Gewebe <Textilien>

Seidenbrokat mit üppigem Blumendekor

Das Fragment eines Seidenbrokats ist ein aussagekräftiges Zeugnis für die Kunst der Seidenweberei in der Blütezeit des osmanischen Kunstschaffens. Das Bildrepertoire im sogenannten »Quattre-fleurs«-Stil orientiert sich streng an Vorlagen, die in den Zeichenateliers des Istanbuler Hofes für sämtliche Materialien entwickelt wurden.

Das Muster wird von einem raffiniert komponierten Netzwerk aus spitzovalen Medaillons gebildet, die in mehreren Schichten aus Bandschlingen und Ranken entwachsen und sich überlagern. Ranken mit nahezu naturalistisch wiedergegebenen Hyazinthen und Tulpen umspielen diese Medaillons, dessen größtes aus einer stilisiert wiedergegebenen Amphore zu entwachsen scheint. Darin eingespeist findet sich ein weiteres Medaillon, das in seiner Mitte eine Blumenstaude aus abwechselnd Tulpen und Hyazinthen birgt.

Orientalische Textilien waren schon früh begehrte Luxusartikel. Bezeichnungen wie Damast, Chiffon oder Brokat sind in die europäischen Sprachen eingegangen. Abbildungen von Teppichen auf Gemälden der Gotik und Renaissance zeugen vom regen Handel zwischen Venedig und der islamischen Welt. Schon im frühen Mittelalter gelangten Seidenstoffe in den Westen, wo sie Reliquien umhüllten, zu Messgewändern oder gar zum Krönungsmantel der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verarbeitet wurden. Im 12. Jahrhundert begannen europäische Weber mit der Übernahme islamischer Textilmuster. Auch umgekehrt flossen einzelne Motive aus der europäischen Kunst, wie das seit der griechischen Antike bekannte Motiv des Granatapfels oder der Palmette, in den osmanischen Formenschatz ein. Die naturalistische Darstellung von einzelnen Blüten auf osmanischen Geweben des 15. bis 17. Jahrhunderts hängt mit dem Einfluss italienischer Seidenwebereien zusammen, die bis 1530 Stoffe für den Osmanischen Hof (1299-1922) produzierten.

Literatur: WeltKultur / Global Culture. Führer durch die kulturgeschichtliche Abteilung, hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2014, S. 87, vgl. Abb. 101.

Location
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Collection
Global Art History
Inventory number
81/394
Measurements
Breite: 64.0 cm, Länge: 90.0 cm (Gesamt)
Breite: 64.0 cm (Rapport)
Material/Technique
Seide; Samt; Silberlahn; Brokat

Event
Herstellung
(where)
Osmanisches Reich
(when)
16. Jh.

Rights
Badisches Landesmuseum
Last update
12.07.2024, 10:56 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Gewebe <Textilien>

Time of origin

  • 16. Jh.

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