Bestand
Train-Formationen des XIV. Armeekorps und Militärische Prüfungsstelle Pforzheim (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Es handelt sich um die Akten der
Train-Formationen, die ihren Ersatztruppenteil im Bereich des XIV.
Armeekorps hatten.
Der Train hatte die Aufgabe zu
erfüllen, die Heeresteile im Kriegsfall zu versorgen. Die
Organisation dieser Formation erfuhr bis zum Jahr 1914 mehrere
Änderungen. 1912 wurden die Traindepots, in denen das Kriegsgerät
für den Ernstfall lagerte, endgültig von den Truppenteilen, die ab
1914 Train-Abteilungen hießen, getrennt. Diese Abteilungen wurden
bei Kriegsbeginn aufgelöst und für die aufzustellenden mobilen und
Ersatzformationen des Train verwendet.
Im Bestand ist
das Schriftgut folgender Formationen überliefert:
Kommandeur der Munitions-Kolonnen und Train Nr. 7 und
14;
Staffelstäbe Nr. 66, 67, 68, 69, 71, 180, 181, 182,
267, 268 und 308;
Gruppen-Staffelstab Nr. 47;
Proviant-Kolonnen Nr. 81, 82, 83, 118, 132 und 133;
Fuhrpark-Kolonnen Nr. 34, 35, 36, 91, 92, 93, 305, 306, 307,
684, 685 und 686;
Tragtier-Kolonnen Nr. 1, 13, 14, 15,
16 und 19;
Tragtier-Ersatz-Eskadron XIV. AK;
Feldbäckerei-Kolonnen Nr. 18, 35, 56, 67, 153, 154 und
306;
Korpsschlächterei XIV. AK;
Feldschlächterei-Abteilungen Nr. 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57,
58, 59, 60, 61, 314, 315, 329, 330, 335 und 336;
Militärschlachthof Dornach;
Gruppenschlächterei
Aubers;
Etappen-Munitions- und Geräteverwaltungen der
Etappen-Inspektionen Nr. 7 und 19;
Kommandeur der
Etappen-Munitions-Kolonnen und des Trains der Etappen-Inspektionen
Nr. 7, 19 und 28;
Etappen-Bäckerei-Kolonnen Nr. 7 und
20;
Etappen-Hilfs-Bäckerei-Kolonne Nr. 33;
Magazin-Fuhrpark-Kolonnen Nr. 188, 189, 293, 521, 526, 533,
536, 538, 567, und 582;
Etappen-Fuhrpark-Kolonnen Nr.
134, 168, 169, 207, 208, 257, 258, 259, 322, 323 und 945;
Fuhrpark der Train-Ersatz-Abteilung Nr. 14;
Train-Ersatz-Abteilung Nr. 14;
Abwicklung der
Train-Ersatz-Abteilung Nr. 14 und der Train -Abteilung Nr.
14;
Militärische Prüfungsstelle Pforzheim.
Inhalt und Bewertung
Inhaltlich besteht der Bestand vor allem aus der Überlieferung
der allgemeinen internen Verwaltung dieser Train-Formationen, ihren
Aufgaben und Bewegungen und der Gewährleistung der permanenten
Einsatzbereitschaft. Besonders nennenswert sind die Aktengruppen
über die Truppenzugehörigkeiten, die Personalangelegenheiten, die
Kriegsauszeichnungen, die Ausbildung von Ersatzmannschaften, die
polnischen Zivilarbeiter, die Mobilmachung, die Ausfuhr von
Wirtschaftsgütern, die Kriegstagebücher, die Neugliederung der
Munitionskolonnen und die militärischen Befehle.
Inhalt des Bestands und
Benutzungshinweise: Bestand 456 F 110 enthält in erster Linie die
Überlieferung der Train-Formationen des XIV. Armeekorps, ergänzt um
die erhalten gebliebenen Verwaltungsunterlagen der Militärischen
Prüfungsstelle in Pforzheim. Er umfasst eine Laufzeit von 1914 bis
1921. Den Schwerpunkt der Überlieferung bildet der 1. Weltkrieg.
Unterlagen zu Demobilmachung und Auflösung von Formationen haben
sich in einzelnen Fällen auch mit Laufzeiten bis 1920/21 erhalten.
Abhängig vom Zeitpunkt der Aufstellung und Auflösung einer Einheit
erstrecken sich die Unterlagen teilweise durchgehend vom
Kriegsausbruch bis zur Demobilmachung. Vielfach ist die
Überlieferung jedoch als unvollständig zu bezeichnen. Im Zuge der
Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Frankreich wurde im August
1914 das Heer mobilisiert und innerhalb kurzer Zeit an seinen
vorgesehenen Einsatzort gebracht. Der größere Teil der dem XIV.
Armeekorps zugeordneten Formationen wurde an der Front im Westen
eingesetzt. In der militärischen Hierarchie waren den einzelnen
Train-Formationen Staffelstäbe übergeordnet. Train und Staffelstäbe
wurden als Bestandteil der Infanterie-Divisionen mobil gemacht.
Während des Krieges konnte es bei der Zuordnung der Stäbe und ihrer
zugehörigen Einheiten zu einer Infanterie-Division bleiben.
Alternativ war die Unterstellung unter den Kommandeur der
Munitions-Kolonnen und Trains oder direkt unter das Generalkommando
eines Armeekorps möglich. Ein mehrfacher Wechsel der Bezeichnung
der Formationen und auch ihrer Zuweisung zu einem Großverband
bildete keine Ausnahme. Während des Krieges fiel den
Train-Formationen die Aufgabe zu, hinter der Front die
Nachschubversorgung der kämpfenden Truppe zu gewährleisten. Dazu
gehörte neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln insbesondere die
Lieferung von Munition und aller sonstigen für die Kriegsführung
erforderlichen Güter. Von vornherein existierte eine nach Aufgaben
und Ausrüstung gegliederte Spezialisierung der einzelnen
Formationen. Proviant-, Fuhrpark- und Tragtierkolonnen verfügten in
der Regel über Pferdegespanne, zu einem deutlich geringeren Anteil
auch über Kraftfahrzeuge. Bei den Train-Formationen handelte es
sich teilweise um weit mehr als reine Transporteinheiten. Vor allem
die Feldbäckerei- und Feldschlächterei-Kolonnen nahmen nicht nur
Aufgaben im Gütertransport wahr, sondern sorgten auch für die
Herstellung der stets in großen Mengen erforderlichen Lebensmittel.
Im Fall der Feldbäckerei-Kolonnen ging dies bis zur Beteiligung an
landwirtschaftlichen Arbeiten, von der Bestellung hinter der Front
gelegener landwirtschaftlicher Produktionsflächen bis hin zur
Organisation und Durchführung des Korndruschs. Ungeachtet ihrer
Stationierung hinter der Front waren vor allem die Proviant-,
Fuhrpark- und Tragtierkolonnen mit nicht nur logistisch schwierigen
Aufgaben befasst. Neben der erheblichen Zerbombung des Frontgebiets
sowie fehlender oder unpassierbarer Straßen und Wege war die
Belieferung der Frontabschnitte mit erheblicher Beschussgefahr
verbunden, zumal sich der Bestimmungsort der gelieferten Güter oft
direkt in den Gefechtsstellungen befand. Hinzu kam - vor allem in
offenem Gelände - die Gefährdung durch feindliche Flieger.
Dementsprechend erfolgten die in die Nähe der Front führenden
Bewegungen oft nachts. Der vorliegende Bestand enthält die
überlieferten Registraturen der einzelnen Train-Formationen des
XIV. Armeekorps. Inhaltlich bieten die darin zusammengeführten
Unterlagen Informationen über die hinter der Front ablaufenden
Vorgänge, von denen die Aufrechterhaltung der Kampfkraft
unmittelbar abhing. Insbesondere die in großer Zahl überlieferten
Kriegstagebücher berichten von der dienstlichen Routine der
jeweiligen Formation in Feld und Etappe. Die zu den
Kriegstagebüchern teilweise erhaltenen Anlagen enthalten in der
Regel hektographierte oder gedruckte Befehle der Stäbe und höherer
Truppengliederungen. Weil diese meist an mehrere Formationen und
Verbände gerichtet waren, ergibt sich hieraus ein über die einzelne
Einheit hinausgehendes Bild der für den Train entworfenen
militärischen Planung. Ein größerer Teil der Überlieferung gibt
darüber hinaus Aufschluss über die Verwaltung der einzelnen
Train-Formationen. Detaillierte Informationen über Einnahmen und
Ausgaben, aber auch unter anderem über die jeweilige Truppenstärke,
sind den von jeder Einheit geführten Kassenbüchern sowie den
Kriegsbesoldungsrapporten zu entnehmen. Für viele Einheiten haben
sich zudem Unterlagen zur Personalverwaltung und zur allgemeinen
Formationsverwaltung erhalten. Teile der Überlieferung behandeln
schließlich auch die Versorgung und Pflege der Pferde, auf welche
der Train vor allem in schwierigem Gelände unbedingt angewiesen
war. Bei den vereinzelt vorhandenen "Tätigkeitsberichten" handelt
es sich um formationsinterne Vorstufen mit großer inhaltlicher
Ähnlichkeit zu den Kriegstagebüchern. Als solche und weil die
Einheiten sie oft nicht nach den formalen Vorgaben der
Kriegstagebücher führten, wurden die Berichtsbände in einem eigenen
Klassifikationspunkt belassen. Hinzuweisen ist schließlich auf die
vereinzelt anzutreffenden Fotografien, auf denen in erster Linie
Unterbringung und Ausrüstung einzelner Formationen zu sehen sind.
Angaben zu den Stationierungsorten und der Einsatztätigkeit der
einzelnen Formationen sind den Gefechtskalendern zu entnehmen, die
vor allem bei der Überlieferung der Kriegsstammrollen und
-ranglisten (vgl. Bestände 456 C und 456 D), vereinzelt auch bei
den Kriegstagebüchern einer Formation zu finden sind. Bei der
Verzeichnung des vorliegenden Bestands wurden nur die zuletzt
gültigen Formationsbezeichnungen der einzelnen Einheiten angegeben.
In der überwiegenden Zahl der Fälle sind diese auf dem Rücken des
Akteneinbands vermerkt. Früher geltende Bezeichnungen sind im
Bemerkungsfeld der zugehörigen Gliederungsebene angegeben. Die
Gliederung des Bestands orientiert sich zunächst an der innerhalb
des Verbands herrschenden militärischen Hierarchie. An der Spitze
stehen der Kommandeur der Munitions-Kolonnen und Trains sowie die
einzelnen Staffelstäbe. Daran anschließend folgen die
nachgeordneten Trainformationen, zunächst solche mit vorrangig
logistischer Funktion (Proviant-Kolonnen, Fuhrpark-Kolonnen,
Tragtier-Kolonnen sowie Magazin-Fuhrpark-Kolonnen), solche mit
Versorgungsfunktion (Feldbäckerei-Kolonnen,
Feldschlächterei-Abteilungen sowie Munitions- und Geräteverwaltung)
und schließlich die Train-Ersatz-Abteilung und die Militärische
Prüfungsstelle Pforzheim.
Bestandsgeschichte: Nach Ende
des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV.
Armeekorps aufzulösenden Train-Formationen bei den mit ihrer
Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde
mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die
Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese
Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920
eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921
dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde.
Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die
Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen
Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv
Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der
Einführung zu Bestand 456 F 8. Das äußere Erscheinungsbild des
vorliegenden Bestands spiegelt die Heterogenität des XIV.
Armeekorps. So besteht 456 F 110 zum einen Teil aus preußisch
gebundenen, zum anderen Teil aus badisch gehefteten Unterlagen. Zum
überwiegenden Teil dürften die Akten bereits durch die
Registraturbildner in diese Form gebracht worden sein, der Rest
wohl im Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der
Erstbearbeitung durch die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn.
Vermutlich in Heilbronn erhielten die einzelnen Akten auch eine
aufgeklebte Rückenbeschriftung mit Angabe der vormals
aktenführenden Formation. Ein Zugriff auf die zur Überlieferung des
XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste zunächst über die in
der Reichsarchivzweigstelle Heilbronn/Stuttgart oder dem
Heeresarchiv Stuttgart angefertigten Verzeichnisse erfolgen. Als
dauerhafte Findmittel waren diese unzureichend, so dass auf
Grundlage der sehr summarisch angelegten Verzeichnisse schrittweise
die Neuverzeichnung der Unterlagen stattfand. Der vorliegende
Bestand umfasst 942 Faszikel mit einem Umfang von 17 laufenden
Metern. Er ist unter der Signatur 456 F 110 Nr. ... zu bestellen.
Karlsruhe im August 2012 Andreas Neuburger
Literatur: Cron, Hermann: Die
Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Dargestellt auf
Grund der Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm (Bearb.):
Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile,
Düsseldorf 1970. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg,
in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S.
866-908. Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche
Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983.
Matuschka, Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres
1890-1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden
1648-1939, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3,
München 1983, S. 157-282. Müller-Loebnitz, Wilhelm (Bearb.): Die
Badener im Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 110
- Extent
-
942 Faszikel
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Kommandeur der Munitionskolonnen, Staffelstäbe, Gruppenstaffelstäbe, Trains, Sanitäts-Formationen, Pferdedepots und -lazarette
- Date of creation of holding
-
1914-1921
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1914-1921