Bestand

Allerhöchste königliche Ordres (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Die genehmigten Vorträge des Kriegsministers beim König, dessen sonstige Allerhöchste Ordres sowie die ihnen formal und inhaltlich entsprechenden Ordres der provisorischen württ. Regierung seit November 1918 bildeten bei der Zentral-Abteilung des Kriegsministeriums eine Sonderregistratur, die im wesentlichen chronologisch aufgebaut ist. Inhaltlich erstrecken sich die Ordres auf alle militärischen, vor allem aber persönlichen Angelegenheiten (Auszeichnungen, Beförderungen, Versetzungen, Heiratserlaubnisse usw.).

Zur Geschichte des Bestandes und seiner Ordnung: Eine der Folgen des Beitritts von Württemberg zum Deutschen Reich war die Einschränkung der militärischen Selbständigkeit. Das Kriegsministerium wurde daher 1871 völlig neu organisiert. Die neue Geschäftsordnung sah zunächst drei Abteilungen vor: 1. das Zentralbüro, dessen Leiter der persönliche Adjutant des Kriegsministers war, 2. die Militärabteilung, 3. die Verwaltuzngsabteilung (Oekonomieabteilung). Für die innere Organitation des Geschäftsganges wurden Beamte aus dem preußischen Kriegsministerium angefordert und ab 1. Oktober 1871 in Stuttgart eingesetzt. Fragen der Registratur wurde von ihnen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Einführung preußischer Normen für den Innenlauf der Schriftstücke, ihre Registrierung in verschiedenenHaupt- und Abteilungsjournalen und die in Württemberg nicht übliche Aktenheftung bedeuteten eine erhebliche Umstellung. Die Registratur des Ministeriums wurde zwar als Einheit verstanden, doch wurde sie von Anfang an auf die einzelnen Abteilungen aufgeteilt, die eigene Journale führten. So gab es zunächst drei Abteilungsregistraturen. Eingehende Schreiben, die nicht umittelbar an eine Abteilung gerichtet waren, wurden im Zentralbüro vom Chef geöffnet und an die Abteilungen weitergeleitet. Nur wichtige Schreiben wurden dem Minister zugeleitet. Die mit dem Präsentatum versehenen Schreiben wurden eine Zeitlang in das Haupjournal im Zentralbüro (Zeichen K.M. hinter der Tagebuchnummer) eingetragen, anschließend in das Journal der bearbeitenden Abteilung (Zeichen C, OE oder M). Nach Erledigung wurden die Schreiben in beiden Journalen ausgetragen. Zum Zeichen dafür, daß die Austragung im Hauptjournal erfolgt war, wurde das Geschäftszeichen des Hauptjournals auf dem Schrftstück durchgestrichen, und zwar vor der Weitergabe zur Ablage an die federführende Abteilung. Dieser umständliche Weg wurde nach wenigen Jahren vereinfacht. Im Februar 1872 wurden für die Oekonomieabtelung, soweit sie als Korps- und Divisionsintendantur fungierte, zwei neue Sonderregistraturen eingerichtet. Im Herbst 1872 wurden neue Richtlinien erarbeitet, zu deren wichtigsten Bestimmungen die Behandlung der Allerhöchsten königlichen Ordres zählte. Bis zu diesem Zeitpunkt genossen sie keine Sonderstellung gegenüber sonstigen Schriftstücken. Die einschlägigen Paragraphen der neuen "Organisation und Ressortverhältnisse des Kriegsministeriums", die am 1. Januar 1873 allgemein in Kraft trat, lauteten: § 16: Über die Vorträge an den König wird bei dem Central-Bureau ein besonderes Journal geführt, die geheimen Vorträge, sowie die sonstigen Allerhöchsten Ordres werden ebendaselbst im Orginal aufbewahrt. Für die ordnungsmäßige Führung dieses Faszikels ist der Chef des Central-Bureaus persönlich verantwortlich. Die Concepte zu den Vorträgen an den König sind seitens der Abtheilungen so zeitig an den Kriegsminister zur Vorlage zu bringen, daß die Reinschriften spätestens am Vormittage des Tages vor dem Rapport bei Seiner Majestät dem König an das Central-Bureau gelangen. Notizen über Punkte, welche für den mündlichen Vortrag vor dem König als erwähnenswert erscheinen, sind dem Kriegsminister mit den bezüglichen Concepten vorzulegen. Nach erfolgter Genehmigung durch den König werden die Vorträge und sonstigen Allerhöchsten Ordres von dem Chef des Central-Bureaus mit dem Präsentat versehen und vom Kriegsminister gegengezeichnet; auf den Concepten der Berichte, welche nach erfolgter Allerhöchster Genehmigung an die Abtheilung zurückgehen, vermerkt der Chef des Central-Bureaus unter Namens-Unterschrift das Datum der betreffenden Allerhöchsten Ordre. Dem Kriegsminister erschien es zweckmäßig, "der durch die §§ 16 bis 18 bestimmten Errichtung einer besonderen Kabinets-Ordres-Registratur (!) eine rückwirkende Kraft bis zu der stattgehabten Neuformation des Kriegsministeriums zu geben" (Vgl. Akten der Zentral-Abteilung, Organisation des Kriegsministeriums, Generalia II.1.1.1. Bd. I). Unabhängig von den organisatorischen Veränderungen im Kriegsministerium bis 1918 blieben die Bestimmungen für die Allerhöchsten Ordres in Kraft. So wurden sie chronologisch ohne Heftung abgelegt und bis Ende 1916 jahrweise durchgezählt. Über den Inhalt der Ordres , der sich auf alle militärischen, vor allem aber persönliche Angelegenheiten (Auszeichnungen, Beförderungen, Versetzungen, Heiratserlaubnisse usw.) erstreckte, wurden chronologische Verzeichnisse in der Nummernfolge geführt. Bis 1904 waren die Ordres handgeschrieben. In diesem Jahr wurde erstmalig auch dafür eine Schreibmaschine verwendet. Die letzten Ordres unterzeichnete König Wilhelm am 8. November 1918, darunter die Entlassung des Kriegsministers v. Marchthaler. Formal in gleicher Weise, natürlich nicht mehr als "allerhöchste", wurden Ordres von der provisorischen Regierung erlassen. Aus der Zeit vom 24. November bis 31. Dezember 1918 liegen sie noch vor. Als Snderregistratur der Zentralabteilung gelangten die Ordres nach der Auflösung des Kriegsministeriums in die Stuttgarter Reichsarchivzweigstelle (Heeresarchiv). Im Ersten Weltkrieg wurden Duplikate der Allerhöchsten Ordres über rdensverleihungen chronologisch gebunden. Dazu wurden Namensindices angefertigt. Ach diese Bände befinden sich in dem hier verzeichneten Bestand, der insgesamt 12 lfd. m umfaßt. Er wurde im November/ Dezember 1870 vom Vertragsangestellten Westenfelder im Zuge der Neuverpackung erstmalig aufgenommen. Das Repertorium wurde von dem aufsichtsführenden Staatsarchivrats Dr. Thaddey gefertigt. Stuttgart, im Dezember 1970 Thaddey

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 1/1
Extent
12 lfd. m

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Behörden und Formationen >> Kriegsministerium und ihm unterstellte Behörden und Formationen >> Kriegsministerium

Date of creation of holding
1870-1918

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1870-1918

Other Objects (12)