Bestand
170/54 - Nachlass Andreas Lonsdorfer (Bestand)
Vorwort: Abt.
170/54 Nachlass Andreas Lonsdorfer
Umfang: 6 Archivkartons, 2 Mappen (= 69
Verzeichnungseinheiten = 1 lfm)
Laufzeit:
1899 - 1969
Zur Person:
Andreas Lonsdorfer wurde am 21.08.1880 in
Lisdorf/Krs. Saarlouis als Sohn von Nikolaus
Lonsdorfer und dessen Ehefrau Maria geb. Nalbach
geboren und gehörte keiner Konfession an. Die
Familie (5 Kinder namentlich bekannt) lebte in Metz,
die Eltern verstarben früh. Durch seinen Vater und
den Umgang mit seinem "geistigen Lehrmeister", dem
Schneider Fritz Bresch aus Metz (vgl. StadtA Wo Abt.
170/54 Nr. 34), wurde die Saat für seine politische
Ausrichtung (sozialistisch, kommunistisch,
antiklerikal, Freidenker) und seine philosophischen
Interessen gelegt. Vermutlich genoss er eine
Photographen-Ausbildung in Metz. Lonsdorfers Spuren
führen nach dem Tod des Vaters (+ 1899) über Höchst
(1900/02), Königstein (1902/03), Reichenberg und
Massersdorf in Böhmen (1907/08), über Bregenz
(1909-11) nach Basel (1913-15). Um 1912 war er nach
Gerichtsurteil des Gerichts in Feldkirch/Vorarlberg
für mehrere Monate inhaftiert. Im ersten Weltkrieg
wurde Lonsdorfer eingezogen und kam in
Kriegsgefangenschaft. In Worms lebte er ab November
1919 von Koblenz aus kommend im Durchgangslager, wo
er sich als Tagelöhner verdingte. Er heiratete am
25. August 1920 die aus Grübingen stammende
Friederike Moll, war dann als Fabrikarbeiter
beschäftigt (im Jahr 1922 bei Fa. Kaibel &
Sieber GmbH, vgl. StadtA Wo Abt. 170/54 Nr. 29). Die
gemeinsame Tochter Sonja Rosa wurde am 3. Mai 1923
geboren. Seinen Beruf als Photograph übte Lonsdorfer
erst wieder nach Verbüßung einer längeren Haftstrafe
(Butzbach) ab 1929 aus. 1934/35 machte er sich
selbstständig (vgl. StadtA Wo Abt. 170/54 Nr. 6) und
führte seine eigene Photographische Anstalt. In
diese trat 1947 seine Tochter Sonja, ebenfalls
Photographin, ein. Zuletzt befand sich das Geschäft
in der Siegfriedstr. 15. Andreas Lonsdorfer war
nicht nur - aus der Arbeiterbewegung geprägt -
politisch interessiert, sondern hatte schon in
jungen Jahren dichterische Ambitionen. Seine
Erlebnisse, Gefühle und politischen Ansichten
verpackte er in Versform, nutzte zeitweilig auch als
Pseudonym "Luzifer". Er verstarb am 29. Oktober 1969
in Worms, nur wenige Monate nach seiner Ehefrau (+
13.07.1969).
Zur Übernahme:
Im
März 2016 bekundete Frau Kirsten Knospe-Karches,
Enkelin von Andreas Lonsdorfer (1880-1969) und
Tochter von Sonja Knospe geb. Lonsdorfer
(1923-2015), die Bereitschaft, noch verbliebene
Unterlagen und Fotografien der Vorgenannten aus dem
Haus Liebenauer Str. 40 (letzte Wohnadresse
Lonsdorfers) an das Stadtarchiv Worms abzugeben. Die
Übergabe erfolgte am 11. März 2016, dabei wurde der
ursprüngliche Lagerungszustand im 2. Obergeschoss
des Hauses fotografisch dokumentiert. Der Umfang des
Materials umfasste sechs Archiv-Umzugskartons, davon
zwei mit Schriftgut. Dieses wurde von dem
Fotomaterial separiert und wird als Abt. 170/54
Nachlass Andreas Lonsdorfer als eigenständiger
Nachlassbestand im Stadtarchiv geführt. Der
fotografische Nachlass (vier Archivboxen) soll
später in den schon vorhandenen Fotobestand
Lonsdorfer des Fotoarchivs integriert werden.
Zur Verzeichnung:
Das schriftliche
Material, das sich als sehr heterogen erwies, wurde
zunächst gesichtet und ansatzweise grob vorgeordnet.
Eine Abgrenzung der Unterlagen aus der Provenienz
von Sonja Lonsdorfer von dem übrigen konnte relativ
gut durchgeführt werden. Die Verzeichnung erfolgte
nach dem Bär'schen Prinzip unter Vergabe
fortlaufender Nummern. Die Klassifikation konnte
erst nach Abschluss der Titelaufnahme im
Archivprogramm Augias erstellt werden.
Zum Inhalt:
Nur wenige
Verzeichnungseinheiten geben Aufschluss über Andreas
Lonsdorfer als Privatmann und als Fotograf. Hier
erweisen sich die Korrespondenzen als hilfreich, die
jedoch eher den Zeitraum bis zum Ersten Weltkrieg
abdecken. Die Kriegs- und unmittelbare
Nachkriegszeit wird mit Papieren aus der
Kriegsgefangenschaft und danach berührt.
Beeindruckend und gleichzeitig verwirrend in der
Form ist die Verzeichnungseinheit Nr. 34, die
einzelne selbstbiographische Aufzeichnungen mit
zahlreichen Gedichten enthält. Hierin spricht
Lonsheimer selbst von seinen "Seelenstürmen". Anhand
dieser Ausführungen kann man Lonsdorfers Leben von
1899 bis 1902 punktuell verfolgen (Tod des Vaters,
Erste Liebe, aktive Teilnahme an der
Arbeiterbewegung, Arbeitslosigkeit).
Für
Sonja Lonsdorfer wird insgesamt der berufliche Weg
dokumentiert. Sie genoss ihre Ausbildung in Berlin
an der Photographischen Lehranstalt Lette Verein
Berlin, arbeitete dann als Fotografin bei der
Vereinigten Leichtmetall-Werke GmbH in
Hannover-Linden bis sie 1947 das väterliche
Fotolabor in Worms übernahm. Gleichzeitig
absolvierte sie einen Meisterkurs. Ihr Meisterstück
(StadtA Wo Abt. 170/54 Nr. 21; April 1948) liegt
neben weiteren von ihr gefertigten Fotografien im
Bestand vor.
Trotz Kassationen und
Abgaben an die Stadtbibliothek (Bücher) beinhalten
allein drei Archivkartons (13 VE Nr. 54 - Nr. 66)
Kleinschriften und graue Literatur mit den
Schwepunkten Politik [Sozialismus, Kommunismus,
NS-Zeit, Weimarer Republik usw] und Philosophie
[Monismus, Freidenkertum usw.]. Die Entscheidung für
die Übernahme fiel mit Rücksicht auf das Gesamtbild
der Persönlichkeit von Andreas Lonsdorfer.
Auffallend bei den Broschüren und Heften war, dass
oftmals die Umschläge mit den Titeln fehlten.
Worms, im November 2016
Margit
Rinker-Olbrisch
Zitierhinweis:
Abt. 170/54
Erschließungszustand, Umfang: Verz. Sept.-Nov.
2016
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Worms, 170/54
- Context
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Nachlässe/Nachlass-Splitter
- Date of creation of holding
-
1899-1969
- Other object pages
- Last update
-
15.12.2023, 2:57 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1899-1969