Bestand
Polizeiamt (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: Findbuch (gedr., 1981), Datenbank (2008)
40 lfm
Verwandte Verzeichnungseinheiten: ASA Interna Polizeiamt, NSA Abt. IV
Literaturhinweis: Antjekathrin Graßmann (Bearb.), Bestandsverzeichnis des Polizeiamts Lübeck 1851-1937 (Veröffentlichungen zur Geschichte der HL, Reihe B, Bd. 6) Lübeck 1981
Vorwort: 1.
Polizeiliche Aufgaben waren vom Stadt- oder Landgericht, von der Wette oder jeweils eigenen Institutionen wahrgenommen worden, bis man mit Wirkung vom 1. Januar 1852 das Polizeiamt einrichtete. Es wurde, anders als die übrigen Behörden Lübecks, bürokratisch durch den Dirigenten des Polizeiamts geleitet. Es hatte die gesamte Leitung des Polizeiwesens im lübeckischen Staat inne mit Ausnahme des Städtchens Travemünde und der fünf diesem benachbarten Dörfer Brodten, Gneversdorf, Teutendorf, Ivendorf und Rönnau, d. h. also die Sicherheitspolizei, Fremdenpolizei, Heimatwesen, Gesindewesen, Fabrikinspektion, Torsperre, Pforten in der Mauer, Medizinalpolizei, Marktpolizei und Wache, Fluß- und Hafenpolizei, Feuerpolizei, Lebensmittelpolizei, Taxen für Brot und Bier, Auktions- und Trödelwesen, Maß und Gewicht, Wegepolizei (ab 1921 von der Baubehörde wahrgenommen), Gassenpolizei, Krugpolizei, Sonntagsordnung, Jadgpolizei, Nachtwachepersonal, Armenpolizei und Bettelaufsicht. Eine baupolizeiliche Abteilung wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1895 eingerichtet (vorher Bauschauer), 1933 wurden deren Belange vom Bauamt übernommen. Als 1879 das Amt Travemünde aufgelöst wurde, hat man dessen polizeiliche Aufgaben dem Polizeiamt zugeteilt. 1889 wurde eine militärisch organisierte Schutzmannschaft eingeführt, deren Leiter auch die Kriminalpolizei unterstellt war. Im Herbst 1920 wurde die Ordnungspolizei (Abt. II) unterteilt in die Schutzmannschaft für den Dienst in der Stadt, dazu Abteilungen Gewerbe, Verkehr, Markt (= blaue Polizei), und die Schutzpolizei, die den Wachdienst in den Vorstädten wahrnahm (= grüne Polizei). 1926 hob man diese Unterteilung wieder auf. 1928 wurde das Polizeiamt mit dem Stadt- und Landamt, dem Amt für die Strafanstalt Lauerhof, dem Gesundheitsamt mit dem Gesundheitsrat, dem Amt für das Veterinärwesen, dem Amt für das Feuerlöschwesen, dem Statistischen Landesamt zur Behörde für die innere Verwaltung zusammengelegt. Mit dem 15. Mai 1935 (in Kraft am 8. August 1935) wurde das Polizeiamt in drei Abteilungen gegliedert: Abt. I: Verwaltungspolizei, Abt. II: Schutzpolizei, Abt. III: Kriminalpolizei, angeschlossen waren: Feuerwehr, Landestierarzt (mit Staatlichem Untersuchungsamt, Schlachthofverwaltung, Schlachtviehgroßmarktverwaltung), Hafenamt, Seemannsamt, Eichamt, Landwirtschaftliche Untersuchungsstation).
Die Aufgaben des Seemannsamtes (Musterungsbehörde) waren 1894 vom Stadt- und Landamt an das Polizeiamt übergegangen. Die Aufsicht über das Marstallgefängnis führte das Polizeiamt, wogegen das St. Annen-Werk- und Zuchthaus durch eine eigene Vorsteherschaft kontrolliert wurde. Dieser Vorsteherschaft wurde auch die Verwaltung des Gefängnisses Lauerhof seit 1909 übertragen. 1928 wurde die Vorsteherschaft aufgehoben, und das Amt für die Strafanstalt Lauerhof gebildet. Durch den Gefängnisgemeinschaftsvertrag von 1929 übertrug Lübeck die Verwaltung seiner Gefangenenanstalten der Freien und Hansestadt Hamburg. Durch Gesetz vom 21. April 1920 wurde dem Polizeiamt, dessen Verwaltung seit jeher durch einen Senator, den Polizeiherrn, bürokratisch geschah, ein Beirat beigegeben, der aus sechs bürgerlichen Mitgliedern bestand und an der Beschlußfassung über allgemeine Fragen der Polizeiverwaltung von grundsätzlicher Bedeutung teilzunehmen hatte. Ein Geheimes Staatspolizeiamt wurde im Frühjahr oder Sommer 1933 als Dienststelle des Polizeiamts Lübeck geschaffen, 1935 als eigene Dienststelle herausgenommen. Mit der Eingliederung Lübecks in das Land Preußen trat an die Stelle des Polizeiamts Lübeck das preußische Polizeipräsidium Lübeck, das sich in die Sparten Verwaltungspolizei, Schutzpolizei und Kriminalpolizei gliederte. Neben der staatlichen Polizeiverwaltung wurde in Lübeck eine Gemeindepolizeiverwaltung errichtet (vgl. Ordnungsamt, Feuerwehr, Baupolizei).
Literatur:
Georg Fink, Die Wette und die Entwicklung der Polizei in Lübeck, in: ZVLGA 27 (1934), S. 209-237.
Friedrich Christian Benedikt Avé-Lallement, Entwurf einer Polizeiordnung für den Freistaat Lübeck, Lübeck 1851.
ders., Entwurf einer Ordnung für die Strafanstalten des Lübeckischen Freistaates, Lübeck 1851,
ders., Statistische Notizen über die Tätigkeit des Polizeiamtes 1852-1860, 1853-1862, 1859-1864, 1863-1867, 1864-1868.
2.
Liste der Oberbeamten:
- Dr. Friedrich Christian Benedikt Avé-Lallement (1809-1892), Polizeiaktuar 1851-1868.
- Dr. Friedrich Adolph Hach (1832-1896), Polizeiaktuar 1868-1896.
- Heinrich Gustav Adolf Velhagen (1862-1947), Rat beim Polizeiamt 1897-1906.
- Dr. Friedrich Lange (1878-1961), Rat beim Polizeiamt 1907-1910.
- Dr. Friedrich Adolf Linde (1872-1952), Rat beim Polizeiamt 1910-1933, Präsidialrat.
- Dr. Rudolf Volger (1885-1968) 1933-1937.
3.
Die Registratur des Polizeiamtes war alphabetisch nach Sachbegriffen angelegt und mit Nummern versehen, die wieder untergliedert waren und zunächst noch eine Facheinteilung hatten. Die Registratur ist ca. siebzig Jahre lang nicht modernisiert worden, sondern man hat die neu entstehenden Akten jeweils unter den alten Nummernbezeichnungen einzupassen versucht, was mit der Zeit zu großer Unübersichtlichkeit führte. Es empfahl sich daher nicht, dieses Prinzip auch für die Verzeichnung zu übernehmen. Es wurde eine sachliche behutsame Neuordnung des Gesamtbestandes vorgezogen, die sich an der Aufgabenverteilung des Polizeiamts zu Anfang des 20 Jahrhunderts orientierte. Die Aktenfaszikel wurden sodann durchnummeriert. Eine Konkordanz beider Nummierungen kann sich erübrigen, da auf eine alte Nummernbezeichnung häufig mehrere neue kommen und sich unter Heranziehung des alten Aktenplanes und der alten Ablieferungsverzeichnisse mit Index die alten Bezeichnungen erschließen lassen.
Die Akten sind in zahlreichen Ablieferungen ins Archiv gelangt: 1920, 1923, 1928, 1936, 1937, 1938, 1940, 1941, 1954 und 1973. Sie wurden nicht im Zusammenhang der Ablieferungen geordnet, sondern in die große sachliche Gliederung gebracht. Kassiert wurden Rundschreiben, Doppelstücke, in großem Maße auch Einzelakten, die minder wichtigen Personalakten, Protokollbände, die vorhanden gewesen sein müssen, (Protokollauszüge!) sind nicht ins Archiv gelangt und nicht nachweisbar.
Während die Akten der Vorgängerbehörde Landgericht, wenn sie im Polizeiamt nicht fortgeführt worden waren, herausgenommen und zu jenem Bestand gelegt wurden, sind die Akten der Wette, z. T. sogar noch aus dem 17. Jahrhundert stammend, mit in den Bestand Polizeiamt eingeordnet worden.
Eine Rekonstruktion der Registratur der Wette, ist schon aus Gründen der einst kriegsbedingten Auslagerung und der daher nicht verfügbaren oder verlorenen Akten und Amtsbücher nicht möglich.
Die durch Übernahme der fischereipolizeilichen Aufgaben 1896 an das Polizeiamt gekommenen Akten des Stadt- und Landamts hatte man in den meisten Fällen nicht fortgeführt. Sie sind daher wieder an den Bestand Stadt- und Landamt angeschlossen. Da dem Polizeiamt auch die Mobilmachungsaufgaben oblagen, - 1922 übernahm es auch die Kompetenz der Ersatzkommission - umfaßt das vorliegende Verzeichnis auch die Mobilmachungsakten, auch gesondert den Bestand der Schutzpolizei. Dagegen sind die wenigsten Akten der Kriminalpolizei (Waffenscheine, Paßbestimmungen) kassiert. Bei der Eingliederung Lübecks in die Provinz Schleswig-Holstein 1937 sind wahrscheinlich im Geschäftsgang noch benötigte Akten aller polizeilichen Sparten an die Nachfolgebehörden übergegangen (so z. B. auch wohl an das Geheime Staatspolizeiamt). Im Archiv sind keine Akten vorhanden. Was die Gemeindepolizei betrifft, die ihren Aufgaben durch Verwaltungspolizei, Feuerlöschpolizei und Baupolizei nachkam, so bildet das Schriftgut dieser Einrichtungen eigene Bestände. Zum Teil, wie z. B. bei den Krugakten (seit dem 19. Jahrhundert) reichen die Akten noch in die Zeit des Bestehens des Polizeiamtes hinein, waren aber technisch nicht zu trennen. Die Behörde für innere Verwaltung 1928 begriff neben dem Polizeiamt auch das Gesundheitsamt mit dem Gesundheitsrat in sich; das Polizeiamt und das Gesundheitsamt wurden in Personalunion vom Polizeiherrn geleitet. Bei der Umorganisation 1937 und der damit verbundenen Aufhebung des Gesundheitsrats sind dessen Akten mit denen des Polizeiamts ins Archiv gelangt und ebenfalls hier verzeichnet worden.
Abgeschlossen im November 1977
Graßmann
Eingrenzung und Inhalt: die Behörde selbst incl. Personalakten, hoheitliche Aufgaben, Fremden-, Gesindepolizei, Vereine, Sozialdemokratie, Preßgesetz, Wahlen, Schul-, Vergnügungs-, Sitten-, Feuerpolizei, Gewerbe- und Fabrikwesen, Feld-, Landwirtschafts-, Jagd-, Fischerei-, Verkehrs-, Straßen-, Hafen- und Fluss-, Wohnungs-, Markt- und Nahrungsmittelpolizei, Aufsicht über Maß- und Gewicht, Trödelwesen, Krugwesen, Medizinal-und Veterinärpolizei, Gefängniswesen, Militaria, Mobilmachung, Abgaben, Schutzpolizei, Medizinalkollegium
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Polizeiliche Aufgaben waren vom Stadt- und Landgericht, von der Wette oder jeweils eigenen Institutionen wahrgenommen worden, bis mit Wirkung vom 1. Jan. 1852 das Polizeiamt eingerichtet wurde. Es hatte die gesamte Leitung des Polizeiwesens im lübeckischen Staat inne mit Ausnahme des Städtchens Travemünde und der fünf diesem benachbarten Dörfer Brodten, Gneversdorf, Teutendorf, Ivendorf und Rönnau, d.h. also die Sicherheitspolizei, Fremdenpolizei, das Heimatwesen, Gesindewesen, die Fabrikinspektion, die Medizinalpolizei, die Marktpolizei und Wache, die Fluß- und Hafenpolizei, die Feuer- und Lebensmittelpolizei, die Aufsicht über das Auktions- und Trödelwesen, über Maß und Gewicht, die Wegepolizei (seit 1921 von der Baubehörde wahrgenommen), die Gassen-, Krug-, Jagd-, Armenpolizei, die
Aufsicht auf Einhaltung der Sonntagsordnung und die Bettelaufsicht. Eine baupolizeiliche Abteilung wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1895 eingerichtet. Als 1879 das Amt Travemünde aufgelöst wurde, hat man dessen polizeiliche Aufgaben auch dem Polizeiamt zugeteilt. 1889 wurde eine militärisch organisierte Schutzmannschaft eingeführt, deren Leiter auch die Kriminalpolizei unterstellt war. Im Herbst 1920 wurde die Ordnungspolizei, unterteilt in die Schutzmannschaft für den Dienst in der Stadt, dazu Abteilungen Gewerbe, Verkehr, Markt (blaue Polizei) und die Schutzpolizei, die den Wachdienst in den Vorstädten wahrnahm (grüne Polizei), eingerichtet. 1926 wurden diese Unterscheidungen wieder aufgehoben. 1928 wurde das Polizeiamt mit dem Stadt- und Landamt, dem Amt für die Strafanstalt Lauerhof, dem Gesundheitsamt mit dem Gesundheitsrat, dem Amt für das Veterinärwesen, dem Amt für das Feuerlöschwesen, dem Statistischen Landesamt zur Behörde für innere Verwaltung zusammengelegt. Mit dem 15. Mai 1935 (in Kraft am 8. Aug. 1935) wurde das Polizeiamt in drei Abteilungen gegliedert: Abt. I: Verwaltungspolizei, Abt. II: Schutzpolizei, Abt.III: Kriminalpolizei. Angeschlossen waren: Feuerwehr, Landestierarzt (mit Staatlichem Untersuchungsamt, Schlachthofverwaltung, Schlachtviehgroßmarktverwaltung), Hafenamt, Seemannsamt, Eichamt, Landwirtschaftliche Untersuchungsstation. Die Aufgaben des Seemannsamtes waren 1894 vom Stadt- und Landamt an das Polizeiamt übergegangen. Durch Gesetz vom 21. April 1920 wurde dem Polizeiamt, dessen Verwaltung seit jeher durch einen Senator, den Polizeiherrn, bürokratisch geschah, ein Beirat beigegeben, der aus sechs bürgerlichen Mitgliedern bestand und an der Beschlussfassung über allgemeine Fragen der Polizeiverwaltung von grundsätzlicher Bedeutung teilzunehmen hatte. Ein Geheimes Staatspolizeiamt wurde im Frühjahr oder Sommer 1933 als Dienststelle des Polizeiamts geschaffen, 1935 als eigene Dienststelle herausgenommen. Mit der Eingliederung Lübecks in das Land Preußen trat an die Stelle des Polizeiamts Lübeck das preußische Polizeipräsidium. Neben dieser staatlichen Polizeiverwaltung wurde eine Gemeindepolizeiverwaltung eingerichtet.
Die Akten kamen in mehreren Ablieferungen seit 1920 bis 1973 ins AHL und wurden in den 1970er Jahren verzeichnet. Dabei wurden die Baupolizeiakten und die Krugakten sowie einige Splitterbestände nicht in das obengenannte Verzeichnis mitaufgenommen, sondern für sie liegen eigene Verzeichnisse vor.
- Bestandssignatur
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Archiv der Hansestadt Lübeck, 03.05-02
- Kontext
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Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 03 Behörden bis 1937 >> 03.05 Öffentliche Ordnung sowie Verwaltung des Landgebietes
- Bestandslaufzeit
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1650-1937
- Weitere Objektseiten
- Rechteinformation
-
Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
- Zugangsbeschränkungen
-
Benutzungsbeschränkung: keine
- Letzte Aktualisierung
-
22.02.2023, 10:29 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1650-1937