Bestand

Regierung zu Königsberg (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd

Vorbemerkung

Behördengeschichte:

Administrativ war die Provinz Ostpreußen zunächst als ein Kammerdepartement mit der 1723 begründeten Kriegs- und Domänenkammer zu Königsberg (Kammerdepartement Preußen) eingerichtet worden, zu dem 1727 die zunächst als Deputation gegründete, ab 1736 dann selbständige Kriegs- und Domänenkammer zu Gumbinnen (Kammerdepartement Litthauen) trat. Die nach wie vor bestehende (Ost-) Preußische Regierung verlor ihren Status als zentrale Behörde und musste in wachsenden Maße Zuständigkeiten abtreten; 1781 wurde sie zum ‚Etatsministerium' umbenannt. Die Stein-Hardenbergschen Verwaltungsreformen führten zur Auflösung der Kriegs- und Domänenkammer wie auch des Etatsministeriums und Einrichtung der Regierungen zu Gumbinnen 1809 und Königsberg 1813, 1905 zur Förderung Masurens ergänzt um die Regierung zu Allenstein.
Die Verordnung zur Einrichtung der Provinzial-, Polizei- und Finanzbehörden vom 26. Dezember 1808 [1] regelte auch die Befugnisse der Regierung Königsberg als Landeshoheitsbehörde, Landespolizeibehörde und Finanzbehörde. Zudem war sie zuständig für das Landarmenwesen, das Gestütswesen und führte die Aufsicht über das Lotteriewesen, die Universitäten sowie Magazinangelegenheiten.
Organisatorisch bestand die Regierung Königsberg aus einem Präsidium, welches sich aus dem Präsidenten und zwei bis drei Regierungsdirektoren und einer angemessenen Anzahl von Räten und Assessoren zusammensetzte. An den Geschäften der Regierung nahmen ferner auch neun landständische Repräsentanten teil.
Die Dienstinstruktion zur Geschäftsführung der Regierungen in den königlich-preußischen Staaten vom 23. Oktober 1817 [2] präzisierte auch den Geschäftskreis der Regierung zu Königsberg und ihrer Abteilungen sowie deren Befugnisse.
Durch die Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825 [3] erfuhr die Organisation der Regierungen - und somit auch der Regierung zu Königsberg - eine Neuordnung, insbesondere dadurch, dass sie die Zuständigkeiten des Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten klarer regelte. Der Regierungspräsident führte die Oberaufsicht über sämtliche Verwaltungsbehörden seines Regierungsbezirkes. Er war die Aufsichtsbehörde erster Instanz für die Kreis- und Stadtbehörden, zweite und letzte Instanz für die Landgemeinden. Ihm unterstanden die einzelnen Kreisärzte und Kreisschulräte, die den verschiedenen Abteilungen der Behörde des Regierungspräsidenten zugeordnet waren. Zudem wurde die bisher auf zwei Regierungsabteilungen verteilte Geschäftsbearbeitung auf fünf Ressorts erweitert. Infolgedessen wurden eine Abteilung für Inneres, für Kirchenverwaltung und Schulwesen, zur Verwaltung der direkten Steuern und der Domänen und Forsten, eine Abteilung für die Verwaltung der indirekten Steuern sowie eine Abteilung für Kassen-, Etats- und Rechnungsangelegenheiten geschaffen. Diesen einzelnen Abteilungen standen ‚Oberregierungsräte' vor.
Der Gebietsumfang der Provinz Ostpreußen blieb mit Ausnahme des Memelgebiets (Kreise Memel Stadt und Land, Heydekrug, Niederung, Ragnit, Tilsit Stadt und Land), das infolge des Versailler Vertrags abgetreten und zunächst von Frankreich im Auftrag des Völkerbundes verwaltet, 1923 dann von Litauen annektiert wurde, bis Ende des Zweiten Weltkriegs weitestgehend bestehen. Nach Kriegsende erfolgte dann auf Beschluss des Alliierten Kontrollrats am 25. Februar 1947 die Auflösung des Staates Preußen; das Gebiet seiner Provinz Ostpreußen kam an die UdSSR und Polen.

Bestandsgeschichte:

Die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz vorhandene Territorialüberlieferung Ostpreußens setzt sich im Wesentlichen aus denjenigen Beständen, Nachlässen und Sammlungen des früheren Staatsarchivs Königsberg/Preußen zusammen, die vor Ende des Zweiten Weltkriegs nach Westen verlagert und über das damalige Staatliche Archivlager in Göttingen 1979 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz abgegeben wurden. Während das Archiv des Deutschen Ordens (bis 1525) und des Herzogtums Preußen (bis 1701) fast vollständig hier zur Verfügung stehen, nimmt die Überlieferungsdichte im folgenden Zeitraum kontinuierlich ab; im späten 19. und im 20. Jahrhundert ist dann nur noch ein kleiner Ausschnitt des ursprünglichen Archiv- bzw. Behördenschriftguts vorhanden.
Die Repositur 10 Regierung zu Königsberg zählt in der XX. Hauptabteilung Historisches Staatsarchiv Königsberg zu den verlustreichen Beständen; lediglich 298 Verzeichnungseinheiten aus dem Zeitraum von 1702 - 1936 sind überliefert.
Erhalten sind außerdem drei Bände Altfindmittel, in dem die noch vorhandenen Akten bei Revisionen in Göttingen und nach der Übersiedelung nach Dahlem in Berlin mit Revisionshaken versehen wurden und Nachträge aus anderen Beständen des Historischen Staatsarchivs Königsberg aufgrund ihrer zeitlichen Zuständigkeit zugeordnet worden waren. Die großformatigen Findbücher hatten im Verlauf der Jahre besonders durch die Benutzung gelitten, so dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts die überlieferten Akten nach dem ursprünglichen Registraturschema in ein vorläufiges Findbuch verzeichnet wurden. Im Zuge der Datenbankeingabe und Onlinestellung ist nun die Überarbeitung der Klassifikation und der Titel erfolgt.

Verweis auf andere Bestände des GStA PK

- I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern
- I. HA Rep. 84 a Justizministerium
- I. HA Rep. 87 Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
- I. HA Rep. 90 Staatsministerium, jüngere Registratur
- XX. HA, Oberratsstube, Preußische Regierung, Ostpreußisches Etatsministerium
- XX. HA, Ostpreußische Folianten
- XX. HA, Rep. 2 II Oberpräsident der Provinz Ostpreußen
- XX. HA, Rep. 12 Regierung zu Gumbinnen
- XX. HA, Rep. 14 Regierung zu Allenstein
- XX. HA, PKG - Plankammer der Regierung zu Königsberg

Weiterführende Literatur

- Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe A: Preußen, herausgegeben von Walther Hubatsch, Band 1: Ost- und Westpreußen, bearbeitet von Dieter Stüttgen, Marburg/Lahn 1975, S. 7 folgende.
- Forstreuter, Kurt: Das Preußische Staatsarchiv in Königsberg. Göttingen 1955.
- Jähnig, Bernhart: Verlagerung der Königsberger Archivbestände von Göttingen nach Berlin. In: Der Archivar, Jahrgang 34, Heft 3, 1981, Spalte 400 - 402.
- Täubrich, Rainer (Bearbeiter): Archive in Ostpreußen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Bonn 1990.
- Archiwum Panstwowe w Olsztynie: informator o zasobie archiwalnym / opracowal Mariusz Tomasz Korejwo. Warszawa: Naczelna Dyrekcja Archiwów Panstwowych; Archiwum Panstwowe w Olsztynie, 2007.
- Verzeichnisse der 1944 nach Grasleben überführten Archivalien des Staatsarchivs Königsberg. In: Preußenland. Neue Folge 7/2016, Seite 155 - 176.
- Hauf, Reinhard: Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Königsberg 1871 - 1920. Köln 1980.
- Belke, Hans-Jürgen: Die preußische Regierung zu Königsberg 1808 - 1850. Köln 1976.
- Bittner, Georg: Die preußische Regierung zu Königsberg 1918 - 1945. Leer 1988.
- Schlott, Adolf: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Königsberg. Tilsit 1848.
- Wald, Samuel Gottlieb: Topographische Übersicht des Verwaltungsbezirks der Königlichen Preußischen Regierung zu Königsberg in Preußen. Königsberg 1820.
- Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Königsberg. Königsberg 1817 - 1943.


Formalangaben:

Letzte vergebene Nummer*:
(* bei Signierung nach nc)

Umfang (in laufenden Metern): 8,5

Lagerungsort : Dahlem

Die Akten sind auf rosafarbenen Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XX. HA, Rep. 10, Tit. # Nr. # + gegebenenfalls Band #

Zitierweise:
XX. HA Historisches Staatsarchiv Königsberg, Rep. 10 Regierung zu Königsberg, Tit. # Nr. # + gegebenenfalls Band #



Berlin, 13. Dezember 2019 (Constanze Krause M.A.; Archivamtsrätin)

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Endnoten:
[1] Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial-, Polizei- und Finanzbehörden vom 26. Dezember 1808. In: Gesetzblattsammlung, 1806/1810, S. 464 - 480.
[2] Instruktion zur Geschäftsführung der Regierungen in den königlich-preußischen Staates vom 23. Oktober 1817. In: Gesetzblattsammlung, 1817, S. 248 - 282.
[3] Allerhöchste Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825, betreffend eine Abänderung in der bisherigen Organisation der Provinzialbehörden. In: Gesetzblattsammlung, 1826, S. 7 - 12.



Zitierweise: GStA PK, XX. HA, Rep. 10

Bestandssignatur
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. HA, Rep. 10
Umfang
Umfang: 8,5 lfm (298 VE); Angaben zum Umfang: 8,5 lfm (298 VE)
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Preußenland / Ostpreußen >> Die preußische Provinz bis 1945 >> Innere, Polizei- und Bauverwaltung

Bestandslaufzeit
Laufzeit: 1702 - 1936

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Letzte Aktualisierung
28.03.2023, 08:52 MESZ

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  • Bestand

Entstanden

  • Laufzeit: 1702 - 1936

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