dahlem
Die Akten sind auf rosafarbenen Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XIV. HA, Rep. 244, # Nr. #
Zitierweise:
XIV. HA Westpreußen, Rep. 244 Oberpostdirektionen, # Nr. #



Berlin, 14. April 2020 (Constanze Krause M.A.; Archivamtsrätin)

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Endnoten:

[1] Vgl. Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten 1850, Seite 299.
[2] Es wurden Postämter erster Klasse in Danzig, Dirschau und Elbing und ein Postamt zweiter Klasse in Marienburg eingerichtet. Das Postamt in Dirschau wurde folgend in die zweite Klasse versetzt und ein ebensolches in Preußisch Stargard errichtet. Vgl. Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62), Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989, Seite 267 - 271.
[3] Marienwerder und Thorn erhielten Postämter erster Klasse; Konitz, Kulm, Strasburg und Graudenz zweiter Klasse. Letzteres wurde später Postamt erster Klasse. Vgl. ebenda.
[4] Demzufolge unterstanden die Telegrafenstationen in Danzig, Dirschau, Elbing, Graudenz, Marienburg und Marienwerder der kaiserlichen Telegrafendirektion in Königsberg und die Telegrafenstationen in Thorn der Direktion in Stettin.
[5] Die Verwaltung wurde ab dem 01. Januar 1868 unter die Leitung des Bundeskanzlers, ab 1871 Reichskanzler gestellt. Vgl. ebenda.
[6] Vgl. ebenda.

Zitierweise: GStA PK, XIV. HA, Rep. 244

Bestandssignatur
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XIV. HA, Rep. 244
Umfang
Umfang: 3,6 lfm (115 VE); Angaben zum Umfang: 3,6 lfm (115 VE)
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Westpreußen >> Die preußische Provinz bis 1920 >> Verkehrsverwaltung

Bestandslaufzeit
Laufzeit: 1810 - 1904

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Letzte Aktualisierung
28.03.2023, 08:52 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • Laufzeit: 1810 - 1904

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