Bestand
Kammer (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Die Akten der Kammer Kirchberg geben einen interessanten Einblick in die Verwaltungsstruktur der Herrschaft Hohenlohe-Kirchberg, beleuchten aber auch Ereignisse im Leben der herrschaftlichen Familie. Die vom vorhandenen Findbuch übernommenen Rubriken spiegeln das wider, was die Kammer des Hauses Hohenlohe-Kirchberg inhaltlich verwaltete.
Bestandsgeschichte: Die Akten der Kammer Kirchberg geben einen interessanten Einblick in die Verwaltungsstruktur der Herrschaft Hohenlohe-Kirchberg, beleuchten aber auch Ereignisse im Leben der herrschaftlichen Familie, wie die in den Rubriken ¿6. Gräfliche Vermählungs-, Heimführungs- und Wittumsakten ¿¿ und ¿7. Gräfliche Trauer- und Leichenprozessionsakten¿ überlieferten Aufzeichnungen belegen. Die vom vorhandenen Findbuch übernommenen Rubriken spiegeln das wider, was die Kammer des Hauses Hohenlohe-Kirchberg inhaltlich verwaltete. Mit rund 408 Nummern, die sich über einen Zeitraum von 1650-1806 erstrecken, bilden die ¿26. Bausachen, ...¿ die quantitativ stärkste Rubrik innerhalb der Überlieferung. An erster Stelle sind hier die Akten zum Bau eines, dem neu gegründeten Stammesteil Hohenlohe-Kirchberg gemäßen, repräsentativen Residenzschlosses zu nennen (Akkorde mit Handwerkern, Risse zu einzelnen Bauteilen oder zur Ausstattung); auch das Redemanuskript des Hofpredigers Johann Ludwig Wolf (+ 1763) aus dem Jahr 1759 zur Einweihung dieses Schlossbaus (Ki 35 Bü 2616) ist erhalten. Reparaturen oder Neubauten von Brunnen, Brücken, Scheunen oder Pfarrhäusern sind hier ebenso eingeordnet wie Aufzeichnungen über den Kirchenneubau in Kirchberg von 1728-1734 (Ki 35 Bü 2439) oder Tarife verschiedener Handwerker wie Häfner und Ziegler (Ki 35 Bü 2512 und 2513); dabei fällt der Akkord (Vertrag) mit einem Weinsberger Kupferschmied über die Anfertigung einer neuen Feuerspritze samt eindrucksvollem farbigem Riss aus dem Jahr 1710 (Ki 35 Bü 2400) besonders ins Auge. Zusätzlich stellen das ¿33. Brunnenwerk, ...¿ sowie ¿34. Stadtmauern, Brücken, Wege, Stege und Landstraßen, ...¿ mit 40 bzw. 175 Nummern nochmals eigene Rubriken dar. Die Rubriken ¿8. Herrschaftliche Güter¿ , worunter auch die Höfe Kirchberg, Hessenau und Tierberg fallen, die zahlreichen Abgaben wie ¿11. Gült-, Handlohn-, Hauptrecht und Leibfall¿ sowie die ¿29. Instruktionen und Bestallungsakten¿ für weltliche und geistliche Diener stellen gerade für Familien- und Heimatforscher eine wahre Fundgrube dar, werden in diesen Akten doch zahlreiche Privatpersonen genannt, die einst Untertanen der Grafen und Fürsten von Hohenlohe-Kirchberg waren oder mit der Herrschaft in geschäftlichen Verbindungen standen und deren Familiennamen noch heute in diesem Landstrich zu finden sind. Daneben stoßen Archivnutzer auch auf Berufsgruppen bzw. Berufsbezeichnungen, die kaum mehr im Bewusstsein verankert sind, dazu gehören Fallmeister (Scharfrichter), Türmer, Tor- und Nachtwächter, Brunnenmeister, Wildmeister, Tafeldecker, Büchsenspanner oder auch der Bader, die aus dem Lebensalltag früherer Jahrhunderte nicht wegzudenken waren. Aus der Überlieferung zum ¿4. Döttinger Spital¿ erfahren wir, wie die Armenfürsorge in Kirchberg organisiert war, wer eine Pfründe im Spital erhielt oder ggf. eben nicht. Mitunter ¿verstecken¿ sich für die Forschung besonders interessante Schriftstücke mit Bezug zu europäischen Ereignissen dort, wo man sie nicht unbedingt vermutet hätte. So finden wir unter der Rubrik ¿32. Hofalmosen und Bemerkungen zu den Nutznießern¿ eine Liste von Salzburger Emigranten (Ki 35 Bü 3180). Aufgrund eines Erlasses des Erzbischofs Leopold Anton von Firmian vom Oktober 1731 mussten rund 20.000 Protestanten binnen kürzester Zeit Salzburg verlassen. Die meisten der ¿Salzburger Exulanten¿ fanden in Preußen Aufnahme, ein paar wenige kamen am 11. März 1732 auch in Kirchberg an. Insgesamt führt die Liste 108 Namen, 36 davon sind mit einem roten Kreuz markiert, was bedeutete, dass sich diese Personen dauerhaft in der Herrschaft Kirchberg niederließen und versuchten, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Der Bestand umfasst insgesamt rund 19 lfd. Meter mit 3621 Aktennummern, die sich auf 37 Klassifikationspunkte (Rubriken) verteilen und den Zeitraum von 1598 bis 1880 umfassen. Der Schwerpunkt der schriftlichen Überlieferung liegt im 18. Jahrhundert.
Bearbeiterbericht: Das Findbuch der Kirchberger Kammer entstand vermutlich im 18. Jahrhundert und wurde im 19. und 20. Jahrhundert durch Nachträge ergänzt. Die Titelaufnahme erfolgte dabei maßgeblich auf der Grundlage dieses Findbuchs. Über die reine Retrokonversion hinausgehend, war es unumgänglich, die Originalakten aus dem Magazin hinzuzunehmen: einmal um zu überprüfen, ob die im Findbuch gelisteten Titel überhaupt vorhanden sind, zum anderen um überhaupt den Umfang der einzelnen Archivalieneinheiten zu ermitteln, da dieser im Findbuch nicht angegeben wird. Fehlende Archivalien werden im Feld ¿Bestellsignatur¿ in der Form {Ki 35 Archivale nicht vorhanden} in die Datenbank aufgenommen, um deutlich zu machen, dass es einmal Aktenmaterial gab und um vorkommende Personen- oder Ortsnamen wenigstens zu erwähnen; folgende 15 Nummern sind nicht belegt: Ki 35 Bü 827, 833-834, 836-837, 839-841, 843, 845, 847-848, 850, 852 und 866. Ebenso wichtig war eine inhaltliche Überprüfung des Titels auf der Akte mit dem Titel im Findbuch, da es hier zum Teil Divergenzen gab, die wohl durch falsches Lesen entstanden sind. Die Hinzunahme der Originalakten empfahl sich nicht zuletzt deshalb, um gegebenenfalls neue Titel bilden zu können; dies erfolgte, wenn sich mehrere Schriftstücke inhaltlich auf denselben Gegenstand bezogen und so sinnvoll zu einer Einheit zusammengefasst werden konnten. Orts- und Personennamen wurden aus den Akten bzw. aus dem Findbuch übernommen, die heutige Schreibweise in runden Klammern dahinter gesetzt, ebenso wurde mit Fremdwörtern bzw. Fachbegriffen verfahren, z. B. ¿Reskript (Verfügung)¿. Die Retrokonversion des 910 Seiten umfassenden Findbuchs erfolgte von Mai 2014 bis Februar 2015 durch Dr. Marion Diehm im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekts.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Ki 35
- Umfang
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3759 Büschel (19,1 lfd.m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Kirchberg >> Zentrale Verwaltungen vor 1806
- Bestandslaufzeit
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1701-1807 (Vorakten ab 1598, Nachakten bis 1880)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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25.02.2022, 08:54 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1701-1807 (Vorakten ab 1598, Nachakten bis 1880)