Bestand
Grafschaft Wertheim: Kirchen- und Schulsachen (Bestand)
1. Behördengeschichte: Die Akten des vorliegenden Bestandes "Wertheimer Kirchen- und Religionssachen", die eine Gesamtlaufzeit vom Beginn des 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts aufweisen, entstammen der Verwaltungstätigkeit der Gräflichen Regierung sowie ihrer Nachfolgebehörden Justizkanzlei und Domänenkanzlei. Die für die Administration der hoheitlichen Rechte und Pflichten zuständige Regierung war bis zur Verwaltungsneugliederung 1808 neben der Kammer, die die wirtschaftlichen Angelegenheiten der Güter und Finanzen betreute, die zentrale Oberbehörde der Herrschaft Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Nach erfolgter Mediatisierung der Herrschaft wurde anstelle der Kammer die Domänenkanzlei, die für die verbliebene Güter- und Finanzverwaltung zuständig war, geschaffen. In gleicher Weise richtete man statt der Regierung eine Gräfliche Justizkanzlei ein, der nun die Hoheitsverwaltung oblag. Nach der Aufhebung der standesherrlichen Hoheitsrechte 1813 löste man die Justizkanzlei auf und übertrug die verbliebenen Zuständigkeiten der Domänenkanzlei, die seither die zentrale Behörde der inzwischen in den Fürstenstand erhobenen Linie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg bildet. Der Bestand umfaßt geographisch die alte evangelische Grafschaft Wertheim, die auch nach der 1611 vorgenommenen Teilung des Hauses in die Linien Virneburg und Rochefort gemeinschaftlich von beiden Linien verwaltet und regiert wurde. Noch nach dem Übertritt der älteren Linie Rochefort zum katholischen Glauben 1623 ist die gemeinschaftliche Regierung beibehalten worden, wobei die unterschiedlichen Weltanschauungen und gegenseitigen Herrschaftsansprüche zu andauernden Konflikten führten. Zur Einrichtung einer lediglich für die Grafschaft zuständigen Behörde ist es allerdings nie gekommen, so daß die diesbezügliche schriftliche Überlieferung in beiden fürstlichen Archiven zu finden ist. Für die Benutzung sind daher auch die Kirchen- und Religionssachen im Rosenbergischen Archiv heranzuziehen. Inhaltlich beschränken sich die Akten auf überwiegend verwaltungstechnische Belange, seien es Pfarrbesetzungen oder Bauangelegenheiten, und befassen sich nur gelegentlich mit Glaubens- oder gar Grundsatzfragen.
2. Bestandsgeschichte: Die hier vereinigten drei Bestände F 21, F 21a und F 22 beinhalten Akten der Freudenbergischen Domänenkanzlei sowie ihrer Vorgängerbehörden Regierung und Justizkanzlei. In seltenen Fällen finden sich innerhalb mancher Akten auch solche mit der Bezeichnung "Graf Friedrich Ludwig'sche Kabinettsakten", eine Art Handakten, die, zumindest in einem Fall, dem ebenso bezeichneten Bestand F 10 entnommen zu sein scheinen. Im Jahr 1975 erwarb das Land Baden-Württemberg die Archive der beiden Fürstenhäuser und die Bestände, die bis dahin im Archivraum der Domänenkanzlei verwahrt wurden, gelangten 1977 im Rahmen der Übernahme in das neugeschaffene Staatsarchiv Wertheim. Aus diesem Anlaß führte das damalige Archivpersonal eine Revision aller Bestände durch. Schon zu Beginn unseres Jahrhunderts hatten zwei Bestandsüberprüfungen stattgefunden, 1905 durch den Fürstlichen Archivrat Dr. Friedrich Wecken und 1927 durch den späteren Domänenrat Otto Heilig. Das Ergebnis dieser Revisionen zeigt, daß besonders im Bestand F 22 Überlieferungslücken bestehen. Davon sind vor allem jene Akten betroffen, die den Vermerk "Archiv" erhalten hatten. Den Anfang einer geordneten Verzeichnung machte 1913 Dr. Hans Walter, der die Kirchen- und Religionssachen nach rein geographischen Gesichtspunkten gegliedert zu verzeichnen beabsichtigte und mit der Gemeinde Remlingen begann. Dabei entstand der Bestand F 21a mit einem eigenen Findbuch. Auch für die beiden älteren Bestände gab es ein Findmittel (F 21) bzw. ein Registraturhilfsmittel (F 22), die vermutlich bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sind.
3. Bearbeiterbericht: Im neuen Bestand "Wertheimer Kirchen- und Religionssachen" mit der Signatur F Rep. 22 wurden aufgrund ihrer Gleichartigkeit und zweifelsfreien Zusammengehörigkeit die Bestände F 21, F 21a und F 22 vereinigt. Für alle drei Bestände waren bereits Findmittel vorhanden, die sich jedoch auf eine numerische, grob nach Laufzeit geordnete Reihung der Titel beschränkten, so daß eine Neuverzeichnung sowie das Erstellen einer Klassifikation im Hinblick auf eine bessere Benutzbarkeit notwendig waren. Die nach der Verzeichnungsarbeit erstellte Klassifikation ist nach Sachgebieten gegliedert und zweistufig aufgebaut, wobei die Unterordnung der Akten bei großem Anfall von Ortsbetreffen alphabetisch nach Gemeinden erfolgte. Im Anhang finden sich zusätzlich Indices und Konkordanzen. Wegen der frühen Laufzeit und der ohnehin lückenhaften Überlieferung wurden keinerlei Kassationen vorgenommen. Der neu verpackte Bestand umfaßt ca. 7,2 lfd. Regalmeter mit insgesamt 371 vergebenen Nummern. Die Verzeichnung erfolgte im Juli und August 1993 durch Archivinspektoranwärterin Astrid Groh im Rahmen ihrer Ausbildung. Das Repertorium wurde mit dem Verzeichnungsprogramm MIDOSA erstellt. Wertheim, August 1993 Astrid Groh
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 22
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Altes Archiv >> Kanzlei, Regierung und Kammer
- Date of creation of holding
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1527-1892
- Other object pages
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- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
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25.03.2024, 1:33 PM CET
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1527-1892