Malerei

Segnender Christus

Das hochformatige Altarbild zeigt einen frontal zum Betrachter stehenden, ganzfigurigen Christus in einer nicht näher definierten Umgebung. Der Hintergrund des Bildes wird durch einen hellblauen Wolkenhimmel gebildet, der in der Ferne mit - dem darunterliegenden, grasbewachsenen Untergrund zu verschmelzen scheint. Hierdurch wird die Räumlichkeit verschleiert und die Christusfigur in eine zeitlose Ebene gerückt. Zum Bildrand hin wird der Hintergrund immer dunkler, beinahe schwarz. Nur um Christus herum ist der Raum erleuchtet und die Figur somit deutlich hervorgehoben. Hinter dem Kopf deutet sich als Lichterscheinung ein Kreuznimbus an. - Christus ist in einen weißen Umhang mit goldverziertem Saum gehüllt, der mittig vor der Brust von einer verzierten Spange zusammengehalten wird. Die Spange zeigt eine Taube mit Nimbus als Symbol des Heiligen Geistes. Unter dem - Umhang trägt Christus ein langärmeliges, purpurfarbenes Untergewand, welches bis zu den unbekleideten Füßen reicht. Der Mantel wird durch die ausgebreiteten Arme weit geöffnet und fällt hinter den Körper der Figur. Unter ihrem rechten - Arm wird der Stoff jedoch wieder nach vorn geführt und unter den Gürtel, der an der Taille um das Untergewand gebunden ist, gezogen. Darunter zeichnet sich Christus’ linkes Knie ab, und auch sein linker Fuß ist wie in Schrittstellung nach - außen gewendet. Das rechte Bein als Standbein ist hingegen durchgestreckt und trägt das Gewicht der Figur. Ein damit angedeuteter Kontrapost wird beim Oberkörper allerdings nicht weitergeführt: Dieser ist vielmehr frontal zum Betrachter - gerichtet, wobei beide Arme im selben Winkel vom Körper abstehen. Die Hände sind mit den Innenflächen nach vorne gekehrt, doch zugleich leicht zum Boden gedreht. Dies könnte auf die Untersicht abgestimmt sein, die sich ursprünglich aus - der erhöhten Anbringung des Bildes ergab. Die Gestik Christi war damit an den unter dem Bild stehenden Betrachter gerichtet. Hände und Füße zeigen die Wundmale: Christus wird demnach als Auferstandener dargestellt, der den Gläubigen entgegentritt. Beachtet man seine Armhaltung, - so spiegelt der bisher gebräuchliche Titel Segnender Christus den Bildinhalt nicht genau wieder. Eine segnende Pose, die sich durch einen Segensgestus mit einer erhobenen Hand und ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger auszeichnen würde, ist hier nämlich nicht zu erkennen. Die offen ausgebreiteten Arme mit zum Betrachter gerichteten Handflächen erwecken eher einen empfangenden oder Schutz gebenden Eindruck. In diesem Sinne findet sich in den Aufzeichnungen des damaligen Stemmener Pastors ein sehr treffender Titel: „[…] ein herrliches - Altarbild ‚der einladende Christus‘ (gemalt von Professor Oesterley in Hannover) […]“. Dabei bezieht sich die Einladung auf die Funktion als Altarbild: Der auferstandene Christus lädt die Gemeinde von Stemmen zum Abendmahl. - Die eucharistische Aufladung dieser Gestalt wird durch die Wundmale unterstützt.

Segnender Christus | Fotograf*in: Katharina Anna Haase / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventarnummer
GG L010
Maße
Höhe: 240 cm (Maße ohne Rahmen)
Breite: 117 cm (Maße ohne Rahmen)
Material/Technik
Leinwand; Ölmalerei
Inschrift/Beschriftung
Gravur: Monogramm

Verwandtes Objekt und Literatur
Literatur in Zusammenhang: „Die niederländischen Gemälde : mit einem Verz. der Bilder anderer Schulen“. Kunstsammlung der Univ., Göttingen, 1987. (A 54)
Literatur in Zusammenhang: „Akademische Strenge und künstlerische Freiheit : die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen ; Bestandskatalog“. Univ.-Verl. Göttingen, Göttingen, 2013. (Kat.-Nr. 11,133-141.)
Literatur in Zusammenhang: Alma Seidel: Kirche und Schule in Stemmen, Bd. 1: Kirche 1491-1928, Teil B 1795-1928, Hannover 1988, S. 152.
Literatur in Zusammenhang: Renate Senf: Das künstlerische Werk von Carl Oesterley, Göttingen 1957 (= Göttinger Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 2), S. 213.

Klassifikation
Malerei (Hessische Systematik)
Kunst des 19. Jhdt./Frühe Moderne (Kuniweb - Stil / Epoche)
painting (Oberbegriffsdatei)
Bezug (was)
Segen
Christusdarstellung
spezielle Darstellungsformen des erwachsenen Christus (ohne andere Personen)
Segnen (entweder von Dingen oder Menschen), z.B. durch Salbung

Ereignis
Entstehung
(wer)
(wann)
1881

Letzte Aktualisierung
24.04.2025, 12:58 MESZ

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Objekttyp

  • Malerei

Beteiligte

Entstanden

  • 1881

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