Bestand

Militärischer Nachlass des Leutnants Martin Roller, *1894 (Bestand)

1. Zur Biografie Martin Rollers: Martin Roller wurde am 27. April 1894 in Mägerkingen (Oberamt Reutlingen) geboren. Seine Eltern waren Friedrich Roller, der aus Wildberg im Schwarzwald stammte und von 1905 bis 1923 als Lokomotivführer in Tübingen arbeitete, und Barbara Roller, geborene Hipp. Martin Roller wurde im Elternhaus erzogen und besuchte die Oberrealschule in Tübingen; er war evangelischer Konfessionszugehörigkeit. Nach dem Schulabschluss arbeitete Roller als "Verwaltungskandidat" des königlichen Oberamts in Heidenheim an der Brenz. Am 30.04.1915 ist Roller als Rekrut in die 4. Kompanie des Ersatzbataillons des Infanterieregiments Nr. 120 in Ulm eingetreten. Bis Ende des Jahres 1915 war er unterschiedlichen Einheiten zugeordnet, ohne jedoch im Fronteinsatz zu stehen: Am 21.08.1915 wurde er dem 3. Rekrutendepot des Ersatz-Pionierbataillons Nr. 13 zugewiesen, von dem er am 16.10.1915 zur 2. Kompanie des Ersatzbataillons des Infanterieregiments Nr. 120 abgeordnet wurde. Die nächste Station war ab 11.12.1915 die 4. Kompanie des Ersatzbataillons Nr. 13. Der Kampfeinsatz an der Front begann für Roller mit dem Dienst in der 11. Kompanie des Landsturm-Infanterieregiments Nr. 13 ab 19.12.1915. Er befand sich mit seiner Einheit bis zum 01.12.1917 im Stellungskampf gegen russische Verbände am Oginski-Kanal in der Ukraine. Während dieser Zeit vollzog sich Rollers Aufstieg in der militärischen Laufbahn: Er wurde am 01.06.1916 zum Gefreiten, am 01.09. desselben Jahres zum Unteroffizier befördert. Daran schloss sich eine waffentechnische Schulung an: Im Dezember 1916 absolvierte Roller einen Maschinengewehrkurs, von Februar bis Anfang März 1917 folgte eine Einweisung in den Umgang mit leichten Minenwerfern. Mitte März 1917 erhielt Roller das Eiserne Kreuz II. Klasse. Am 18.03.1917 stieg er zum Offiziersanwärter auf. Die Beförderung zum Vizefeldwebel erfolgte am 05.08., diejenige zum Leutnant am 07.12.1917. Die Rangerhöhung wurde von Kursen in Truppenführung begleitet. Roller nahm im Mai und Juni 1917 an einem Offiziersanwärterkurs und im November 1917 - vor der Beförderung zum Leutnant - an einem Stoßtruppkurs teil. Roller hielt sich für die Dauer des Waffenstillstands mit Russland, der während der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk galt, vom 02.12.1917 - 18.02.1918 weiterhin am Oginski-Kanal auf. Deutschland schloss im Februar 1918 mit der Ukraine einen Sonderfrieden. Gleichwohl wurden deutsche Einheiten, die dort als Besatzung dienten, durch innere Unruhen sowie durch "rote" russische Soldaten, die die Staatsgewalt der Ukraine unterminierten, in Kämpfe verstrickt. Die Einheit Rollers nahm an diesen militärischen Auseinandersetzungen ebenfalls teil. Auch nach der Kapitulation Deutschlands im November 1918 waren die Kampfhandlungen für Rollers Verband in der Ukraine nicht beendet. Die auf den Rücktransport wartenden deutschen Verbände gerieten mit ukrainischen Soldaten, die Symon Petliura - ein Mitglied der Regierung des "Direktoriums" - kommandierte, in Konflikt. Roller kämpfte in diesem Zusammenhang vom 07.-11.12.1918 bei der Stadt Berditschew. Bis Anfang Januar erfolgte der Rückmarsch über Schitomir und Rowno nach Kowel, dessen Bahnhof vom 03.-20.01.1919 für den Rückzug deutscher Einheiten von der 11. Kompanie des Landsturm-Infanterieregiments Nr. 13, in der Roller diente, gesichert wurde. Der württembergische Leutnant kehrte Ende Januar 1919 mit seiner Einheit nach Esslingen zurück und wurde aus der Armee entlassen. Nach dem Abschied vom Heer gehörte Roller dem württembergischen Freikorps Haas an, das im Frühjahr 1919 gegen die bayerische Räteregierung vorging. Über das weitere Leben Martin Rollers sind keine Informationen verfügbar. Auch sein Sterbedatum geht aus dem vorliegenden Quellenmaterial nicht hervor.

2. Zum Nachlass Martin Rollers: Der Nachlass enthält schriftliche Dokumente sowie Bildmaterial zu Martin Rollers militärischer Laufbahn und seiner Dienstzeit an der Ostfront in der Ukraine während des Ersten Weltkriegs. Der Fotobestand dokumentiert sowohl den ukrainischen Kriegsschauplatz, von diesem insbesondere die Stellungen am Oginski-Kanal und die Stadt Berditschew, als auch auch die Lebensumstände der dortigen bäuerlichen Bevölkerung. Das Bildmaterial des Nachlasses reicht bis Januar 1919 und umfasst somit auch die Zeit der schwierigen Rückführung deutscher Truppen nach der Kapitulation im November 1918. Die bislang unverzeichneten Dokumente wurden im April 2008 vom Praktikanten Matthias Noller unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle verzeichnet. Der Bestand umfasst 11 Nummern.

3. Quellen- und Literaturhinweise: Das Hauptstaatsarchiv verwahrt unter der Signatur M 430/3 Bü 9200 eine Personalakte Martin Rollers. Literatur: Groß, Franz: Das 1. Württ. Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915-1918 (= Die württembergischen Regimenter im Weltkrieg 1914-1918, Bd. 3), Stuttgart 1920. Stuttgart, im April 2008 Dr. Wolfgang Mährle Matthias Noller M.A.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/299

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1888-1944

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1888-1944

Ähnliche Objekte (12)